WIEN/ Konzerthaus: PAAVO JÄRVI, IGOR LEVIT UND DIE DEUTSCHE KAMMERPHILHARMONIE BREMEN (Brahms, Haydn)

onlinemerker.com
Helena Ludwig
8.12.2019


Schlussapplaus. Foto: Ludwig

Wiener Konzerthaus, 7. Dezember 2019: Paavo Järvi, Igor Levit und die Deutsche Kammerphilharmonie Bremen spielen Brahms und Haydn.

Zwei Große und Interessante Musiker der Klassik waren an diesem Abend im Konzerthaus zu erleben. Igor Levit spielte Johannes Brahms Konzert für Klavier und Orchester Nr. 2 in B-Dur op. 83 mit der Deutschen Kammerphilharmonie unter Paavo Järvi.

Der junge Pianist kam im schwarzen Anzug mit schwarzem Hemd und spielte beeindruckend verinnerlicht, manchmal wie selbstvergessen und dann wieder die Musik mit dem ganzen Körper begleitend, den Kopf im Rhythmus nickend und vom Hocker aufspringend. Meist mit geschlossenen Augen, in spielfreien Passagen oft zum Orchester zugewendet und ab und zu hatte ich den Eindruck, er würde gerne selbst dirigieren. Er hat mich oft an Glenn Gould erinnert, abgesehen von der Sitzhöhe… Nach dem Stück bedankte sich Herr Levit zuerst mit Umarmungen beim Dirigenten und einigen Musikern, bevor er sich dem Publikum zuwandte.

Absolut überzeugt hat mich dann allerdings seine Zugabe: aus Guernica nach Picasso von Paul Dessau. Lange blieb er nach dem Ende regungslos mit den Händen über den Tasten des Steinway Flügels und der gesamte Saal verharrte ebenso in Schweigen. Sehr beeindruckend, bravo – auch für die mutige Wahl des Stücks ein Daumen hoch!

Nach der Pause dann Joseph Haydn, Symphonie in Es-Dur Hob.1/103 „mit dem Paukenwirbel“. Es war schön zu sehen, wie vertraut das Orchester und der Dirigent miteinander sind. Seit 25 Jahren schon wird gemeinsam musiziert was zu fühlen und zu hören ist. Eine schöne, einfühlsame Darbietung die dem Klangkörper und dem Dirigenten wohl zu tun schien. Ein extra bravo für den Paukisten!

Aber auch hier war für mich das Highlight die Zugabe. Und was für eine! Der erste Satz von Beethovens Erster Symphonie. Das war schon eine großartige Einstimmung auf das Beethoven Jahr 2020! Paavo Järvi, der seit 2004 der künstlerische Leiter der Deutschen Kammerphilharmonie Bremen ist, hat 2010 für die Einspielung von Beethovens 2. und 6. Symphonie mit diesem Orchester übrigens den Echo Klassik Preis als Dirigent des Jahres verliehen bekommen.

Herr Järvi wird am 16. Jänner 2020 mit dem Tonhalle-Orchester Zürich, deren Chefdirigent und künstlerischer Leiter er seit dieser Saison ist, wieder ins Konzerthaus kommen und u.a. Tschaikowsky´s 5. Symphonie dirigieren. Darauf können wir gespannt sein. Er hat mir verraten, dass er sich auf dieses neue Projekt sehr freut.

Igor Levit, geboren 1987 in Russland, bekam Klavierunterricht von seiner Mutter ab dem Alter von drei Jahren. Seinen ersten Auftritt als Solist hatte er mit vier und sein erstes Konzert gab er mit sechs Jahren. 1995 übersiedelte die Familie nach Deutschland, wo Igor Levit das Gymnasium besuchte und 1999 ein Jahr lang Klavierunterricht am Mozarteum in Salzburg nahm. Mit 13 Jahren begann er sein Studium an der Hochschule für Musik, Theater und Medien in Hannover und schloss es mit der höchsten Punktezahl in der Geschichte des Instituts ab. https://www.igor-levit.de/

Paavo Järvi, geboren am 30. Dezember 1962 in Tallin wo er auch Schlagzeug und Dirigieren studierte. Er verließ mit seiner Familie 1980 Estland um in die USA zu gehen und dort sein Studium u.a. bei Leonard Bernstein fortzusetzen. http://www.paavojarvi.com/

Die Deutsche Kammerphilharmonie Bremen https://www.kammerphilharmonie.com/

https://onlinemerker.com/wien-konzerthaus-paavo-jaervi-igor-levit-und-die-deutsche-kammerphilharmonie-bremen-brahms-haydn/

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