Estonian Festival Orchestra | Sinfonie Nr. 6
fonoforum.de
Giselher Schubert
18.04.2018
Das Spiel- und Interpretationsniveau von Aufnahmen der sechsten Sinfonie lässt sich gleich mit den ersten Takten erkennen: mit der Intonation des Hauptthemas im Unisono der tieferen Orchesterinstrumente, das oft genug „verwackelt“ wird, unausgeglichen-polternd klingen und dynamisch in Instrumentengruppen auseinanderfallen kann, kurz: schlampig-charakterlos klingt.
Doch wie eindrucksvoll kann dieses Thema in die Sinfonie einführen, wenn es, wie hier, mit absoluter Homogenität in einer Art ausgespielt wird, als erklinge ein einziges, noch nie gehörtes Instrument. Das ist orchestertechnisch schlechterdings bestechend realisiert!
Das komplementäre Aufführungsproblem ergibt sich dann bei den zahlreichen solistischen Passagen, die interpretatorisch gerade so weit zu individualisieren sind, dass der musikalische Kontext immer noch spürbar bleibt. Paavo Järvi gestaltet das alles geradezu mustergültig aus – gestützt auf eine ungemein musikalisch wirkende Spielkultur des Estonian Festival Orchestra, dessen Perfektion unangestrengt und selbstverständlich wirkt. Die sechste Sinfonie mag nicht zu den spektakulärsten Sinfonien von Schostakowitsch zählen, aber in solcher Einspielung erweist sie sich als reicher und in ihrer abenteuerlichen Satzfolge vom epischen Largo des Kopfsatzes über ein scherzohaftes Allegro als Mittelsatz bis hin zum turbulenten Presto des Finale als stimulierender als etwa die vielgespielte Fünfte.
Die Sinfonietta op. 110b nach dem achten Streichquartett des Meisters, die hier in chorischer Streicherbesetzung mit Pauken die Einspielung der Sechsten ideal ergänzt, erweist sich in der Bearbeitung durch Abram Stasevich als ein vollgültiges, ungemein wirksames, ja unter die Haut gehendes Orchesterwerk: Man kann sich kaum mehr vorstellen, dass die Musik auch in der ursprünglichen Quartettbesetzung wirken kann. Mit diesen Einspielungen zählt das Orchester unbedingt zu den führenden Klangkörpern schlechthin.
http://www.fonoforum.de/rezensionen/klassik-mai-2018/rezension/tx_news/estonian-festival-orchestra-sinfonie-nr-6/?tx_news_pi1%5Bcontroller%5D=News&tx_news_pi1%5Baction%5D=detail&cHash=27c3f59cee2ed355f58abded9a4c4ae5
Giselher Schubert
18.04.2018
Das Spiel- und Interpretationsniveau von Aufnahmen der sechsten Sinfonie lässt sich gleich mit den ersten Takten erkennen: mit der Intonation des Hauptthemas im Unisono der tieferen Orchesterinstrumente, das oft genug „verwackelt“ wird, unausgeglichen-polternd klingen und dynamisch in Instrumentengruppen auseinanderfallen kann, kurz: schlampig-charakterlos klingt.
Doch wie eindrucksvoll kann dieses Thema in die Sinfonie einführen, wenn es, wie hier, mit absoluter Homogenität in einer Art ausgespielt wird, als erklinge ein einziges, noch nie gehörtes Instrument. Das ist orchestertechnisch schlechterdings bestechend realisiert!
Das komplementäre Aufführungsproblem ergibt sich dann bei den zahlreichen solistischen Passagen, die interpretatorisch gerade so weit zu individualisieren sind, dass der musikalische Kontext immer noch spürbar bleibt. Paavo Järvi gestaltet das alles geradezu mustergültig aus – gestützt auf eine ungemein musikalisch wirkende Spielkultur des Estonian Festival Orchestra, dessen Perfektion unangestrengt und selbstverständlich wirkt. Die sechste Sinfonie mag nicht zu den spektakulärsten Sinfonien von Schostakowitsch zählen, aber in solcher Einspielung erweist sie sich als reicher und in ihrer abenteuerlichen Satzfolge vom epischen Largo des Kopfsatzes über ein scherzohaftes Allegro als Mittelsatz bis hin zum turbulenten Presto des Finale als stimulierender als etwa die vielgespielte Fünfte.
Die Sinfonietta op. 110b nach dem achten Streichquartett des Meisters, die hier in chorischer Streicherbesetzung mit Pauken die Einspielung der Sechsten ideal ergänzt, erweist sich in der Bearbeitung durch Abram Stasevich als ein vollgültiges, ungemein wirksames, ja unter die Haut gehendes Orchesterwerk: Man kann sich kaum mehr vorstellen, dass die Musik auch in der ursprünglichen Quartettbesetzung wirken kann. Mit diesen Einspielungen zählt das Orchester unbedingt zu den führenden Klangkörpern schlechthin.
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