Beethoven mit dem Ferrari der Orchester

Ruhr Nachrichten
Von Julia Gaß am 5. März 2010 18:50 Uhr



Die Beethoven-Sinfonien mit Paavo Järvi am Pult waren und sind nun auch auf CD eine Sensation: so frech und rasant sind die Tempi, so energiegeladen, transparent und spannungsvoll der Galopp durch die Musik.

Am Donnerstag spielte die Kammerphilharmonie im Dortmunder Konzerthaus das Publikum mit Beethovens Zweiter, Fünfter und der dritten Leonoren-Ouvertüre in einen Rausch.

Wie ein Rennpferd vor dem Start begannen die Bremer die Ouvertüre - mit versammelter Kraft, hochkonzentriert und einer zum Bersten gespannten Dynamik. Und dann ließ der 47-jährige Estländer seine 50 Musiker von der Leine, ließ sie lospreschen, Feuer entfachen, Herzblut zeigen. So mitreißend, mit so viel Tiefenschärfe Beethoven zu hören, macht einfach Spaß.

Ein Hörvergnügen Aber Järvis Orchester fegt nicht einfach so durch die Musik. Sie gab ihr auch in der zweiten Sinfonie Kontur, Kraft und Schärfe. Makellos spielt das Orchester nicht, aber das spielt keine Rolle, weil man spürt, dass da Streicher und Bläser sitzen, denen Musizieren Spaß macht, die mitreißen, Beethoven quicklebendig klingen lassen und mit den rasanten Tempi viel riskieren (müssen).

Zigmal werden die Bremer ihren Parade-Beethoven gespielt haben, auch die Fünfte, das populärste Klassik-Werk. Im Konzerthaus erklang die Sinfonie übrigens zum ersten Mal. Und mit den Bremern wie gerade erfunden, sehr authentisch. Auf CD hat Järvi ein flotteres Tempo angeschlagen, im Konzerthaus klang die Fünfte besonders im zweiten Satz mehr nach "Heroica", aber überaus farbig, kantig, knackig - ein Hörerlebnis und -vergnügen.

"Valse triste"

Alle Brahms-Sinfonien hat die Kammerphilharmonie in der Eröffnungssaison des Konzerthauses gespielt, zurzeit widmet sie sich Schumann. Wie differenziert Romantik unter Järvi klingt, hörte man in der Zugabe, Sibelius' "Valse triste", dem Zuckerbrot für das Bremer Rennpferd.

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