Interpretationen mit Feuer und Flamme

29.11.2024

Pizzicato


Hat sich auch für späte Symphonien von Haydn die Kombination aus

Dirigent Paavo Järvi und Die Deutsche Kammerphilharmonie Bremen

bewährt?

Zunächst bestechen die Ausführenden mit wie gewöhnlich

hochengagiertem Spiel, das von exzellentem Zusammenwirken geprägt

wird. Im Detail gestaltungsreich mit nie nachlassender Energie und

Aufmerksamkeit widmen sich Orchester und Dirigent auch den hier

eingespielten Symphonien, darunter der ‘mit dem Paukenschlag’ genannt.

Dabei gelingen ihnen ausgefeilte Interpretationsmomente wie im

langsamen Satz der Symphonie mit dem Beinamen. Hier nehmen sie die ohne leise Dynamik in den

einleitenden Takten bis zum Paukenschlag zur Halbzeit nochmals deutlich zurück, so dass die Ohren

gespitzt werden müssen, um noch etwas zu erhaschen. Der anschließende dynamische Ausbruch wirkt

dann umso markanter, ohne dass er übertrieben laut werden müsste.

An anderen Stellen werden die Duftmarken ihres Einsatzes aber auch mal so deutlich gesetzt, dass der

Fluss der Musik dadurch eine überspitzte Markierung, aber glücklicherweise auch keinen Bruch erhält. Das

wirkt dann wie Übereifer. So entsteht ein Gesamteindruck, der wunderbar klare hochambitionierte

Interpretation im Sinne der Musik bietet, die mit kleinen Scharten des zu viel Gewollten oder schlicht

Erreichten gespickt sind. So wie ein Feuer, bei dem die Flammen auch mal unerwartet züngeln.

Has the combination of conductor Paavo Järvi and the Deutsche Kammerphilharmonie Bremen

also proved its worth for Haydn’s late symphonies?

First of all, the performers captivate with their usual highly committed playing, which is

characterized by excellent interaction. The orchestra and conductor also devote themselves to

the symphonies recorded here, including the one with the sobriquet Surprise, with a wealth of

detail, never flagging energy and attention.

They succeed in creating sophisticated moments of interpretation, such as in the slow

movement of the Surprise symphony. Here, they significantly reduce the dynamic range in the

introductory bars until the timpani beat at the halfway point, so that the listener has to prick

up their ears to catch anything. The subsequent dynamic outburst is then all the more striking

without having to be excessively loud.

At other points, however, the scent marks of their commitment are sometimes so clearly placed

that the flow of the music is given an exaggerated mark, but fortunately also does not get a

break. This then comes across as overzealousness. The result is an overall impression that

offers a wonderfully clear, highly ambitious interpretation in the spirit of the music, peppered

with little nicks of over-ambition or simply over-achievement. Like a fire where the flames

sometimes flare up unexpectedly.

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