Janine Jansen spielt Beethoven und Britten
NDR Kulture
Vorgestellt von Friederike Westerhaus
Es war ein Herzenswunsch von Janine Jansen, die Violinkonzerte von Beethoven und Britten einzuspielen. Für sie seien es vielleicht die genialsten Konzerte der Geigenliteratur, sagt sie. Der Beethoven nötigt den meisten Geigern ungeheuren Respekt ab, viele warten lange Jahre, bis sie sich reif genug für dieses Konzert fühlen. Janine Jansen stellte sich der Herausforderung schon jetzt – mit Erfolg.
Historisch informiert und trotzdem ohne Angst vor romantischem Ausdruck, ein Ansatz, in dem Janine Jansen, Dirigent Paavo Järvi und die Deutsche Kammerphilharmonie Bremen zu einer hörbaren Einheit finden. Die Frische und Natürlichkeit, die die Geigerin an dem Orchester lobt, strahlt sie selbst genauso aus. Ihr Beethoven klingt ebenso vital, voller Drive und dabei klug durchdacht. Mit Paavo Järvi teilt sie die Lust am Experimentieren und den Mut zum Risiko und zu Extremen. Das zeigt sich auch im Britten-Violinkonzert mit dem London Symphony Orchestra.
Schlüssiger und spannungsreicher Zugriff
"Unspielbar", das sagte einst der berühmte Geiger Jascha Heifetz über dieses Konzert. Janine Jansen meistert auch die hoch virtuosen Passagen absolut souverän. Noch schwieriger als die Technik mag die Gestaltung dieses über 30minütigen Werks sein, dessen Dramaturgie viel komplizierter ist als die des Beethoven-Konzerts.
Aber Janine Jansen und Paavo Järvi haben einen schlüssigen, spannungsreichen Zugriff gefunden, der auch verstecktere Verläufe in der Musik sehr gut nachvollziehbar macht. Den Beginn der finalen Passacaglia spielt die Geigerin suchend, nicht wütend oder definitiv. Umso berührender – ja, schockierend – wirkt das Ende: ein Aufschrei voller Verzweiflung und Schmerz.
Auch mit dieser CD beweist Janine Jansen ihre erstaunliche Gabe: Werke aus unterschiedlichsten Epochen wirklich stilsicher zu spielen, aber immer voller Emotionen und sehr persönlich.
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