Grandioser Auftakt beim Kissinger Sommer

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Elke Tober-Vogt
17.06.2018

Sol Gabetta war Solistin beim Eröffnungskonzert des Kissinger Sommers. Foto: Kissinger Sommer–


Erfrischend kurz und humorvoll war die Begrüßung durch Bad Kissingens Oberbürgermeister Kay Blankenburg. Dann war die Bühne frei für ein grandioses Auftaktkonzert zum diesjährigen Kissinger Sommer. Die Cellistin Sol Gabetta und die Deutsche Kammerphilharmonie Bremen unter Paavo Järvi formten diesen Abend im sehr gut besuchten Max-Littmann-Saal des Regentenbaus zu einem eindrucksvollen Erlebnis.

Vom ersten erlesenen Ton an war klar, dass man hier eine völlige Einheit von Dirigent und Orchester erleben durfte. Mit Franz Schuberts Ouvertüre zum Melodram „Die Zauberharfe“ setzte Järvi den Saal unter Strom, brachte ihn fein zum Vibrieren, baute allmählich so viel Spannung auf, dass nur ein überwältigender Schluss folgen konnte.

Natürlichkeit

Der Este gehört zu den Dirigenten, die sehr der Natürlichkeit zugetan sind. Sol Gabetta als diesjährige „Artist in Residence“ ergänzte dies vollkommen: Bei Edward Elgars Konzert für Violoncello und Orchester e-Moll op. 85 bestach sie durch weiche, runde Tongebung. Eingebettet in den Orchesterklang, doch immer präsent, setzte sie allein die Musik in Szene, erfüllte den Saal gleichzeitig durch ihre intensive Ausstrahlung.

Virtuos, temperamentvoll, katzenhaft war ihr Spiel, nie überdreht oder selbstdarstellend, ganz dem kultivierten und gepflegten Umgang mit dem kostbaren Schatz des Werkes verpflichtet. Dirigent und Solistin verstehen sich bestens, das war nicht zu überhören. Elgars Werk wurde so zu einem emotionalen Bekenntnis zu empfindsamem, innigem und beseeltem Musizieren.

Erquickend

Butterweich ausmusiziert die Sinfonie Nr. 4 e-Moll von Johannes Brahms nach der Pause, eine erquickende Neubegegnung mit Altvertrautem. Järvi ließ seine perfekt mit ihm und innerhalb des Orchesters abgestimmten Musiker schwelgen, Melodielinien auskosten – der Quell der Musik sprudelte nur so.

So entstand eine in vielerlei Hinsicht meisterliche, ja kongeniale Interpretation: Meisterlich in Dosierung und Zurückhaltung, sodass prachtvolle und explosive Höhepunkte umso wirkungsvoller gerieten. Meisterlich in Farbgebung und Abmischung, meisterlich in Kantabilität und Expressivität, im Einklang des Orchesterapparats, des großen Bogens und musikalischen Atems. Meisterlich im hauchzarten Pianissimo ebenso wie im exaltierten Fortissimo.

Nach knapp zweieinhalb, wie im Flug vergangenen, Stunden gab es großen Applaus in alle Richtungen, dann Brahms als Zugabe – ein würdiger Festivalauftakt!

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