Grandioser Auftakt bei den Meisterkonzerten
06.10.2011
Innsbruck – Grandios begann die neue Saison der Meisterkonzerte mit dem hr-Sinfonieorchester Frankfurt unter der Leitung des Chefdirigenten Paavo Järvi mit Anton Bruckners Sinfonie Nr. 8. Nur schwer lässt sich dieser monumentale Koloss zu einer Einheit schmieden. Den Musikern gelang es über drei Sätze hinweg mit exquisiter Klangbalance, befreit von ausladendem Vibrato und schwelgerisch pathetischer Zuspitzung. Mit ruhigem Atem floss die Musik, wobei Järvi die Musiker ausgefeilt phrasieren und solistisch in deutlicher Klangrede musizieren ließ: Wo oft oberflächlich ein Gesamtklang verschmilzt, durchleuchtete Järvi den Klang mit sonst leicht übertönten Details. Eher lyrisch und objektiv gehalten, reizte er nie die Kontraste ins Extrem aus: Die Höhepunkte inszenierte er nicht pompös, sondern steigerte dramaturgisch erst langsam die Lautstärke im Zuge der sinfonischen Entwicklungen, um erstmals beim Beckenschlag im dritten Satz das richtige Fortissimo zu erreichen. Zuvor blieb alle Steigerung weich, den Höhepunkt hochdifferenziert noch vor den Spitzentönen gesetzt. Die Auflösung der Spannung gestaltete er ungewöhnlich dadurch, dass er beim Diminuendo durch aufkommende Dramatik für ein überzeugendes Gegengewicht sorgte.
Järvi fand mit seinem deutschen Traditionsorchester tänzerische österreichische Anklänge. Den Zusammenhang zwischen den Sätzen erzielte er durch ein rasches, fast irrlichtartiges Scherzo, woraufhin das ausgedehnte Adagio sein Gewicht fand. Einzig der Finalsatz hielt nicht ganz, was die drei Sätze zuvor zu versprechen schienen. Aber auch wenn unexaktere Einsätze, übereilte Crescendi, forcierter Blechklang und kleine Spannungseinbrüche auftraten, so konnte es den überragenden Gesamteindruck einer Bruckner-Interpretation von seltener Schlüssigkeit und Stringenz nicht trüben. (ber)
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