CONCERT REVIEW: Frankfurt Radio opening night 2007

Kultur nach Maß

07 September 2007

hr-Sinfonieorchester mit Werken von Wagner, Brahms und Erkki-Sven Tüür

Zum Auftakt seiner aktuellen Spielzeit hat sich das hr-Sinfonieorchester Frankfurt wieder ein Komponisten-Porträt vorgenommen. In diesem Jahr ist es Erkki-Sven Tüür, Jahrgang 1959. Er gilt neben Arvo Pärt als der estnische Komponist mit der größten internationalen Bedeutung. Zu seinen Werken gehören Arbeiten aus fast allen Genres, vom Orchesterkonzert über Oratorien bis hin zu Film- und Bühnenmusik. In seiner Heimat wurde der Komponist als Keyboarder und Sänger der Rockgruppe „In Spe“ bekannt. Seine 4. Sinfonie „Magma“, die nun in der Alten Oper gespielt wurde, geht auf eine Initiative der Schlagzeugerin Evelyn Glennie zurück, die hier auch als Solistin zu hören war.Das Werk entwickelte sich in kontrastreichen Schritten innerhalb seiner vier Abschnitte ständig weiter, markante Motivwiederholungen ließen sich immer wieder durchhören, so dass die Struktur der Komposition sehr klar erschien. Eine angeregte Kommunikation entstand zwischenzeitlich zwischen Glockenspiel und Flöten, später zog ein gewittriges Grollen auf, das sich öfter wiederholte. Scharf abgegrenzte, abwechselnde Rhythmen ließen das Stück ausgesprochen vielseitig erscheinen. Oftmals wurden die Streicher als nervenaufreibendes Bollwerk verwand, dazwischen kamen zarte Einwürfe des Marimbaphons, das sich zu rasanten Läufen und Wirbeln verstieg. Der letzte Abschnitt erhielt durch den Einsatz von Bongo-Trommeln und das Pizzikato der Kontrabässe einen tänzerischen, vorwärts treibenden Charakter. Interpreten und der anwesende Komponist erhielten in der Alten Oper anhaltenden Applaus.Mit diesem Konzert startete das hr-Sinfonieorchester unter Leitung von Paavo Järvi auch seinen Brahms-Zyklus zum 175. Geburtstag des Komponisten. Zu Beginn erklang die 1. Sinfonie. Dem Orchester gelangen hier üppig strahlende Klangfarben, sanft schwebendes Holz auf weichem Grund der Streicher fiel im Satz Un poco allegretto e grazioso auf. Später überraschten die Streicher mit fast unhörbarem Pizzikato, bevor das gesamte Orchester zu einem wirkungs- und kraftvollen Finale ansetzte. Zuvor schwelgte der große Apparat noch im Meistersinger-Vorspiel von Richard Wagner und steigerte sich geradezu spiralförmig in den harmonischen Überschwang des Stückes hinein.Veröffentlicht im Main-Echo

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