Die schwierige Frage nach der Heimat
der kulturchronist.com
jürgen hartmann stuttgart
4/04/2011
Paavo Järvi ist Chefdirigent von vier Orchestern – das neueste von ihnen, das Orchestre de Paris, bringt er mit nach Wien (Artikel für die Monatszeitschrift der Musikfreunde Wien, Ausgabe Mai/Juni 2011)
Siebentausendvierhundertsechsundsechzig – in Zahlen: 7.466 – Kilometer müsste Paavo Järvi zurücklegen, würde er die vier Orchester, denen er als Chefdirigent verpflichtet ist, nacheinander aufsuchen. Cincinnati im US-Bundesstaat Ohio könnte der Ausgangspunkt sein, wo er seit 2001 (und noch bis Mai dieses Jahres) Music Director des Symphony Orchestra ist. Von dort aus ginge es flugs über den Ozean (6.658 km) in die Hauptstadt Frankreichs, wo er letzten Sommer als Directeur musicale des Orchestre de Paris begann, weiter nach Frankfurt am Main zum Sinfonieorchester des Hessischen Rundfunks, das ihn 2006 zum Chefdirigenten berief (478 km) und von dort aus nach Bremen, wo Järvi seit 2004 Künstlerischer Leiter der Deutschen Kammerphilharmonie ist (nur 330 km). Wollte der Dirigent von dort aus einen Ausflug an seinen Geburtsort machen, die estnische Hauptstadt Tallinn, wären weitere gut 1.200 km fällig. Alles Luftlinie, nota bene.
„Dort, wo meine Kinder sind“
1962 geboren, ging Paavo Järvi mit seiner Familie als Achtzehnjähriger in die USA, setzte dort sein Studium fort und machte sich bald auf zur internationalen Karriere, die ihn in ein festes Engagement in Stockholm und als Gast an die Pulte vieler Orchester führte, vom Concertgebouw Orkest über die Wiener Philharmoniker, bei denen er 2006 debütierte, bis zur Staatskapelle Dresden, deren aktuelle Konzertsaison er eröffnet hat. Aber wo ist Paavo Järvi zu Hause? „Dort, wo meine Kinder sind“, sagt er nach kurzem Nachdenken über diese, wie er zugibt, „schwierige Frage“. Das wäre Cincinnati, und immer, wenn er auch nur zwei, drei Tage frei hat, fliegt er hin, um die beiden Mädchen im Alter von fünf und acht zu sehen. „Das ist wohl am nächsten an dem, was man Heimat nennt“, fügt Järvi nachdenklich hinzu. Man kann die Frage aber auch anders formulieren: Wo ist seine musikalische Heimat? „Das ist eigentlich einfach: Ich habe mit den Orchestern, mit denen ich regelmäßig arbeite, eine enge Beziehung und sobald ich jeweils am Flughafen ankomme, fühlt es sich vertraut an“, sagt der Dirigent, der sich mit dem baldigen Abschied von Cincinnati wieder mehr auf Europa konzentrieren wird.
Unterschiedliche Spielarten
Einige im Umkreis dieses amerikanischen Orchesters sind ein wenig eifersüchtig auf Paavo Järvis Wendung zur „alten Welt“, das geht aus manchen Kommentaren zu den entsprechenden Zeitungsartikeln im Internet hervor. Frankfurt und Bremen? „Gute Orchester, aber nicht besser“, meint da beispielsweise ein Leser. Järvi benutzt diese Kategorien natürlich nicht, wenn er über „seine“ Klangkörper spricht. Die selbstverwaltete Bremer Kammerphilharmonie, mit der er einen sensationellen Beethoven-Zyklus erarbeitete, weltweit aufführte und auf CD einspielte, sei ein Muster „kollektiver Intelligenz“, hat Järvi einmal gesagt; die Musiker dort wollten nicht Anweisungen hören, sondern sie unterbrächen sogar während der Probe hin und wieder den Dirigenten – nicht umgekehrt, wie es üblich ist. Mit dem weithin unterschätzten HR-Sinfonieorchester arbeitet Paavo Järvi an den Sinfonien von Gustav Mahler und knüpft damit an den legendären Zyklus eines seiner Vorgänger, Eliahu Inbal, an. In Frankfurt hat er aber auch das aufwändige, jährlich neu konzipierte „Music Discovery Project“ geleitet, wo Pop und Klassik zusammentreffen und dem Orchester neues Publikum gewinnen sollen. Das Cincinnati Symphony Orchestra verglich der Dirigent mit „einer gut geölten Maschine“ und meinte das durchaus als Kompliment, wie er betont: Man strebe bei den amerikanischen Orchestern wie nirgendwo sonst nach Perfektion.
