Franz Schubert Sinfonien Nr. 7 & 4
Franz Schubert
Sinfonien Nr. 7 & 4
Die Deutsche Kammerphilharmonie Bremen, Paavo Järvi
Sony 19958410552
(56 Min., 5/2025)
Auch wenn er seinem hyperfleißig selbst Raritäten sammelnden Vater Neeme (noch) nicht das CD-Wasser reichen kann: Selbst in Zeiten radikal abflauender Aufnahmeflut hat sein Sohn Paavo Järvi inzwischen über 130 Einspielungen aufgehäufelt. Nun aber ist er für seine jüngste nach längerer Zeit mal wieder am Pult seiner Deutschen Kammerphilharmonie Bremen zu erleben. Da steht jetzt – nach seinen gefeierten sinfonischen Zyklen von Beethoven, Schumann, Brahms wie einem Haydn-Intermezzo – endlich auch Franz Schubert auf der Speisekarte. Mit der 7., der „Unvollendeten“, sowie der 4. Sinfonie als Horsd’œuvre. Natürlich hat da die Konkurrenz – wir sagen nur Antonello Manacorda und René Jacobs – mit ihren jeweiligen Formationen bereits das Ihrige an hörenswerten Neuinterpretationen beigetragen. Paavo Järvi scheint aber – parallel zu seinem bereits mit Bruckner, Tschaikowski, Mendelssohn Bartholdy und Mahler aufnahmegarnierten Engagement beim Tonhalle-Orchester Zürich – mit den Bremern eher den vollen, dunklen Klang eines großen Sinfonieorchesters in kleiner Besetzung zu suchen. Ein interessantes Paradox.
Järvi gibt sich auch weniger aufgeraut kontrastintensiv, eher fließend weich und romantisch, obwohl subtil auf das Tempo gedrückt wird. Es sind also knappe, kompakte und doch schön ausbalancierte, harmonisch ausschwingende Lesarten. Die Schubert in durchaus heroische Beethoven-Nähe rücken. „Die Unvollendete“ hat so nie etwas Larmoyantes, Järvi spürt stetig wach Form und Harmonie nach, akzentuiert samtig, auch in den spannungsreichen Dissonanzen der forschen Bläser. In der 4. Sinfonie gefallen das subtile, nie ostentative Auskosten der unorthodoxen Tonartenwechsel, die flexibel geschwungenen Bögen, die Detailliebe, die doch immer auf das große Ganze achtet. So haben Järvi und die Seinen also auch zum eben nicht ausgesungenen Thema Schubert durchaus noch Neues zu sagen. Die Fortsetzung wird spannend.
Comments