Schwere Akzente und verschmähte Tragik

wienerzeitung.at
Katharina Hirschmann
20.03.2018

Paavo Järvi mit der Kammerphilharmonie Bremen.


Paavo Järvi, ursprünglich gelernter Schlagwerker, kann seine Herkunft mitunter nicht verheimlichen. Am Montag, dem ersten Abend der Kammerphilharmonie Bremen im Musiverein, merkte man diese Affinität nicht nur einem Programm an, das Haydns Symphonie "Mit dem Paukenwirbel" beinhaltete: Auch der Ansatz des Dirigenten erwies sich hier als rhythmusbasiert. Immer wieder setzt Järvi schwere Akzente, schreitet von Phrase - Pause - zu Phrase - Pause -, gibt den Instrumentalsolisten viel Raum. So entsteht reichlich Schwere, aber leider auch wenig Eleganz.

Es folgt ein Christian Tetzlaff, der virtuos und mit sattem, kernigem Klang im Zentrum einer untypischen Mozart-Exegese steht (Violinkonzert in B-Dur) und, schließlich und endlich, Schuberts Vierte Symphonie, Beiname "die Tragische". Kritiker haben dem Komponisten damals vorgeworfen, viel eher "eine Pathetische" geschaffen zu haben: Er sei mit seinen 19 Jahren noch nicht zu Größerem in der Lage gewesen. Gerade darum braucht dieses Werk eine feine Interpretation, um die Linie zum Pathos nicht zu übertreten. Dass das Stück unter Järvi stellenweise hektisch klingt, gräbt dem tragischen Hauptthema leider das Wasser ab, auch wirken einige Stimmungszeichnung etwas verwirrt. Fazit: Viel Respekt für den zumindest erkennbaren Anspruch dieser Aufführung, zuletzt auch Bravi.

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