Das Kollektiv der Individualisten
Beim Orchestre de Paris trifft Paavo Järvi nun auf einen Klangkörper, der es seinen Dirigenten nicht immer einfach gemacht hat. Einen der Gründe dafür, die starke Individualität der einzelnen Musikerinnen und Musiker, sieht der neue Chef aber als Vorteil: „Die Solisten des Orchesters sind wahre Stars, und ich liebe es, wenn es in einem Orchester eine starke Kultur des Solistischen gibt, die Musiker aber gleichzeitig Teil eines Ensembles sein können“, sagt Järvi. Im Orchestre de Paris sei niemand selbstgefällig oder zu früh zufrieden: „Man zündet sozusagen ein Streichholz an, und das Orchester glüht!“
Seine Amtszeit als „Directeur musicale“ begann Paavo Järvi in der legendären Salle Pleyel mit einem Werk, auf das Paris, vorsichtig formuliert, vielleicht nicht gerade gewartet hat: Jean Sibelius’ „Kullervo“. Auch für das Orchestre de Paris, das 1967 aus dem – so hieß es wirklich! - Orchestre de la Société des concerts du Conservatoire hervorging, war das epische Werk, eine Sinfonie mit Solisten und Chor, eine Novität. Mit diesem Auftakt und seiner Ankündigung eines eher ausgewogenen als spektakulären Programms, bei dem „Neuheit und Qualität Hand in Hand gehen“ sollen, scheint der Nachfolger von Christoph Eschenbach die, wie er sagt, „einmalige Musikstadt Paris“ auf eine vielleicht etwas ruhigere, aber kontinuierliche Weiterentwicklung einstimmen zu wollen.
Philharmonie de Paris
Wenn alles gut geht, dürften Paavo Järvi und das Orchestre de Paris sogar gemeinsam die Eröffnung der „Philharmonie de Paris“ erleben und mitgestalten. Im Parc de la Villette, nahe der längst berühmten Cité de la Musique, entsteht ein futuristischer Konzertsaal mit 2.400 Plätzen, in dem Järvis Orchester neben der Salle Pleyel einen deutlich größeren, zweiten ständigen Spielort haben wird. Die Eröffnung ist für das Jahr 2013 geplant. Dass die Konzertsäle und damit die zahllosen musikalischen Ereignisse sich über ganz Paris verteilen – die Baustelle der Philharmonie liegt im Nordwesten der Stadt, am Boulevard périphérique –, sei eigentlich kein Problem, meint Paavo Järvi. Das Publikum sei flexibel, und tatsächlich ist das Musikleben der französischen Hauptstadt vielfältig wie kaum ein anderes. Mit zwei so unterschiedlichen, dabei sehr schönen Heimstätten geht jedenfalls das Orchestre de Paris, das fast vier Jahrzehnte lang in unwürdigen Verhältnissen arbeiten musste, als großer Gewinner aus den kulturellen Planungen der Hauptstadt hervor.
