Paavo Järvi dirigiert Mahlers Symphonie Nr. 2
Das Symphonie-Orchester des Hessischen Rundfunks besitzt in Sachen Gustav Mahler eine einzigartige Expertise. Nach langjährigem und sehr einträglichem Musizieren unter Eliahu Inbal ist jetzt der neue Chefdirigent Paavo Järvi mit einer grandiosen Aufnahme der Zweiten auf dem Weg zur eigenen Mahler-Serie.
Der estnische Dirigent hat zu Mahler ein entspanntes Verhältnis. Er entdeckt in der Musik kein nervöses Leiden, keine Hysterie, keine Schreikrämpfe; er gibt auch nicht den Radiologen, der die Symphonie röntgen lässt und dann nur noch schwarz-weiße Einzelstimmen findet. Dabei ist die Streubreite der Dynamik und Farbkraft des Orchesters so auffallend wie seine Brillanz; bei aller Wärme klingt es zuweilen, als spiele es Berlioz. Die Streicher spielen mit einem beweglichen Ton, der fallweise wie Klinge oder wie Puderquaste klingt.
Gewiss ist Mahler hier bisweilen ein wilder Kerl, der weder Dämonen noch das Dies irae scheut. Doch indem Järvi das Heimliche und Intime als Urlicht des Klangs aufscheinen lässt, beeindruckt die Expansion ins Wilde und Feierliche umso mehr. Und da in Natalie Dessay (Sopran), Alice Cote (Mezzosopran) und dem baskischen Chor Orféon Donostiarra hinreißende Vokalisten mitwirken, hört man die Glocken der letzten Takte als kollektiven Jubel, als Aufatmen, als Beifall. WOLFRAM GOERTZ
Virgin/EMI CD 50999 694586 06
http://nachrichten.rp-online.de/kultur/paavo-jaervi-dirigiert-mahlers-symphonie-nr-2-1.101862
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