Tat und Kraft

Der Tagesspiegel
Carsten Niemann
17.12.2009

Beethoven steckt ihm irgendwie in den Knochen, diesem Manfred, den Schumann in seiner gleichnamigen Ouvertüre porträtiert. Dass im Kammermusiksaal der Einfluss so deutlich zu hören ist, liegt auch daran, Paavo Järvi und die Deutsche Kammerphilharmonie Bremen sich derzeit intenisv mit Beethovens Symphonien beschäftigen. Die Stringenz von Beethovens motivischem Denken und sein ebenso revolutionärer wie optimistischer Furor wirken dabei als ein Teil der Kraft, welche die Tondichtung und ihren Helden am Leben erhalten. Aus der gleichen Kraft speisen sich aber auch die Gesten einer romantischer Entgrenzungssehnsucht, die Järvi mit beachtlichem Mut zur Deutlichkeit aus Schumanns emphatischen Betonungen und Crescendi entwickelt. Es folgen an diesem Schumann-Abend eine mit gleißender Energie musizierte Rheinische Symphonie sowie das Klavierkonzert.

Radu Lupu spielt mit einer derartigen Achtsamkeit für die individuelle Färbung, welche die Orchestermitglieder ihren eigenen Soli verleihen, dass es scheint, als würde er seinen Klavierpart improvisierend aus dem Gehörten entwickeln. Wie diskret Järvi diesen intimen Dialog begleitet und wie deutlich er sich dennoch einbringt, als er Orchester und Solisten im tänzerischen letzten Satz in eine Ballhausszenerie entführt, macht das Glück dieser musikalischen Dreiecksbeziehungen perfekt.

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