Lang Lang begeistert das Publikum
rp-online
von ingo hoddick
24.10.2016
Das Konzert von Lang Lang am Samstag in der ausverkauften Mercator-Halle war ein musikalisches Fest.
Duisburg. Dieses Konzert-Programm mit dem 1982 in China geborenen Starpianisten wurde weltweit überhaupt nur zweimal aufgeführt: am Tag zuvor in Bremen und dann in der ausverkauften Duisburger Philharmonie Mercatorhalle. Von Ingo Hoddick
Das Klavier-Festival Ruhr findet jedes Jahr im Sommer statt. Der Jahrgang 2016 ist natürlich längst Geschichte, aber jetzt gab es ein herbstliches Extra, weil die Duisburger Philharmonie Mercatorhalle erst im September wiedereröffnet worden war. Und das galt als besonderes Schmankerl, denn im Mittelpunkt stand ein Pianist, der auch vielen Menschen bekannt ist, die sonst nicht so viel mit klassischer Musik zu tun haben - man kann ihn geradezu populär nennen. Lang Lang ist ja auch jemand, der nicht nur durch sein Klavierspiel wirkt, sondern auch durch seine Persönlichkeit. Klar, dass der Große Saal mit seinen gut 1800 Plätzen da ausverkauft war.
Gewählt hatte sich Lang Lang für sein Duisburger Debüt das halbstündige Konzert für Klavier und Orchester Nr. 24 c-Moll KV 491 (1786) von Wolfgang Amadeus Mozart. Es ist das am meisten sinfonische der 27 Klavierkonzerte dieses Komponisten, die reiche Bläserbesetzung steht im ständigen und raffinierten Dialog mit dem Solisten. Zum Glück verzichtete Lang Lang hier fast ganz auf die sonst bei ihm üblichen Manierismen, auch wenn immer noch der eine oder andere Einzelton unvermittelt herausgeknallt oder manche Melodien mit etwas zu viel Pathos versehen wurden. Doch zwang Maestro Mozart den Pianisten zu Respekt und Demut, zu schlichter Gestaltung und vor allem zu einem aufmerksamen, ja kammermusikalischen Zusammenspiel mit dem Orchester. Hernach reichte er seine Blumen an die schwangere Orchestermusikerin am letzten Pult der zweiten Geigen weiter und ließ dann in der Zugabe seine etwas sprunghafte Virtuosität von der Leine. Es war der rituelle Feuertanz aus dem Ballett "Der Liebeszauber" von Manuel de Falla, in einem rasanten Arrangement für Klavier solo. Das erinnerte an die Anekdote, der zufolge Lang Lang im Alter von zwei Jahren im Fernsehen "Tom und Jerry" sah, als Tom die Ungarische Rhapsodie Nr. 2 cis-Moll von Franz Liszt auf dem Klavier spielte. Diese erste Begegnung mit westlicher Musik soll in ihm den Wunsch geweckt haben, Klavier spielen zu lernen. Nun, jetzt tobte die Mercatorhalle vor Begeisterung, der Pianist verabschiedete sich freundlich winkend.
Erfreulich war außerdem, dass hier auch die erstklassige Deutsche Kammerphilharmonie Bremen mit ihrem aus Estland stammenden Künstlerischen Leiter Paavo Järvi erstmals in unserer Stadt auftrat. Die beiden rahmenden Orchesterwerke verrieten das gar nicht so geheime Thema des Abends, nämlich das Wechselspiel von düsteren und heiteren Elementen. Das eine war die Ouvertüre zu Mozarts Oper "Don Giovanni" KV 527 (1787), das andere die Sinfonie Nr. 2 D-Dur op. 73 (1877) von Johannes Brahms. Zu der im idyllischen Pörtschach am Wörthersee entstandenen, insgesamt eher entspannten Sinfonie sagte Brahms nur halb ironisch, die Partitur solle "mit Trauerrand gedruckt werden". Der Dirigent ließ das kleine Orchester auf den Punkt agieren, vor allem die wirklich vorzüglichen Holzbläser, so dass auch die vielen auswärtigen Besucher die Akustik der Mercatorhalle lobten. Ein wenig gewöhnungsbedürftig wirkt es, dass Paavo Järvi das Tempo häufig veränderte. Das geht in Ordnung in dem Sinn, dass Brahms über die Aufführungspraxis seiner Werke einmal gesagt hatte: "Hauptsache, Ihr macht es schön!"Quelle: RP
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