Kissinger Sommer: Ein atemberaubender Pianist und eine zupackende Pianistin

Mainpost 08.07.2012 Frank Kupke Bravo-Rufe und Beifallsstürme – David Fray und Khatia Buniatishvili mit dem Orchestre de Paris unter Paavo Järvi in Bad Kissingen Bravo-Rufe und Beifallsstürme erntete das Orchestre de Paris unter Paavo Järvi beim Kissinger Sommer mit zwei Konzerten, wie sie unterschiedlicher nicht sein konnten. Der Erfolg war nicht zuletzt ein Verdienst der fantastischen Solisten David Fray und Khatia Buniatishvili. Was für ein hervorragender Interpret deutscher Musik er ist, machte Fray bei Beethovens 2. Klavierkonzert deutlich. Vor ausverkauftem Haus traf der 31-jährige Franzose mit seiner gleichermaßen hochkonzentrierten wie unverkrampften Interpretationskunst genau jenen Tonfall, der gerade in punkto Melodik in den ersten beiden Beethoven-Sätzen noch stark vom Esprit eines Mozart lebt. Freilich versäumte es Fray nicht, die kraftvolle motivische Arbeit des reifen Beethoven in der Kadenz des Allegros auszukosten. Und die kühne Art, in der er mit markanten Sforzati den Sechsachteltakt im letzten Satz, wie von Beethoven gewünscht, rhythmisch und metrisch gegen den Strich bürstete, war atemberaubend. Gerade im Finale glänzte der Solist durch seine vorbildliche Kommunikation mit dem Orchestre de Paris, das unter dem estnischen Dirigenten nicht nur beim Beethoven wie entfesselt spielte. Mit seinem souveränen und von geballter Energie geprägten Dirigierstil führte Järvi das Ensemble durch die Märchenwelt von Edvard Griegs „Peer Gynt“-Suiten und „Pelléas et Melisande“ von Gabriel Fauré. Der Fauré war anstelle des ursprünglich vorgesehenen 1. Cellokonzerts von Saint-Saëns aufs Programm gesetzt worden, weil die Cellistin Marie Elisabeth Hecker kurzfristig erkrankt war und auf die Schnelle kein adäquater Ersatz gefunden werden konnte. Beim Fauré brillierte insbesondere der Soloflötist in der berühmten „Sicilienne“. Das hingerissene Publikum erklatschte sich sowohl vom Orchester wie auch vom Pianisten eine Zugabe. David Fray gab keine reißerische Bravournummer, sondern bot eine tiefsinnige Interpretation des Bach-Busoni-Choralvorspiels „Nun kommt der Heiden Heiland“. Das Orchester wiederholte noch einmal den mal anrührenden, mal tänzelnden dargebotenen „Anitras Tanz“ aus Peer Gynt. Dass die Solistin Khatia Buniatishvili beim zweiten Konzertabend des Orchestre de Paris nicht vor ausverkauftem Haus spielte, hatte nichts mit der Qualität des Gebotenen zu tun. Die Pianistin zeigte bei ihrer Interpretation von Chopins e-Moll-Konzert eine ausgesprochen persönliche Handschrift. Vom ersten Solo-Einsatz an präsentierte sich die gerade mal 25-Jährige aus dem georgischen Tiflis als profilierte Musikerin mit starkem Ausdruckswillen in den Ecksätzen. Dank ihrer Virtuosität trug sie die diffizilsten Passagen fabelhaft unverkrampft vor. Mit großer Leichtigkeit entlockte sie dem Flügel die flotten Arperggien und Skalen. Wie ein Musik gewordenes Parfüm zauberte Khatia Buniatishvili in der „Romance“ ihren Part aus der Klaviatur und bewies zudem große Teamfähigkeit beim Zusammenspiel mit dem Orchester, insbesondere beim wunderschönen Zwiegespräch mit dem Solo-Fagott. Als Zugabe spielte sie traumhaft romantisch das vierte Prélude von Chopin aus Opus 28. Dass das Orchester aus Frankreich auch anders kann, zeigten die Musiker aus Paris bei Schostakowitschs 1. Sinfonie. Durch die kräftig zupackende Art, dieses zwischen Ironie und Pathos hin und her wechselnde Werk zu Gehör zu bringen, rissen die unter Paavo Järvi großartig aufspielenden Musiker das Publikum zu minutenlangem Applaus hin. Dafür bedankte sich das Orchestre de Paris mit dem schmissigen „Galop“ aus Bizets „Jeux d'enfants“ als Zugabe. http://www.mainpost.de/ueberregional/kulturwelt/kultur/Kissinger-Sommer-Ein-atemberaubender-Pianist-und-eine-zupackende-Pianistin;art3809,6886823

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