„Ohne das ganze Autoritätsding“
Als Chefdirigent von derzeit vier, demnächst „nur“ noch drei Orchestern fühlt sich Paavo Järvi eigentlich ganz wohl, ist er doch kein Freund reiner Gastspieltätigkeit. Als Gast müsse man sich die Programme meistens vorschreiben lassen und es sei praktisch unmöglich, langfristige Konzepte zu verwirklichen. Verwechslungsgefahr besteht jedoch nicht: Dass der Pariser Brahms bald so klingen könnte wie der Bremer Beethoven, hält der Dirigent für ausgeschlossen. „Natürlich muss man die Kultur des einzelnen Orchesters berücksichtigen, das ist doch gerade das Interessante daran“, sagt Paavo Järvi, „irgendwelchen Zwang auszuüben, wäre ganz falsch“. Überhaupt will er als Orchesterleiter mit „dem ganzen Autoritätsding“ nichts zu tun haben. Sein Blick auf die musikalischen Werke verändere sich – „ich hoffe, dass er sich verändert!“ – mit der Zeit und auch mit den Orchestern. Und vor allem mit der Erfahrung: Bei einer frühen Begegnung mit Bernstein habe dieser gesagt, dass ein Dirigent mehr fühlen als denken müsse. „Das habe ich damals überhaupt nicht verstanden“, sagt Paavo Järvi heute. „Aber es stimmt: Man kann denken und denken während der Vorbereitung, aber nichts lenkt dich so in die richtige Richtung wie die Intuition des Augenblicks“.
Tränen für Traviata
An einen ganz bestimmten Augenblick in früher Jugend erinnert sich Järvi noch heute. Mit fünf, sechs Jahren hatte ihn seine Mutter in eine Vorstellung der „Traviata“ mitgenommen, und sie musste den weinenden kleinen Paavo schließlich mit sanfter Gewalt aus dem Theater zerren. Genau darum geht es heute dem weitgereisten Dirigenten, wenn er klassische Musik an junge Leute vermittelt – von den eigenen Töchtern bis zu den Hörern des Frankfurter „Music Discovery Projects“. „Es muss eine ganz tiefe Erfahrung sein“, sagt Paavo Järvi und ist sich bewusst, dass der Konzertbetrieb dabei nicht die erste Erfahrung sein sollte. Die Musik in der Familie könne man durch nichts ersetzen – und als Sohn eines berühmten Dirigenten weiß er, wovon er spricht: „Das beste Ausbildungssystem sind die Eltern“.
http://kulturchronist.twoday.net/stories/16550086/comment
jürgen hartmann stuttgart
4/04/2011
Paavo Järvi ist Chefdirigent von vier Orchestern – das neueste von ihnen, das Orchestre de Paris, bringt er mit nach Wien (Artikel für die Monatszeitschrift der Musikfreunde Wien, Ausgabe Mai/Juni 2011)
Siebentausendvierhundertsechsundsechzig – in Zahlen: 7.466 – Kilometer müsste Paavo Järvi zurücklegen, würde er die vier Orchester, denen er als Chefdirigent verpflichtet ist, nacheinander aufsuchen. Cincinnati im US-Bundesstaat Ohio könnte der Ausgangspunkt sein, wo er seit 2001 (und noch bis Mai dieses Jahres) Music Director des Symphony Orchestra ist. Von dort aus ginge es flugs über den Ozean (6.658 km) in die Hauptstadt Frankreichs, wo er letzten Sommer als Directeur musicale des Orchestre de Paris begann, weiter nach Frankfurt am Main zum Sinfonieorchester des Hessischen Rundfunks, das ihn 2006 zum Chefdirigenten berief (478 km) und von dort aus nach Bremen, wo Järvi seit 2004 Künstlerischer Leiter der Deutschen Kammerphilharmonie ist (nur 330 km). Wollte der Dirigent von dort aus einen Ausflug an seinen Geburtsort machen, die estnische Hauptstadt Tallinn, wären weitere gut 1.200 km fällig. Alles Luftlinie, nota bene.
