Beethoven und kein Ende

May 4, 2007

Here is a review of Paavo's Beethoven Symphonies recording.

Kölner Stadt-Anzeiger


Von Markus Schwering

Skrowaczewski, Antonini, de Billy, Järvi - zum Teil eröffnen sich überraschende Perspektiven.

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Gut vier Minuten schneller spielt sie die Kammerphilharmonie Bremen unter Paavo Järvi , derkaum zu fassen - mit ihr und der Achten bei RCA eine weitere Gesamtaufnahme gestartet hat. Bis 2009 soll sie abgeschlossen sein. Der Vergleich offenbart noch einmal im Rückblick die leichten Defizite von Skrowaczewskis Orchester, die freilich auch einfach der Masse geschuldet sind. Ein Kammerorchester (noch dazu von der Qualität der Bremer) ist halt ein Kammerorchester ist ein Kammerorchester.
Gleich der Beginn der „Eroica“ zeigt die Unterschiede: Während die eröffnenden Akkordschläge bei den Saarbrückern - zumal der zweite - mit „Hof“, leicht verschattet kommen, ereignen sie sich bei den Bremern sozusagen als militärische Punktlandungen. Järvi lässt dann mehr „straight“ spielen, vermeidet die leichten Retardationen und Skrowaczewskis vergleichsweise kompaktes Aussingen des Cello-Themas. Aber auch er setzt sehr spezifische Akzente: Das synkopierende G der ersten Violinen - bei dem Kollegen ist es von Anfang deutlich „da“, Järvi lässt es erst allmählich ins Bewusstsein treten.
Welche Interpretation besser ist? Schwer zu sagen. Skrowaczewski pflegt immer noch den - freilich verschlankten und modernisierten - philharmonischen Grundton, während Järvi einen aggressiv aufgeladenen, die Gegenstimmen herausstellenden, kammermusikalisch angespitzten bevorzugt (das mit der Kammermusik ist etwa im Fall der zweiten „Eroica“-Finalvariation wörtlich zu nehmen). Der kommt kaum je mal (und schon gar nicht im Trauermarsch) zur Ruhe - er sitzt sozusagen ständig auf der Stuhlkante. Und immer wieder eröffnen sich überraschende, im Fall der Dritten gar nicht vermutete Perspektiven: Die Coda des ersten Satzes gerät auf Strecken zum Walzer, und sogar Rossini-Allusionen stellen sich ein. Dabei macht Järvi gar nicht mal in Sensation - dieser Beethoven gibt, was so alles in ihm steckt, zwanglos-freiwillig zum Besten.

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