Conducting Brothers

I would like to send my heartfelt thanks to our friend Friederike Westerhaus of Radio Bremen for sending us this transcript of the program she did today for Nordwestradio. In it, she spoke with both Paavo and his younger brother, Kristjan, about the ways they each go about conducting -- particularly having had such an influential father figure to grow up with!

And, as a reminder: Kristjan will make his Cincinnati conducting debut next July for the Cincinnati Opera where he will conduct the local debut of John Adams' Nixon in China.
Dirigieren als Familienerbe: die Järvis

Sie ist eine wahre Dirigentendynastie: die Familie Järvi. Der 69jährige Neeme und sein verstorbener Bruder Vallo - beide Dirigenten, Neeme international höchst erfolgreich. Seine beiden Söhne, der 43jährige Paavo und der 34jährige Kristjan, sind ebenfalls Dirigenten. Paavo ist Künstlerischer Leiter der Deutschen Kammerphilharmonie Bremen, und Chef in Cincinnati und Frankfurt. Kristjan leitet das „Absolute Ensemble“ und das Tonkünstler-Orchester Niederösterreich. Kürzlich sind sich die beiden in Bremen begegnet: Paavo probte mit der Kammerphilharmonie, Kristjan gab mit seinem „Absolute Ensemble“ einen Meisterkurs und Konzerte beim Musikfest. Ist ein Järvi wie der andere? Friederike Westerhaus hat den beiden bei der Arbeit zugeschaut und mit den Brüdern über ihr musikalisches Familienerbe gesprochen.

Atmo Singen Rhythmus

Bremer Musikhochschule. In einem kleinen Raum dirigiert ein Student ein imaginäres Orchester. Kirstjan Järvi singt den komplizierten, jazzigen Rhythmus mit, guckt etwas skeptisch auf die ausladenden Bewegungen seines Schülers. Dann grinst er breit, setzt sich auf einen Stuhl und mimt einen Schlagzeuger.

Kristjan: ... good R & B drummers, it’s like, you can feel the power, and the movements are small. But when they hit the drum, it’s like „Bum“, so same thing with a conductor. Drumming and conducting in this type of music it’s basically the same thing.

Bei guten R & B-Schlagzeugern, da spürt man die Kraft, dabei sind die Bewegungen ganz klein. Aber wenn der Stick die Trommel trifft, dann „Bumm!“. Genau wie beim Dirigenten. Schlagzeug spielen und Dirigieren – das ist bei dieser Art von Musik eigentlich dasselbe.

Ein paar Straßen weiter probt Paavo Järvi mit der Kammerphilharmonie. Mit fließenden, eleganten Bewegungen leitet er eine Beethoven-Sinfonie.

Atmo

Wie Vater Neeme und Onkel Vallo hat Paavo vor dem Dirigierstudium ein Instrument gelernt: Schlagzeug.

Paavo: I learned everything from my father. Most important thing about conducting is acutally the skills, and these things he is extremely good at, he was constantly teaching us the technical issues. With me, he was constantly asking when music was playing: stand there, conduct, is music in three or in four, no your ellbow is too high, your wrist is too low. And that was happening when I was six years old. But it was almost like a game.

Ich hab alles von meinem Vater gelernt. Beim Dirigieren geht’s vor allem um die technischen Fertigkeiten und mein Vater hat uns darin ständig unterrichtet. Wenn bei uns Musik lief, hat er zu mir immer gesagt: Stell dich dahin, dirigier das mal; ist das in drei oder vier? Nein, dein Ellenbogen ist zu hoch, dein Handgelenk ist zu tief. Und das war schon, als ich sechs Jahre alt war. Aber das ganze war wie ein Spiel.

Für ihn sei es deshalb ganz natürlich gewesen, nicht nur zum Drum-Stick, sondern auch zum Taktstock zu greifen wie sein Vater und Onkel vor ihm. Auch der zehn Jahre jüngeren Kristjan spürte den starken Drang, Dirigent zu werden. Doch für ihn war es eine etwas sensiblere Angelegenheit.

Kristjan: For me to become a conductor actually was a very intimidating thing. I have a father who is very well known and respected, and I have a brother who is very well known and respected. And it is a situation where I don’t want to be not well known and not well respected. They are huge mentors. I went through a process of copying, and then I tried to do exactly opposite of what they did and then I finally understood, wait a minute, I have to do be myself..

Dirigent zu werden, war für mich ne ziemlich furchteinflößende Angelegenheit. Ich habe einen Vater, der sehr bekannt ist und geachtet. Und einen Bruder, der sehr bekannt ist und geachtet. In so einer Situation will ich natürlich nicht unbekannt sein und un-geachtet. Die beiden sind wichtige Mentoren für mich. Ich hab versucht sie zu kopieren, dann wollte ich das genaue Gegenteil sein und dann hab ich kapiert, Moment, ich muss vor allem eins sein: ich selbst.

Konkurrenzdenken? Das sei in der Järvi-Familie überhaupt kein Thema, sagt Paavo.

PJ: We don’t have that kind of a problem. Not only, because we are very close as a family but also because there is enough age-difference really. And with conducting, it’s all about experience. I constantly talk to my father, he gives me a lot of advice to this day, but then he calls me and says, I have never done this piece, tell me about it. And if you have a source who knows it, not to use it for some sort of pride-questions, would be impossible, stupid, unwise.

Das Problem haben wir nicht. Nicht nur, weil wir uns als Familie sehr nah stehen, sondern auch, weil der Altersunterschied groß genug ist. Und Dirigieren hat ganz viel mit Erfahrung zu tun. Ich rede übrigens ständig mit meinem Vater, er gibt mir bis heute viele Ratschläge, aber er ruft genauso mich an und sagt, dies Stück hab ich noch nie gemacht, sag mir was dazu. Wenn man jemanden hat, der die Musik kennt, wäre es unmöglich, ja, dumm, den aus Überheblichkeit nicht zu fragen.

Jeder geht musikalisch seinen eigenen Weg. Aber etwas haben die Järvis gemeinsam: ihre ungebremste Begeisterung für die Musik. Und sie dirigieren ganz und gar präzise, natürlich und organisch – auch wenn es bei jedem von ihnen anders aussieht. Was zählt, ist die Persönlichkeit.

Kristjan: What I am actually trying to achieve with the conductors in this course: get comfortable within their own shell which is their body. To not feel like conducting is an external element that’s only reflected by beating time with their hands. And that’s something that my brother and father both convey in their conducting and I try to as much as I can in mine.

Das will ich auch den Studenten in dem Kurs vermitteln: man muss sich in seiner eigenen Haut wohlfühlen. Das Dirigieren darf nicht irgend so ein äußeres Element sein, was sich nur darin zeigt, das man mit den Händen den Takt angibt. Und das ist was, was auch mein Bruder und mein Vater mit ihrem Dirigat rüberbringen – und ich versuch das so gut ich kann auch.

Kristjan Järvi ist noch zweimal beim Musikfest Bremen zu erleben: Am Donnerstag, 14. September, dirigiert er um 20 Uhr die Bremer Philharmoniker in der Glocke, am 16. September tritt er mit seinem „Absolute Ensemble“ im Pier 2 auf. Paavo Järvi ist in Bremen mit der Kammerphilharmonie das nächste Mal im Dezember zu erleben.

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