„Dort, wo meine Kinder sind“
1962 geboren, ging Paavo Järvi mit seiner Familie als Achtzehnjähriger in die USA, setzte dort sein Studium fort und machte sich bald auf zur internationalen Karriere, die ihn in ein festes Engagement in Stockholm und als Gast an die Pulte vieler Orchester führte, vom Concertgebouw Orkest über die Wiener Philharmoniker, bei denen er 2006 debütierte, bis zur Staatskapelle Dresden, deren aktuelle Konzertsaison er eröffnet hat. Aber wo ist Paavo Järvi zu Hause? „Dort, wo meine Kinder sind“, sagt er nach kurzem Nachdenken über diese, wie er zugibt, „schwierige Frage“. Das wäre Cincinnati, und immer, wenn er auch nur zwei, drei Tage frei hat, fliegt er hin, um die beiden Mädchen im Alter von fünf und acht zu sehen. „Das ist wohl am nächsten an dem, was man Heimat nennt“, fügt Järvi nachdenklich hinzu. Man kann die Frage aber auch anders formulieren: Wo ist seine musikalische Heimat? „Das ist eigentlich einfach: Ich habe mit den Orchestern, mit denen ich regelmäßig arbeite, eine enge Beziehung und sobald ich jeweils am Flughafen ankomme, fühlt es sich vertraut an“, sagt der Dirigent, der sich mit dem baldigen Abschied von Cincinnati wieder mehr auf Europa konzentrieren wird.
Unterschiedliche Spielarten
Einige im Umkreis dieses amerikanischen Orchesters sind ein wenig eifersüchtig auf Paavo Järvis Wendung zur „alten Welt“, das geht aus manchen Kommentaren zu den entsprechenden Zeitungsartikeln im Internet hervor. Frankfurt und Bremen? „Gute Orchester, aber nicht besser“, meint da beispielsweise ein Leser. Järvi benutzt diese Kategorien natürlich nicht, wenn er über „seine“ Klangkörper spricht. Die selbstverwaltete Bremer Kammerphilharmonie, mit der er einen sensationellen Beethoven-Zyklus erarbeitete, weltweit aufführte und auf CD einspielte, sei ein Muster „kollektiver Intelligenz“, hat Järvi einmal gesagt; die Musiker dort wollten nicht Anweisungen hören, sondern sie unterbrächen sogar während der Probe hin und wieder den Dirigenten – nicht umgekehrt, wie es üblich ist. Mit dem weithin unterschätzten HR-Sinfonieorchester arbeitet Paavo Järvi an den Sinfonien von Gustav Mahler und knüpft damit an den legendären Zyklus eines seiner Vorgänger, Eliahu Inbal, an. In Frankfurt hat er aber auch das aufwändige, jährlich neu konzipierte „Music Discovery Project“ geleitet, wo Pop und Klassik zusammentreffen und dem Orchester neues Publikum gewinnen sollen. Das Cincinnati Symphony Orchestra verglich der Dirigent mit „einer gut geölten Maschine“ und meinte das durchaus als Kompliment, wie er betont: Man strebe bei den amerikanischen Orchestern wie nirgendwo sonst nach Perfektion.
Das Kollektiv der Individualisten
Beim Orchestre de Paris trifft Paavo Järvi nun auf einen Klangkörper, der es seinen Dirigenten nicht immer einfach gemacht hat. Einen der Gründe dafür, die starke Individualität der einzelnen Musikerinnen und Musiker, sieht der neue Chef aber als Vorteil: „Die Solisten des Orchesters sind wahre Stars, und ich liebe es, wenn es in einem Orchester eine starke Kultur des Solistischen gibt, die Musiker aber gleichzeitig Teil eines Ensembles sein können“, sagt Järvi. Im Orchestre de Paris sei niemand selbstgefällig oder zu früh zufrieden: „Man zündet sozusagen ein Streichholz an, und das Orchester glüht!“
Seine Amtszeit als „Directeur musicale“ begann Paavo Järvi in der legendären Salle Pleyel mit einem Werk, auf das Paris, vorsichtig formuliert, vielleicht nicht gerade gewartet hat: Jean Sibelius’ „Kullervo“. Auch für das Orchestre de Paris, das 1967 aus dem – so hieß es wirklich! - Orchestre de la Société des concerts du Conservatoire hervorging, war das epische Werk, eine Sinfonie mit Solisten und Chor, eine Novität. Mit diesem Auftakt und seiner Ankündigung eines eher ausgewogenen als spektakulären Programms, bei dem „Neuheit und Qualität Hand in Hand gehen“ sollen, scheint der Nachfolger von Christoph Eschenbach die, wie er sagt, „einmalige Musikstadt Paris“ auf eine vielleicht etwas ruhigere, aber kontinuierliche Weiterentwicklung einstimmen zu wollen.
