Hans Rott Erste Sinfonie

InfoRadio.de
Jens Lehmann
03.08.2012

Auch Hans Rott ist eine echte Entdeckung. Der Österreicher studierte gemeinsam mit Gustav Mahler - Anton Bruckner war sein größter Förderer - und seine Musik vereint das Beste aus beiden Welten. Doch das brachte ihm kein Glück, weigerte sich doch das Konservatorium, ihm für seine Erste Symphonie das Diplom zu geben. Die Kommission soll sogar in höhnisches Gelächter ausgebrochen sein. Der Altherrenriege war das Werk wohl zu modern.

In der vorzüglichen neuen Einspielung des HR-Sinfonieorchesters unter Paavo Järvi kann man nachhören, was die Kommission so verstört hat. Rott schrieb Musik, die sich sein berühmter Kollege Mahler erst Jahre später mühevoll abringen sollte. Kein Wunder, dass Rott als "Begründer der neuen Sinfonie" galt.

Als aber auch der allmächtige Brahms seine Erste ablehnte, drehte der junge Komponist durch. Auf einer Reise nach Frankreich fuchtelte er mit einem Revolver herum und schrie, Brahms wolle den Zug in die Luft sprengen. Rott kam in die Irrenanstalt, wo er mit 25 Jahren starb. Hätte Brahms doch bloß die Orchester-Suite gehört, die so sehr nach ihm klingt - vielleicht hätten wir noch viel mehr von Rott gehört.

Paavo Järvi setzt sich jedenfalls mit umsichtiger Lesart und warmem Ton für den Komponisten ein und macht klar: Hans Rott wurde zu unrecht vergessen.

http://www.inforadio.de/programm/schema/sendungen/kultur/201208/175939.html

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