Explosiv und temporeich
Orchestrasfan.de
Ulrike Schimd
12.02.2013
Beim Konzert des hr-Sinfonieorchesters vergangene Woche (7. Feb. 2013) standen Werke von Brahms und Bruckner auf dem Programm. Vor 150 Jahren wäre dies vermutlich undenkbar gewesen, denn besonders freundschaftlich zugetan waren sich die beiden nicht gerade.
Auf dem Programm standen unter der Leitung von Paavo Järvi das 1. Klavierkonzert d-Moll op. 15 von Johannes Brahms und Anton Bruckners 1. Sinfonie c-Moll. Von dieser Sinfonie gibt es mehrere Fassungen: die erste, die Linzer Fassung von 1865/66 und die spätere, überarbeitete Wiener Fassung von 1890/91.
Dass die Linzer Fassung die energischere, frischere und urwüchsigere ist – davon konnte ich mich am Donnerstag selbst überzeugen. Schon der Beginn war ganz nach meinem Geschmack: Dezent, marschartig – was bei mir unweigerlich Erinnerungen an Mahlers 5. Sinfonie aufkommen ließ –, und dann dieses „Vorwärtspeitschen“ bis der 1. Satz in einem fulminanten Ende kulminierte.
Immer Vorwärtstreibend, temporeich und schwungvoll ging es dann auch durch die übrigen drei Sätze, ehe sich die Musik im vierten Satz vollends entladen hat, geradezu explodiert ist.
Im Einführungsgespräch hieß es, Bruckner habe immer wieder Pausen innerhalb der Sätze angelegt. Zurückzuführen sei dies auf seine Tätigkeit als Organist in jungen Jahren. Aufgrund des langen Nachhalls der Orgel im Kirchenraum legen Organisten längere Pausen ein, damit sich die Melodien nicht vermischen. Und solche Pausen habe also Bruckner in der 1. Sinfonie auch „mitkomponiert“. Obwohl ich verstärkt drauf geachtet habe, ist mir nur eine Pause aufgefallen.
Irgendwo hatte ich mal gelesen, dass man entweder die Musik von Mahler oder von Bruckner mag. Völliger Quatsch: was ich bisher von Bruckner gehört habe, berührt mich genauso, wie die Mahler Sinfonien.
Das Brahmsche Klavierkonzert, dessen Solist Rudolf Buchbinder war, begeisterte mich nur halb so sehr.
Das Konzert wird am Dienstag, den 19. Februar 2013, ab 20.05 auf hr2-kultur gesendet und kann bei ARTE Live Web noch 176 Tage angesehen werden.
http://orchestrasfan.de/explosiv-und-temporeich/
Ulrike Schimd
12.02.2013
Beim Konzert des hr-Sinfonieorchesters vergangene Woche (7. Feb. 2013) standen Werke von Brahms und Bruckner auf dem Programm. Vor 150 Jahren wäre dies vermutlich undenkbar gewesen, denn besonders freundschaftlich zugetan waren sich die beiden nicht gerade.
Auf dem Programm standen unter der Leitung von Paavo Järvi das 1. Klavierkonzert d-Moll op. 15 von Johannes Brahms und Anton Bruckners 1. Sinfonie c-Moll. Von dieser Sinfonie gibt es mehrere Fassungen: die erste, die Linzer Fassung von 1865/66 und die spätere, überarbeitete Wiener Fassung von 1890/91.
Dass die Linzer Fassung die energischere, frischere und urwüchsigere ist – davon konnte ich mich am Donnerstag selbst überzeugen. Schon der Beginn war ganz nach meinem Geschmack: Dezent, marschartig – was bei mir unweigerlich Erinnerungen an Mahlers 5. Sinfonie aufkommen ließ –, und dann dieses „Vorwärtspeitschen“ bis der 1. Satz in einem fulminanten Ende kulminierte.
Immer Vorwärtstreibend, temporeich und schwungvoll ging es dann auch durch die übrigen drei Sätze, ehe sich die Musik im vierten Satz vollends entladen hat, geradezu explodiert ist.
Im Einführungsgespräch hieß es, Bruckner habe immer wieder Pausen innerhalb der Sätze angelegt. Zurückzuführen sei dies auf seine Tätigkeit als Organist in jungen Jahren. Aufgrund des langen Nachhalls der Orgel im Kirchenraum legen Organisten längere Pausen ein, damit sich die Melodien nicht vermischen. Und solche Pausen habe also Bruckner in der 1. Sinfonie auch „mitkomponiert“. Obwohl ich verstärkt drauf geachtet habe, ist mir nur eine Pause aufgefallen.
Irgendwo hatte ich mal gelesen, dass man entweder die Musik von Mahler oder von Bruckner mag. Völliger Quatsch: was ich bisher von Bruckner gehört habe, berührt mich genauso, wie die Mahler Sinfonien.
Das Brahmsche Klavierkonzert, dessen Solist Rudolf Buchbinder war, begeisterte mich nur halb so sehr.
Das Konzert wird am Dienstag, den 19. Februar 2013, ab 20.05 auf hr2-kultur gesendet und kann bei ARTE Live Web noch 176 Tage angesehen werden.
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