Transparentes Heilsversprechen
Rheingau-Festival
Frankfurter Rundschau
Von Gerd Döring
"Man wird", so schrieb Gustav Mahler über seine monumentale zweite Sinfonie, "mit Keulen zu Boden geschlagen und dann auf Engelsflügeln zu höchsten Höhen getragen." Das ambitionierte Werk hat den Komponisten über lange Jahre beschäftigt. Sein Ringen mündete in eine fünfsätzige Sinfonie mit turmhoch sich aufbauenden Klängen und einer innigen Verschmelzung von Gesang und Orchester.
Von 1891-1897 war Mahler Erster Kapellmeister am Hamburger Stadttheater und in dieser Zeit vertonte er die von Clemens Brentano und Achim von Arnim zusammengestellte Volksliedsammlung "Des Knaben Wunderhorn", die er auch in die zweiten Sinfonie integrierte. In Satz drei klingt "Des Antonius von Padua Fischpredigt" an, Satz vier enthält das Wunderhorn-Lied "Urlicht", und das Chorfinale mündet in einen von Mahler neu betexteten Klopstock-Choral, der den durchgerüttelten Zuhörer mit der tröstlichen Versicherung entlässt: "Aufersteh´n , ja aufersteh´n wirst du...".
Zum Festival-Auftakt ist eine Aufnahme des Orchesters mit Mahlers Zweiter bei Virgin Classics erschienen mit den Gesangssolistinnen Natalie Dessay und Alice Coote und dem Chor Orfeón Donostiarra. Man konnte sich also schon zu Hause einstimmen mit einer bemerkenswert schlüssigen Einspielung.
Das so ausufernde Werk, das klanglich einen weiten Bogen schlägt, beeindruckt in Järvis Interpretation auch im Rheingau mit funkelnder Klangsinnlichkeit, aber auch mit Passagen von sachter, lyrischer Heiterkeit. Die Stimmen des Chores klingen bei weitem nicht so samten wie die der baskischen Sänger auf der CD und auch die beiden Solistinnen Camilla Tilling und Lilli Paasikivi erreichen nie die Intensität von Dessay und Coote, bewältigten ihren Part angesichts der heiklen Akustik aber mit Bravour.
Das so vielschichtige Werk wird vom Orchester mit bemerkenswerter Transparenz und Detailschärfe umgesetzt. Sicher, zuweilen lässt auch Järvi die Zügel schießen und dann erschüttert der geballte Einsatz von Schlagwerk und Posaunen die Mauern. Aber über weite Strecken widersteht der Dirigent aus dem nordischen Estland einer zu flackernden Interpretation der Sinfonie und lässt sein Orchester austariert und transparent musizieren.
Mit fabelhaften Einsätzen überzeugen vor allem die Bläser, allen voran die Holzbläser, aber auch Posaune und Horn und selbst die Tuba muss hier erwähnt werden, die den "Ländler" im zweiten Satz mit Grandezza grundiert. Und auch das Wetter spielt an diesem Frühsommerabend mit - Mahlers Heilsversprechen klingt in der von Wärme und Sonnenlicht durchströmten Basilika noch überzeugender.
Das Konzert im Fernsehen: 3sat, 3. Juli, 20:15 Uhr.
Frankfurter Rundschau
Von Gerd Döring
Mahler zum Vierten - seit 2007 spielt das hr-Sinfonieorchester zum Auftakt des Rheingau-Musik-Festivals eine der Sinfonien des Spätromantikers. Paavo Järvi knüpft hier an eine große Tradition an, hat doch jenes Orchester in den Jahren 1974 - 1990 unter dem Dirigenten Eliahu Inbal wesentlich zur Wiederentdeckung Mahlers beigetragen. Nach den Sinfonien 3, 5 und 9 nun also die "Auferstehungssinfonie".
"Man wird", so schrieb Gustav Mahler über seine monumentale zweite Sinfonie, "mit Keulen zu Boden geschlagen und dann auf Engelsflügeln zu höchsten Höhen getragen." Das ambitionierte Werk hat den Komponisten über lange Jahre beschäftigt. Sein Ringen mündete in eine fünfsätzige Sinfonie mit turmhoch sich aufbauenden Klängen und einer innigen Verschmelzung von Gesang und Orchester.
Von 1891-1897 war Mahler Erster Kapellmeister am Hamburger Stadttheater und in dieser Zeit vertonte er die von Clemens Brentano und Achim von Arnim zusammengestellte Volksliedsammlung "Des Knaben Wunderhorn", die er auch in die zweiten Sinfonie integrierte. In Satz drei klingt "Des Antonius von Padua Fischpredigt" an, Satz vier enthält das Wunderhorn-Lied "Urlicht", und das Chorfinale mündet in einen von Mahler neu betexteten Klopstock-Choral, der den durchgerüttelten Zuhörer mit der tröstlichen Versicherung entlässt: "Aufersteh´n , ja aufersteh´n wirst du...".
Zum Festival-Auftakt ist eine Aufnahme des Orchesters mit Mahlers Zweiter bei Virgin Classics erschienen mit den Gesangssolistinnen Natalie Dessay und Alice Coote und dem Chor Orfeón Donostiarra. Man konnte sich also schon zu Hause einstimmen mit einer bemerkenswert schlüssigen Einspielung.
In heikler Akustik
Das so ausufernde Werk, das klanglich einen weiten Bogen schlägt, beeindruckt in Järvis Interpretation auch im Rheingau mit funkelnder Klangsinnlichkeit, aber auch mit Passagen von sachter, lyrischer Heiterkeit. Die Stimmen des Chores klingen bei weitem nicht so samten wie die der baskischen Sänger auf der CD und auch die beiden Solistinnen Camilla Tilling und Lilli Paasikivi erreichen nie die Intensität von Dessay und Coote, bewältigten ihren Part angesichts der heiklen Akustik aber mit Bravour.
Das so vielschichtige Werk wird vom Orchester mit bemerkenswerter Transparenz und Detailschärfe umgesetzt. Sicher, zuweilen lässt auch Järvi die Zügel schießen und dann erschüttert der geballte Einsatz von Schlagwerk und Posaunen die Mauern. Aber über weite Strecken widersteht der Dirigent aus dem nordischen Estland einer zu flackernden Interpretation der Sinfonie und lässt sein Orchester austariert und transparent musizieren.
Mit fabelhaften Einsätzen überzeugen vor allem die Bläser, allen voran die Holzbläser, aber auch Posaune und Horn und selbst die Tuba muss hier erwähnt werden, die den "Ländler" im zweiten Satz mit Grandezza grundiert. Und auch das Wetter spielt an diesem Frühsommerabend mit - Mahlers Heilsversprechen klingt in der von Wärme und Sonnenlicht durchströmten Basilika noch überzeugender.
Das Konzert im Fernsehen: 3sat, 3. Juli, 20:15 Uhr.
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