Suggestive Sprache Alte Oper: Paavo Järvi und das hr-Sinfonieorchester


September 29, 2008

Von Axel Zibulski

FRANKFURT Am Ende haben die Pauken ihren großen Auftritt: Ihr doppeltes Solo lässt die fünfte Sinfonie b-Moll von Eduard Tubin furios enden, so dass man sich noch einmal fragt, warum diese wirkungsvolle und effektstarke Musik eigentlich höchst selten im Konzertsaal zu hören ist. Paavo Järvi stellte die fünfte Sinfonie des estnischen Komponisten bei einem Abonnementkonzert in der Frankfurter Alten Oper Frankfurt vor; sein Vater Neeme Järvi trug maßgeblich zur Verbreitung der Werke Eduard Tubins bei, der 1905 geboren wurde und 1982 im schwedischen Exil starb. Verschobene Rhythmen Bereits der thematisch unprätentiöse Beginn von Tubins fünfter Sinfonie wendet sich bald in jene verschobenen Rhythmen, die so charakteristisch sind für dieses 1946 entstandene Werk. Die opulente, spätromantische Sprache, die manchmal wie eine Mischung aus Gustav Mahler und Igor Strawinski klingt, ist durchweg suggestiv: Im mittleren der drei Sätze lässt Tubin den Konzertmeister ein dunkles, wie ein Totentanz klingendes Solo spielen, überhaupt sind es die Tiefen der Streicher, die dem Stück seinen prägnanten Grundton geben. Die Musiker des hr-Sinfonieorchesters konnten in dieser Hinsicht ihre Stärken gut entfalten, die Interpretation des so selten zu hörenden Werks war bis eben zum finalen Duell der beiden Pauker äußerst leidenschaftlich angelegt. Würziger Klang Eröffnet hatte das hr-Sinfonieorchester sein Konzert mit Joseph Haydns Sinfonie Nr. 82 C-Dur ("Der Bär"). Auf diese Aufführung durfte man besonders gespannt sein, hatte doch Järvis Vorgänger Hugh Wolff gerade mit seinen historisch bestens informierten Haydn-Interpretationen einen Schwerpunkt seiner Frankfurter Arbeit gesetzt. Aber auch Järvis Sicht auf den Wiener Klassiker klang würzig, pointiert, im Finale äußerst verspielt und insgesamt so frisch wie exakt musiziert. Höchst souverän fiel auch der Auftritt des Solisten dieses Abends aus: Der 1970 geborene US-Amerikaner Nicholas Angelich gilt als Experte in Sachen Johannes Brahms, und seine weitsichtige, gut in den sinfonischen Orchestersatz integrierte Wiedergabe von dessen zweitem Klavierkonzert B-Dur op. 83 ließ diese Expertise angenehm lebendig werden.

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