CONCERT REVIEW: Kleine Häppchen als Vorgeschmack
Von Ralf Döring
Neue OZ-Online,20.08.2005
Bremen - Da gehen einige "Ohs" durch die Reihen. Keine Frage, mit ihrem knallroten Kleid macht Baiba Skride schon rein optisch etwas her. Dabei steht die flammende Farbe in bemerkenswertem Gegensatz zur schüchternen Ausstrahlung.
Ein wenig verstohlen wischt sie die Hand am Kleid ab, bevor sie dem Konzertmeister der Kammerphilharmonie Bremen und deren Dirigenten Paavo Järvi die Hand gibt. Doch souverän gibt sie sich, wenn sie ihre Geige ansetzt und mit ihrem warmen Ton das Konzerthaus "Die Bremer Glocke" füllt.
Nach ihrem Gastspiel beim "Nordtöne"-Festival in Osnabrück gab Skride ihr Debüt bei den Salzburger Festspielen im Jahr 2004: der Startschuss zur großen Karriere. Dennoch findet die 24-jährige Lettin noch Zeit für Abstecher in die vermeindliche Provinz: So gastiert sie Ende der kommenden Spielzeit, im Juni 2006, abermals in Osnabrück als Solistin beim 8. Symphoniekonzert. Und dort tritt sie mit einem ungleich gewichtigeren Programm auf als nun in Bremen: Johannes Brahms' Violinkonzert steht dann auf dem Programm.
In gewisser Weise ist auch ihr Auftritt in der Glocke Ausdruck ihrer Souveränität: Baiba Skride muss sich und dem Publikum nichts beweisen. Und was sie aus den beiden Romanzen für Violine und Orchester von Beethoven macht, besticht durchaus. Denn ihr Spiel ist intelligent und technisch brillant. So treibt sie Beethovens Hits die Sentimentaliät aus, entwickelt aus der Partitur heraus ihren nuancenreichen Ausdruck.
Kein Dynamikwechsel wirkt hier zufällig, kein Akzent aufgesetzt, jeder Wechsel der Klangfarbe entspringt Skrides klarer Vorstellung vom musikalischen Inhalt. Leider ist das Orchester unter Järvi da nicht immer auf gleicher Höhe - wie sich die Kammerphilharmoniker an diesem Abend ohnehin nicht von ihrer besten Seite zeigten. Wacklige Einsätze, gelegentlich auch etwas zu viel Kraft, machen es Skride nicht immer leicht.
Mit Sibelius stand ein weiterer Komponist auf dem Programm, der ein wichtiges Violin-Konzert geschrieben hat. Doch auch bei ihm beschränkte sich Skride auf Virtuosenhäppchen: Auf die Humoresken op. 87 Nr. 1 und 2. Sicher, wiederum zeigte sie sich als beeindruckende Solistin mit festem Bogenstrich und rasanter Virtuosität. Ihre Größe konnte man bei den kleinen Stücken jedoch lediglich erahnen. Aber der nächste Sommer kommt ja gewiss - und damit Baiba Skride. Freuen wir uns also auf Brahms.
Neue OZ-Online,20.08.2005
Bremen - Da gehen einige "Ohs" durch die Reihen. Keine Frage, mit ihrem knallroten Kleid macht Baiba Skride schon rein optisch etwas her. Dabei steht die flammende Farbe in bemerkenswertem Gegensatz zur schüchternen Ausstrahlung.
Ein wenig verstohlen wischt sie die Hand am Kleid ab, bevor sie dem Konzertmeister der Kammerphilharmonie Bremen und deren Dirigenten Paavo Järvi die Hand gibt. Doch souverän gibt sie sich, wenn sie ihre Geige ansetzt und mit ihrem warmen Ton das Konzerthaus "Die Bremer Glocke" füllt.
Nach ihrem Gastspiel beim "Nordtöne"-Festival in Osnabrück gab Skride ihr Debüt bei den Salzburger Festspielen im Jahr 2004: der Startschuss zur großen Karriere. Dennoch findet die 24-jährige Lettin noch Zeit für Abstecher in die vermeindliche Provinz: So gastiert sie Ende der kommenden Spielzeit, im Juni 2006, abermals in Osnabrück als Solistin beim 8. Symphoniekonzert. Und dort tritt sie mit einem ungleich gewichtigeren Programm auf als nun in Bremen: Johannes Brahms' Violinkonzert steht dann auf dem Programm.
In gewisser Weise ist auch ihr Auftritt in der Glocke Ausdruck ihrer Souveränität: Baiba Skride muss sich und dem Publikum nichts beweisen. Und was sie aus den beiden Romanzen für Violine und Orchester von Beethoven macht, besticht durchaus. Denn ihr Spiel ist intelligent und technisch brillant. So treibt sie Beethovens Hits die Sentimentaliät aus, entwickelt aus der Partitur heraus ihren nuancenreichen Ausdruck.
Kein Dynamikwechsel wirkt hier zufällig, kein Akzent aufgesetzt, jeder Wechsel der Klangfarbe entspringt Skrides klarer Vorstellung vom musikalischen Inhalt. Leider ist das Orchester unter Järvi da nicht immer auf gleicher Höhe - wie sich die Kammerphilharmoniker an diesem Abend ohnehin nicht von ihrer besten Seite zeigten. Wacklige Einsätze, gelegentlich auch etwas zu viel Kraft, machen es Skride nicht immer leicht.
Mit Sibelius stand ein weiterer Komponist auf dem Programm, der ein wichtiges Violin-Konzert geschrieben hat. Doch auch bei ihm beschränkte sich Skride auf Virtuosenhäppchen: Auf die Humoresken op. 87 Nr. 1 und 2. Sicher, wiederum zeigte sie sich als beeindruckende Solistin mit festem Bogenstrich und rasanter Virtuosität. Ihre Größe konnte man bei den kleinen Stücken jedoch lediglich erahnen. Aber der nächste Sommer kommt ja gewiss - und damit Baiba Skride. Freuen wir uns also auf Brahms.
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