Philharmonie de Paris
Wenn alles gut geht, dürften Paavo Järvi und das Orchestre de Paris sogar gemeinsam die Eröffnung der „Philharmonie de Paris“ erleben und mitgestalten. Im Parc de la Villette, nahe der längst berühmten Cité de la Musique, entsteht ein futuristischer Konzertsaal mit 2.400 Plätzen, in dem Järvis Orchester neben der Salle Pleyel einen deutlich größeren, zweiten ständigen Spielort haben wird. Die Eröffnung ist für das Jahr 2013 geplant. Dass die Konzertsäle und damit die zahllosen musikalischen Ereignisse sich über ganz Paris verteilen – die Baustelle der Philharmonie liegt im Nordwesten der Stadt, am Boulevard périphérique –, sei eigentlich kein Problem, meint Paavo Järvi. Das Publikum sei flexibel, und tatsächlich ist das Musikleben der französischen Hauptstadt vielfältig wie kaum ein anderes. Mit zwei so unterschiedlichen, dabei sehr schönen Heimstätten geht jedenfalls das Orchestre de Paris, das fast vier Jahrzehnte lang in unwürdigen Verhältnissen arbeiten musste, als großer Gewinner aus den kulturellen Planungen der Hauptstadt hervor.
„Ohne das ganze Autoritätsding“
Als Chefdirigent von derzeit vier, demnächst „nur“ noch drei Orchestern fühlt sich Paavo Järvi eigentlich ganz wohl, ist er doch kein Freund reiner Gastspieltätigkeit. Als Gast müsse man sich die Programme meistens vorschreiben lassen und es sei praktisch unmöglich, langfristige Konzepte zu verwirklichen. Verwechslungsgefahr besteht jedoch nicht: Dass der Pariser Brahms bald so klingen könnte wie der Bremer Beethoven, hält der Dirigent für ausgeschlossen. „Natürlich muss man die Kultur des einzelnen Orchesters berücksichtigen, das ist doch gerade das Interessante daran“, sagt Paavo Järvi, „irgendwelchen Zwang auszuüben, wäre ganz falsch“. Überhaupt will er als Orchesterleiter mit „dem ganzen Autoritätsding“ nichts zu tun haben. Sein Blick auf die musikalischen Werke verändere sich – „ich hoffe, dass er sich verändert!“ – mit der Zeit und auch mit den Orchestern. Und vor allem mit der Erfahrung: Bei einer frühen Begegnung mit Bernstein habe dieser gesagt, dass ein Dirigent mehr fühlen als denken müsse. „Das habe ich damals überhaupt nicht verstanden“, sagt Paavo Järvi heute. „Aber es stimmt: Man kann denken und denken während der Vorbereitung, aber nichts lenkt dich so in die richtige Richtung wie die Intuition des Augenblicks“.
Tränen für Traviata
An einen ganz bestimmten Augenblick in früher Jugend erinnert sich Järvi noch heute. Mit fünf, sechs Jahren hatte ihn seine Mutter in eine Vorstellung der „Traviata“ mitgenommen, und sie musste den weinenden kleinen Paavo schließlich mit sanfter Gewalt aus dem Theater zerren. Genau darum geht es heute dem weitgereisten Dirigenten, wenn er klassische Musik an junge Leute vermittelt – von den eigenen Töchtern bis zu den Hörern des Frankfurter „Music Discovery Projects“. „Es muss eine ganz tiefe Erfahrung sein“, sagt Paavo Järvi und ist sich bewusst, dass der Konzertbetrieb dabei nicht die erste Erfahrung sein sollte. Die Musik in der Familie könne man durch nichts ersetzen – und als Sohn eines berühmten Dirigenten weiß er, wovon er spricht: „Das beste Ausbildungssystem sind die Eltern“.
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