CONCERT REVIEW: Ein Däne tanzt Walzer
Many thanks to our friend Carola Finkel in Frankfurt for sending us this review from the Frankfurter Neue Presse:
10.12.2005
Ein Däne tanzt Walzer
Der künftige Chefdirigent Paavo Järvi stellte sich beim jüngsten HR-Sinfoniekonzert in der Alten Oper Frankfurt vor.(10.12.2005)
Bei seinem Vorstellungskonzert gab sich der Este natürlich hochmotiviert und kraftvoll. Und die Musiker des HR-Sinfonieorchesters erwiderten es mit einem kontrastreichen, geradezu feurigen Spiel. So wurde selbst die sechste Sinfonie des ansonsten eher spröden Dänen Carl Nielsen zu einer spannenden Sache. Wenn Järvi dieses Niveau halten sollte, stehen dem Orchester und den Zuhörern verheißungsvolle Jahre bevor.
Begonnen hatte das Konzert im Großen Saal mit Weberns Orchesterfassung eines Ricercar aus Bachs «Musikalischem Opfer», in dem kontrapunktische Strenge und ausgeprägte Musikalität vereinigt sind. Der finnische Pianist Olli Mustonen zeigte sich im dritten Klavierkonzert als versierter Beethoven-Interpret mit einem Hang, Kontraste opulent zu gestalten und seinem Spiel damit eine besonders romantische Note zu verleihen. Vielleicht kam das von Järvi in diesem Sinne eingestellte Orchester deshalb so gut mit dem Interpreten aus. Der Finalsatz strotzte vor Spannung. Mustonen brachte einen sauberen, klaren Anschlag und gab sich auch spieltechnisch keine Blöße.
Zum Abschluss erklang Nielsens sechste Sinfonie. Nun wird – im Unterschied zu anderen europäischen Ländern – kaum jemand einen Begriff von der Urwüchsigkeit dänischer Volksmusik haben. Nielsen leistete hier Nachhilfe. Das abschließende Thema mit Variationen enthält skandinavische Klänge – wenngleich mit manchem Wiener Walzer vermischt. Aber warum soll ein Däne nicht Walzer tanzen dürfen? (Ge)
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