Höhepunkt des Schumann-Jahres mit einem Dream-Team
26. Juli 2010
Hamburger Abendblatt
Phänomenales Konzert von Hilary Hahn und Paavo Järvi
Hamburg. Puh. Nach einem der schönsten, tiefsten und bewegendsten Musikerlebnisse der letzten Jahre fällt es schwer, die richtigen Worte zu finden. Aber probieren wir's trotzdem. Einmal ganz tief durchatmen und sammeln - so, jetzt wird's vielleicht gehen. Danke fürs Warten.
Also, da war zum Beispiel der "Valse triste" von Jean Sibelius. In diesem sanft schwingenden Stück entdeckten der estnische Dirigent Paavo Järvi und die Deutsche Kammerphilharmonie Bremen eine so anrührende Wehmut, dass man hätte weinen mögen vor Glück. Etwa beim vielleicht leisesten Pianissimo der Laeiszhallen-Geschichte, als die Streicher ihre Saiten nur noch ganz zart liebkosten und dabei selbst den besonderen Zauber des Moments spürten und zusammen mit dem Publikum genossen. Himmlisch.
Und da reden wir, wohlgemerkt, nur von einer kleinen Zugabe am Schluss des umjubelten Abends im Rahmen des Schleswig-Holstein Musik Festivals. Schon zu Anfang, in Schumanns "Manfred"-Ouvertüre, ließ das Orchester sein interpretatorisches Feuer auflodern. Und dann war da ja noch die Solistin Hilary Hahn: eine fantastische Geigerin, die das Mendelssohn-Konzert mit traumwandlerischer Sicherheit, großem Klang und natürlicher Musikalität spielte; von Järvi und seinen Musikern hoch aufmerksam begleitet. Anderswo wäre das sicher der Höhepunkt eines Abends gewesen - aber hier verblasste sogar ihre erstklassige Darbietung ein wenig. Denn was eine "nur" herausragende von einer unvergesslichen Aufführung unterscheidet, zeigte sich in der zweiten Hälfte, bei Schumanns "Rheinischer" Sinfonie.
Paavo Järvi nahm den Schwung seines Auftritts direkt ins Stück hinein und eröffnete noch mit dem Schritt aufs Dirigentenpult eine Interpretation von hypnotischem Sog. Dieses Stück hatte wirklich alles, was das Herz begehrt: weit geschwungene Bögen und fein differenzierte Details, große dynamische Kontraste und herrliche Farbmischungen. So traten die verschiedenen Charaktere der Sinfonie plastisch zutage - das Miteinander von bodenständigem Frohsinn und luftigem Elfenzauber im Scherzo, der weihevolle Ernst des vierten und die überschäumende Energie des fünften Satzes. Vor allem aber zeigten Järvi und sein Orchester mitreißende musikantische Leidenschaft und eine unbändige Lust an der Kommunikation, wie man sie nur ganz selten erleben darf.
Sagen wir es ganz deutlich: Dieser Höhepunkt des Schumann-Jahres dürfte schwer zu übertreffen sein. Denn aufregender, beseelter und auch wahrhaftiger als das phänomenale Dream-Team aus Bremen kann man eigentlich nicht Musik machen.(Stä)
Hamburger Abendblatt
Phänomenales Konzert von Hilary Hahn und Paavo Järvi
Hamburg. Puh. Nach einem der schönsten, tiefsten und bewegendsten Musikerlebnisse der letzten Jahre fällt es schwer, die richtigen Worte zu finden. Aber probieren wir's trotzdem. Einmal ganz tief durchatmen und sammeln - so, jetzt wird's vielleicht gehen. Danke fürs Warten.
Also, da war zum Beispiel der "Valse triste" von Jean Sibelius. In diesem sanft schwingenden Stück entdeckten der estnische Dirigent Paavo Järvi und die Deutsche Kammerphilharmonie Bremen eine so anrührende Wehmut, dass man hätte weinen mögen vor Glück. Etwa beim vielleicht leisesten Pianissimo der Laeiszhallen-Geschichte, als die Streicher ihre Saiten nur noch ganz zart liebkosten und dabei selbst den besonderen Zauber des Moments spürten und zusammen mit dem Publikum genossen. Himmlisch.
Und da reden wir, wohlgemerkt, nur von einer kleinen Zugabe am Schluss des umjubelten Abends im Rahmen des Schleswig-Holstein Musik Festivals. Schon zu Anfang, in Schumanns "Manfred"-Ouvertüre, ließ das Orchester sein interpretatorisches Feuer auflodern. Und dann war da ja noch die Solistin Hilary Hahn: eine fantastische Geigerin, die das Mendelssohn-Konzert mit traumwandlerischer Sicherheit, großem Klang und natürlicher Musikalität spielte; von Järvi und seinen Musikern hoch aufmerksam begleitet. Anderswo wäre das sicher der Höhepunkt eines Abends gewesen - aber hier verblasste sogar ihre erstklassige Darbietung ein wenig. Denn was eine "nur" herausragende von einer unvergesslichen Aufführung unterscheidet, zeigte sich in der zweiten Hälfte, bei Schumanns "Rheinischer" Sinfonie.
Paavo Järvi nahm den Schwung seines Auftritts direkt ins Stück hinein und eröffnete noch mit dem Schritt aufs Dirigentenpult eine Interpretation von hypnotischem Sog. Dieses Stück hatte wirklich alles, was das Herz begehrt: weit geschwungene Bögen und fein differenzierte Details, große dynamische Kontraste und herrliche Farbmischungen. So traten die verschiedenen Charaktere der Sinfonie plastisch zutage - das Miteinander von bodenständigem Frohsinn und luftigem Elfenzauber im Scherzo, der weihevolle Ernst des vierten und die überschäumende Energie des fünften Satzes. Vor allem aber zeigten Järvi und sein Orchester mitreißende musikantische Leidenschaft und eine unbändige Lust an der Kommunikation, wie man sie nur ganz selten erleben darf.
Sagen wir es ganz deutlich: Dieser Höhepunkt des Schumann-Jahres dürfte schwer zu übertreffen sein. Denn aufregender, beseelter und auch wahrhaftiger als das phänomenale Dream-Team aus Bremen kann man eigentlich nicht Musik machen.(Stä)
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