Ein bestens bekannter "Wunschkandidat" der Musiker
Der Este Paavo Järvi wird als Nachfolger von Hugh Wolff Chefdirigent des Frankfurter Radio-Sinfonieorchesters
Paavo Järvi will das Sinfonieorchester international bekannter machen
Wiesbadener Tagblatt (10.05.2005)
zib. FRANKFURT Der aus Estland stammende Dirigent Paavo Järvi wird 2006 die Nachfolge von Hugh Wolff als Leiter des HR-Sinfonieorchesters antreten. Gemeinsam mit Helmut Reitze, Intendant des Hessischen Rundfunks, unterzeichnete Järvi gestern in Frankfurt den Vertrag, der ihn zunächst für drei Jahre an das Orchester bindet. Außerdem wurde eine Option zur Verlängerung um zwei weitere Jahre vereinbart.
Reitze betonte, dass Paavo Järvi der Wunschkandidat des Orchesters gewesen sei. In den vergangenen sieben Jahren hat der Dirigent bereits mehrfach beim Radio-Sinfonie-Orchester Frankfurt gastiert, das ab der kommenden Spielzeit unter der Bezeichnung "HR-Sinfonieorchester" firmieren wird. Sie wird noch unter künstlerischen Leitung des scheidenden Hugh Wolff stehen; allerdings soll Järvi bereits für zwei der zwölf Abonnement-Programme in der Alten Oper verantwortlich sein. Dort war der 1980 in die Vereinigten Staaten emigrierte Künstler zuletzt im November vergangenen Jahres als Chefdirigent des Cincinnati Symphony Orchestra zu hören. Diese Position will er neben seiner Frankfurter Verpflichtung ebenso beibehalten wie seine Funktion als künstlerischer Leiter der Deutschen Kammerphilharmonie Bremen und des Estnischen Nationalen Sinfonieorchesters.
Järvi soll das HR-Sinfonieorchester jährlich in mindestens 30 Konzerten leiten und dazu zehn Wochen pro Saison in Frankfurt arbeiten. Programmatische Schwerpunkte will er zum einen im Bereich der skandinavischen Musik setzen, also beispielsweise Werke von Carl Nielsen und Wilhelm Stenhammar dirigieren. Zum anderen möchte er neben den Spätromantikern Richard Strauss, Mahler und Bruckner auch zeitgenössische Komponisten verstärkt berücksichtigen. Von dem estnischen Komponisten Erkki-Sven Tüür soll ein Klavierkonzert, von dem jungen Deutschen Jörg Widmann ein sinfonisches Stück uraufgeführt werden. Järvi, der unter anderem bei Leonard Bernstein studierte, schätzt am HR-Orchester dessen "hohe Flexibilität" und beabsichtigt, das Ensemble international bekannter zu machen. Intendant Reitze begrüßte diese Zielsetzung, stellte aber auch klar, dass das Engagement des Orchesters in Hessen im bisherigen Umfang beibehalten werden soll. Als Gast des Orchesters ist Järvi am 9. Dezember in der Alten Oper zu erleben; sein Antrittskonzert als Chefdirigent ist für den Oktober kommenden Jahres geplant.
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