Auf dem Gipfel frohlockt der Antichrist – Tonhalle-Konzert mit Paavo Järvi und der «Alpensinfonie»

 NZZ

Christian Wildhagen

24.03.2023

Zürichs Musikdirektor steigt mit schwerem Gepäck in die Berge: Die riesig besetzte «Alpensinfonie» von Richard Strauss ist bei ihm zum Glück mehr klingende Philosophie als Ansichtspostkarte. Zuvor sorgt der Pianist Fazıl Say bei Mozart für Überraschungen.

Das ist der Gipfel: Da sitzen weit über hundert Musikerinnen und Musiker eng zusammengepfercht und in höchster Spannung auf der Bühne der Tonhalle Zürich, der Komponist aber verweigert ihnen vorerst jede Entladung der angestauten Energie. Stattdessen erklingt nur ein einsames Solo der Oboe – Simon Fuchs, der vorzügliche Solist des Tonhalle-Orchesters, spielt es stockend, fragend, fast demütig. Alle ausser ihm scheinen für eine kleine Ewigkeit den Atem anzuhalten. Dann aber überwindet der Mensch seine Beklommenheit und tritt hinaus ins gleissende Sonnenlicht, über ihm nur der freie Himmel, unter ihm die prächtige Bergwelt, und die Musik bricht in einen Jubel aus, als wollte sie die Wände des Konzertsaals sprengen.

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