CONCERT REVIEW: Rätsel bei Mozart und Neuer Musik

And here's a review from Die Presse of DKAM's perfomance with Paavo at the Salzburg Festival the other night
Rätsel bei Mozart und Neuer Musik
Von Daniela Tomasovsky
Die Presse, 17.08.2006

Deutsche Kammerphilharmonie unter Järvi: Mozart, Rihm.

Während die Zuseher darauf warten, dass das restliche Orchester und der Dirigent auf die Bühne kommen, beginnen die anwesenden Musiker bereits zu spielen. Nach den ersten Takten von Mozarts Marsch in D-Dur (KV 249) eilt eine Bratschistin aufs Podium, schaut schuldbewusst. Halb belustigt, halb erbost sehen einander die Zuseher an, einige Takte später ist alles klar: Das ist ein bewusst geplanter Überraschungscoup, nach und nach trudeln nun alle restlichen Musiker ein, zum Schluss Paavo Järvi.

Auch eine Möglichkeit, den oft verschmähten Eröffnungsmarsch in die Haffner-Serenade einzubauen. Die knapp einstündige Serenade spielen die Musiker dann mit sprühender Energie und erkennbarer Musizierlust, obwohl Järvis Dirigat etwas unambitioniert wirkt: Er scheint Mozarts Partitur zu lesen wie ein Schüler seinen Faust. Besonderer Gestaltungswille wird dabei nicht erkennbar. Manchen Passagen mangelt es an Feingliedrigkeit, anderen fehlt die Akzentuierung. Aber wenn man kurz zuvor noch Mozart unter Riccardo Mutis Leitung gehört hat, liegt die Latte vielleicht allzu hoch. Souverän meistert Daniel Sepec das heikle Violinsolo.

Herzstück des Abends ist die Uraufführung von Wolfgang Rihms "Konzert in einem Satz für Violoncello und Orchester" - ein Auftragswerk der Salzburger Festspiele. Es ist Rihms drittes Cellokonzert, besonderes Augenmerk scheint der Komponist diesmal auf die Form und die Instrumentation gelegt zu haben: Die feinsinnige Kommunikation zwischen Cello (grandios: Steven Isserlis) und Orchester sticht besonders hervor - zeitweise liegt der Solopart als höchste Stimme über dem Orchester, dann wieder werden Cellopassagen von sehr ätherischen Orchesterklängen hinterlegt, bei sehr ungestümen Orchesterstellen pausiert wiederum das Cello.

Beeindruckend sind Rihms technische Fertigkeiten und seine Erfindungskraft - inhaltlich bleibt das Werk aber für die Zuhörer schwer fassbar. Vielleicht ist das auch beabsichtigt: Anders als bei seinen meisten Werken, z. B. den zwei vorangegangenen Cellokonzerten ("Monodram. Musik für Violoncello und Orchester" 1983, "Styx und Lethe. Musik für Violoncello und Orchester" 1998), hat Rihm diesmal auf einen metaphorischen Titel verzichtet.

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