Die Bremer Stadtmusikanten erobern Wien: Janine Jansen und Paavo Järvi im Musikverein

Konzertkritik

14.05.2025 

Jens F. Laurson

Alles ist genau, alles hat Schwung, alles macht Spaß im Konzert der Deutschen

Kammerphilharmonie Bremen mit Janine Jansen und Paavo Järvi.

Abschuss der Janine-Jansen-Personale im Musikverein mit Paavo Järvi und der Deutschen Kammerphilharmonie Bremen Musikverein Wien / Amar Mehmedinovic


Präzise, farbenfroh, einsatzfreudig und hochdramatisch gestaltete die Kammerphilharmonie Bremen unter Paavo Järvi Franz Schuberts „Unvollendete" im Musikverein: alles Eigenschaften dieser Orchester-Dirigenten-Beziehung, die auch im 21. Jahr kaum Abnutzungserscheinungen zeigt. Die haargenauen Einsätze, die gleichmäßig gehaltenen Crescendi, der saubere, sichere Ton der Streicher gerade in leisen Passagen: Sie springen geradezu ins Ohr und heben die Aufführung über ein nur gutes Durchschnittskonzert hinaus.

Schuberts „Tragische"

', durchwegs schärfer

gestellt


Das gleiche Bild in Schuberts zum Abschluss gespielter Vierter Sinfonie in c-Moll, der sogenannten Tragischen. Aber: Tragisch ist an diesem Werk eigentlich nur, wie langweilig es in den Händen so vieler Dirigenten klingt. Nicht hier. In der Paavo-Bremen-Kombo knallt es fast noch bevor der erste Akkord erklingt, so schnell kommt der Einsatz. Und von da an wird auf jede erdenkliche Weise übertrieben: in Dynamik und Phrasierung, bei der Rhythmik und den geradezu absurd schnellen Tempi. Wo immer man etwas schärfer stellen konnte, wurde auch schärfer gestellt. Eigentlich müsste das Resultat überzeichnet sein - wie ein hyperrealistisches Gemälde von Denis Peterson. I wo! Alles bleibt geschmackvoll und die Sinfonie bekommt Leben, wird elektrisierend, wie es der erste große symphonische Wurf eines 18-Jährigen sein sollte.

Luftig-leichter Beethoven mit Janine Jansen

Wenn es in Beethovens Violinkonzert einen Tick weniger konzentriert zur Sache ging, machte Janine Jansen das mehr als wett. Die Geigerin spielte mit einem begnadet intensiven Piano, fast Pianissimo. So viel Ton mit solcher Leicht- und Luftigkeit zu erzeugen, musste wohl auch Marin Alsop und Philippe Jordan beeindrucken, die sich die Aufführung nicht entgehen lassen wollten. Unpassend, aber zum traurig Dahinschmelzen schön: Sibelius' „Andante

Festivo" als Zugabe.

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