CONCERT REVIEW: Die Noten der Seele
Here is a review from DER STANDARD of Paavo and the Deutsche Kammerphilharmonie Bremen's concert in Salzburg, featuring the World Premiere of Rihm's Concerto for Cello and Orchestra with Stephen Isserlis, soloist.
Die Noten der Seele
Wolfgang-Rihm-Neuheit für Violoncello und Orchester in der Felsenreitschule in Salzburg
Von Heidemarie Klabacher
DER STANDARD, Print-Ausgabe, 17.8.2006
Salzburg - Schon die ersten Takte der zwischen Heiterkeit und Melancholie changierenden Haffner-Serenade D-Dur KV 250 erwiesen sich als symptomatisch für den ganzen Abend mit der Deutschen Kammerphilharmonie Bremen unter Paavo Järvi: Pulsierende Energie und musikantische Lust unterwandert von bedrohlichen Einwürfen, oft aus den tiefen Lagen grollend; heitere, der Welt und den Menschen zublühende Offenheit und im nächsten Augenblick scheuer Rückzug. Vielschichtig und spannend. Im Andante? Da seufzten zwar markant die Bratschen (selten deutlich) ein Weh in die Welt - das aber von der Heiterkeit der hohen Streicher aufgesogen, geheilt wurde.
Rasant, aber präzise das Rondo und fulminant das Finale: Das Expressive wurde oft zurückgenommen - quasi eine emotionale Achterbahn. Beim Konzert in einem Satz für Violoncello und Orchester von Wolfgang Rihm hob Solist Steven Isserlis in der Felsenreitschule zu einer expressiven Kantilene meist in den höchsten Lagen an.
Wie schon bei Mozart zeichneten Järvi und Orchester die unzähligen Stimmungswechsel fein nach. Da endet etwa eine kleine Cellodoppelgriffpassage in einem schwebenden Einklang, in den das Englischhorn eine Pastorale hineinmalt. Dann wieder greifen Geigen einen hohen Celloton auf und führen die Spannung weiter, während der Solist in tieferer Lage quasi mit dem Zuhörer ausatmet. Transparent musiziert in jeder Phrase und Stimmung wirkte auch der farbenreiche Holzbläsersatz in den idyllischen wie den heftigeren, fast jazzigen Passagen. Sicher ein repertoiretaugliches Stück.
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