Järvi und seine Bremer nehmen sich Schumanns an
TLZ.de
Wenn musikalische Intelligenz das wichtigste Kriterium für die Qualität eines Klangkörpers ist, muss man dieses Gespann in einer imaginären Weltliga weit oben einordnen: die Deutsche Kammerphilharmonie und ihren Musikdirektor Paavo Järvi.
Die Es-Dur- und B-Dur-, also die "Rheinische" und die "Frühlings"-Symphonie des Zwickauers mag man gemeinhin für romantische Programmsymphonik halten, Järvi & Co. aber postulieren ihre organische Geschlossenheit und strukturelle Selbstbehauptung als absolute Musik. Da wird kein pastoses Stimmungsgemälde zelebriert, sondern ein empfindsamer, genial-fiebriger Geist erhält die ihm zustehende, klassische Souveränität geschenkt. Natürlich kann da, wer mag, Schumanns Jubel über die Ankunft in Düsseldorf erkennen. Das bringt ja schon das euphorisierende Thema im Kopfsatz mit sich. Järvi geht es indes mehr um dessen minutiöse, durchaus mit aller Delikatesse variationsreich durchdachte Verarbeitung, und mit diesen röschen, rhythmisch herrlich durchpulsten Tempi entspinnt sich ein durch und durch cleverer dramatischer Aufbau. Historisch korrekt - dem teils mit Militärmusikern besetzten Klangkörper entsprechend, den Schumann vorfand - exponiert der Maestro seine brillanten Blechbläser über einem filigran, aber homogen gewirkten Streicherfundament.
Ähnlich wie mit seiner letzten verhält es sich mit Schumanns erster Symphonie. Da ist kein hormonell berauscht Suchender unterwegs: Wie dieser Tonschöpfer in vermeintlicher Umständlichkeit, tatsächlich ingeniöser Variabilität seine Themen durchführt, steht er seinem biedermeierlichen Altersgenossen, dem frühgereiften Mendelssohn in nichts nach. Und im sich so heiter entfaltenden Finale, dem von Järvi wörtlich genommenen Allegro animato e grazioso, erleben wir auch, welch grüblerische Abgründe sich über einer - geringfügig gedehnten - Generalpause öffnen können. Järvis Bremer Interpretation entpuppt sich spätestens beim zweiten Anhören als moderne Schumann-Referenz mit klugem Konzept und - bei aller solistischen Kompetenz - wunderbar kompaktem Klangbild. Und plötzlich steht das Vermächtnis des Komponisten da wie ein Fels in der Musikgeschichte.
http://www.tlz.de/startseite/detail/-/specific/Jaervi-und-seine-Bremer-nehmen-sich-Schumanns-an-140910094
Wenn musikalische Intelligenz das wichtigste Kriterium für die Qualität eines Klangkörpers ist, muss man dieses Gespann in einer imaginären Weltliga weit oben einordnen: die Deutsche Kammerphilharmonie und ihren Musikdirektor Paavo Järvi.
Die Es-Dur- und B-Dur-, also die "Rheinische" und die "Frühlings"-Symphonie des Zwickauers mag man gemeinhin für romantische Programmsymphonik halten, Järvi & Co. aber postulieren ihre organische Geschlossenheit und strukturelle Selbstbehauptung als absolute Musik. Da wird kein pastoses Stimmungsgemälde zelebriert, sondern ein empfindsamer, genial-fiebriger Geist erhält die ihm zustehende, klassische Souveränität geschenkt. Natürlich kann da, wer mag, Schumanns Jubel über die Ankunft in Düsseldorf erkennen. Das bringt ja schon das euphorisierende Thema im Kopfsatz mit sich. Järvi geht es indes mehr um dessen minutiöse, durchaus mit aller Delikatesse variationsreich durchdachte Verarbeitung, und mit diesen röschen, rhythmisch herrlich durchpulsten Tempi entspinnt sich ein durch und durch cleverer dramatischer Aufbau. Historisch korrekt - dem teils mit Militärmusikern besetzten Klangkörper entsprechend, den Schumann vorfand - exponiert der Maestro seine brillanten Blechbläser über einem filigran, aber homogen gewirkten Streicherfundament.
Ähnlich wie mit seiner letzten verhält es sich mit Schumanns erster Symphonie. Da ist kein hormonell berauscht Suchender unterwegs: Wie dieser Tonschöpfer in vermeintlicher Umständlichkeit, tatsächlich ingeniöser Variabilität seine Themen durchführt, steht er seinem biedermeierlichen Altersgenossen, dem frühgereiften Mendelssohn in nichts nach. Und im sich so heiter entfaltenden Finale, dem von Järvi wörtlich genommenen Allegro animato e grazioso, erleben wir auch, welch grüblerische Abgründe sich über einer - geringfügig gedehnten - Generalpause öffnen können. Järvis Bremer Interpretation entpuppt sich spätestens beim zweiten Anhören als moderne Schumann-Referenz mit klugem Konzept und - bei aller solistischen Kompetenz - wunderbar kompaktem Klangbild. Und plötzlich steht das Vermächtnis des Komponisten da wie ein Fels in der Musikgeschichte.
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