CONCERT REVIEW: Yundi Li and Staatskapelle Dresden
Er macht aus Liszt wieder Musik
Von Peter Zacher
Sächsische Zeitung, 19. Oktober 2005
Sinfoniekonzert. Der chinesische Jungstar Yundi Li gibt mit der Sächsischen Staatskapelle sein Dresden-Debüt.
Dresden erlebt einen wahren Ansturm chinesischer Musiker: Lang Lang, Chen Yi, Mira Wang und jetzt im 4. Sinfoniekonzert der Staatskapelle Yundi Li. Der 23-jährige Pianist wird nicht nur in China als Jungstar gefeiert, auch in Europa kann man den Eindruck gewinnen, er würde wie eine Popikone aufgebaut. Sein gutes Aussehen und sein Wissen darum und um die Eleganz seines Auftretens machen das leicht.
Die Begegnung im Konzert zum Auftakt einer Deutschland-Tournee mit der Kapelle zeigte Yundi Li in einem äußerst positiven Licht. Das Klavierkonzert Nr. 1 Es-Dur von Franz Liszt ist zwar nicht geeignet, die geistige Bewältigung eines Werkes durch den Solisten zu beweisen, aber der Ansatz, mit dem sich der Pianist diesem zwar berühmten, aber jenseits des Virtuosen nicht sonderlich gehaltvollen Konzert genähert hat, war deutlich erkennbar und sympathisch.
Yundi Li ist kein Pianist, der sich selbst inszeniert, unsensibel drauflos donnert und sich an Oktavkaskaden berauscht. Eher war bei ihm ein Zug zum Verträumten zu erleben, das vielleicht sogar etwas von Introvertiertheit an sich hat. Sein Spiel war uneitel und ohne jede auftrumpfende Attitüde. Oft suchte er den Blickkontakt mit dem aus Estland stammenden Dirigenten Paavo Järvi (43), mit dem er offensichtlich eine gemeinsame Basis gefunden hatte. Im Mittelsatz schuf er eine schöne lyrische Atmosphäre, und das Finale ließ an einen bösen alten Kommentar denken, mit einem solchen Pianisten „könnte man aus Liszt wieder Musik machen“. Bezaubernd leicht war die Zugabe, in der es um chinesische Blumen geht.
Järvi ging auch mit den reinen Orchesterwerken überzeugend um, obwohl das Vorspiel zu Wagners „Parsifal“ mit dem permanenten so genannten Dresdner Amen einem Dirigenten nicht viel Gestaltungsraum eröffnet. Um so intensiver präsentierte Järvi dann aber Schumanns 2. Sinfonie, die er im Allegro energisch zupackend spielen ließ. Unruhe und Angst wurden im Scherzo hörbar, bis das himmelstürmende und sieghafte Allegro molto vivace für einen mitreißenden Schluss sorgte.
Von Peter Zacher
Sächsische Zeitung, 19. Oktober 2005
Sinfoniekonzert. Der chinesische Jungstar Yundi Li gibt mit der Sächsischen Staatskapelle sein Dresden-Debüt.
Dresden erlebt einen wahren Ansturm chinesischer Musiker: Lang Lang, Chen Yi, Mira Wang und jetzt im 4. Sinfoniekonzert der Staatskapelle Yundi Li. Der 23-jährige Pianist wird nicht nur in China als Jungstar gefeiert, auch in Europa kann man den Eindruck gewinnen, er würde wie eine Popikone aufgebaut. Sein gutes Aussehen und sein Wissen darum und um die Eleganz seines Auftretens machen das leicht.
Die Begegnung im Konzert zum Auftakt einer Deutschland-Tournee mit der Kapelle zeigte Yundi Li in einem äußerst positiven Licht. Das Klavierkonzert Nr. 1 Es-Dur von Franz Liszt ist zwar nicht geeignet, die geistige Bewältigung eines Werkes durch den Solisten zu beweisen, aber der Ansatz, mit dem sich der Pianist diesem zwar berühmten, aber jenseits des Virtuosen nicht sonderlich gehaltvollen Konzert genähert hat, war deutlich erkennbar und sympathisch.
Yundi Li ist kein Pianist, der sich selbst inszeniert, unsensibel drauflos donnert und sich an Oktavkaskaden berauscht. Eher war bei ihm ein Zug zum Verträumten zu erleben, das vielleicht sogar etwas von Introvertiertheit an sich hat. Sein Spiel war uneitel und ohne jede auftrumpfende Attitüde. Oft suchte er den Blickkontakt mit dem aus Estland stammenden Dirigenten Paavo Järvi (43), mit dem er offensichtlich eine gemeinsame Basis gefunden hatte. Im Mittelsatz schuf er eine schöne lyrische Atmosphäre, und das Finale ließ an einen bösen alten Kommentar denken, mit einem solchen Pianisten „könnte man aus Liszt wieder Musik machen“. Bezaubernd leicht war die Zugabe, in der es um chinesische Blumen geht.
Järvi ging auch mit den reinen Orchesterwerken überzeugend um, obwohl das Vorspiel zu Wagners „Parsifal“ mit dem permanenten so genannten Dresdner Amen einem Dirigenten nicht viel Gestaltungsraum eröffnet. Um so intensiver präsentierte Järvi dann aber Schumanns 2. Sinfonie, die er im Allegro energisch zupackend spielen ließ. Unruhe und Angst wurden im Scherzo hörbar, bis das himmelstürmende und sieghafte Allegro molto vivace für einen mitreißenden Schluss sorgte.
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