CD der Woche: Tschaikowskys Musik in einem neuen Licht
NDR Kultur
Paavo Järvi Chef wirft mit dem Tonhalle-Orchester Zürich einen neuen Blick auf die Orchestermusik von Peter Tschaikowsky. Die aktuelle Folge enthält Tschaikowskys berühmte vierte und die selten gespielte zweite Sinfonie.
von Marcus Stäbler
Akkorde von majestätischer Pracht und Streicherfiguren wie ein wirbelnder Elfenschwarm, ein sonniger Hochzeitsmarsch und süffige Themen, inspiriert von der russischen Volksmusik - kaum zu glauben, dass Tschaikowskys Zweite so oft unter dem Radar läuft und selten zu hören ist, selbst auf CD. Die Sinfonie hat eigentlich alles, was ein romantisches Erfolgsstück ausmacht. Ihre Reize erblühen in der Aufnahme zu neuem Leben. Paavo Järvi kostet die Melodien wunderbar aus - und er hat mit dem Tonhalle-Orchester einen erstklassigen Klangkörper an der Seite. Die exzellente Besetzung des Zürcher Orchesters offenbart sich etwa in den Solopassagen der Bläser - so wie beim warmen Klang des Horns im ersten Satz.
Die Schönheiten von Tschaikowskys Musik
Paavo Järvi genießt die Schönheiten von Tschaikowskys Musik. Er meidet den eher nüchternen Zugang, mit dem manche Kollegen die Sinfonien von Tschaikowsky entschlacken wollen und er steht ausdrücklich zu ihren gefühlvollen, mitunter auch sentimentalen Zügen. Das ist das Neue an Järvis Ansatz, und der prägt auch seine Interpretation der vierten Sinfonie.
Der Dirigent lässt die Celli sehnsuchtsvoll singen und weiß genau, wann er ein bisschen auf die Bremse treten muss, um seinen Musikerinnen und Musikern mehr Zeit zu lassen. Etwa beim Fagottsolo am Ende des Andantino, von Matthias Rácz hinreißend gespielt.
Mitreißende Energie
Die Aufnahme verbindet dieses Gespür für die weichen Farben mit Transparenz und Sorgfalt und mit einer fesselnden Gesamtregie. Dabei erweist sich Järvi als erfahrener Erzähler. Er verweilt gern bei den intimen Momenten und führt das Tonhalle-Orchester dann immer wieder in packende Steigerungswellen.
Mit emotionaler Glut und weitem Atem formt Paavo Järvi einen großen Spannungsbogen über die ganze Sinfonie. Er mündet im Finale, das mit einer Art Explosion beginnt und damit eine mitreißende Energie frei setzt.
Hitziges Temperament und Leidenschaft treffen auf technische Virtuosität und Präzision. In einer Aufnahme, die Tschaikowskys Musik in ein neues Licht stellt.
30.04.2021
Paavo Järvi Chef wirft mit dem Tonhalle-Orchester Zürich einen neuen Blick auf die Orchestermusik von Peter Tschaikowsky. Die aktuelle Folge enthält Tschaikowskys berühmte vierte und die selten gespielte zweite Sinfonie.
von Marcus Stäbler
Akkorde von majestätischer Pracht und Streicherfiguren wie ein wirbelnder Elfenschwarm, ein sonniger Hochzeitsmarsch und süffige Themen, inspiriert von der russischen Volksmusik - kaum zu glauben, dass Tschaikowskys Zweite so oft unter dem Radar läuft und selten zu hören ist, selbst auf CD. Die Sinfonie hat eigentlich alles, was ein romantisches Erfolgsstück ausmacht. Ihre Reize erblühen in der Aufnahme zu neuem Leben. Paavo Järvi kostet die Melodien wunderbar aus - und er hat mit dem Tonhalle-Orchester einen erstklassigen Klangkörper an der Seite. Die exzellente Besetzung des Zürcher Orchesters offenbart sich etwa in den Solopassagen der Bläser - so wie beim warmen Klang des Horns im ersten Satz.
Die Schönheiten von Tschaikowskys Musik
Paavo Järvi genießt die Schönheiten von Tschaikowskys Musik. Er meidet den eher nüchternen Zugang, mit dem manche Kollegen die Sinfonien von Tschaikowsky entschlacken wollen und er steht ausdrücklich zu ihren gefühlvollen, mitunter auch sentimentalen Zügen. Das ist das Neue an Järvis Ansatz, und der prägt auch seine Interpretation der vierten Sinfonie.
Der Dirigent lässt die Celli sehnsuchtsvoll singen und weiß genau, wann er ein bisschen auf die Bremse treten muss, um seinen Musikerinnen und Musikern mehr Zeit zu lassen. Etwa beim Fagottsolo am Ende des Andantino, von Matthias Rácz hinreißend gespielt.
Mitreißende Energie
Die Aufnahme verbindet dieses Gespür für die weichen Farben mit Transparenz und Sorgfalt und mit einer fesselnden Gesamtregie. Dabei erweist sich Järvi als erfahrener Erzähler. Er verweilt gern bei den intimen Momenten und führt das Tonhalle-Orchester dann immer wieder in packende Steigerungswellen.
Mit emotionaler Glut und weitem Atem formt Paavo Järvi einen großen Spannungsbogen über die ganze Sinfonie. Er mündet im Finale, das mit einer Art Explosion beginnt und damit eine mitreißende Energie frei setzt.
Hitziges Temperament und Leidenschaft treffen auf technische Virtuosität und Präzision. In einer Aufnahme, die Tschaikowskys Musik in ein neues Licht stellt.
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