Fast wie vor Corona: Das estnische Pärnu Music Festival
SWR
Regine Müller
27.07.2020
Das Publikum ist dicht platziert, niemand trägt eine Maske und auf der Bühne sind die Abstände klein. Ein unwirkliches Gefühl, findet die Musikjournalistin Regine Müller, als sie das Festival besucht. Dass das Festival fast wie vor der Corona-Pandemie stattfinden kann, liegt an den niedrigen Infektionszahlen in Estland.
Der Dirigent Paavo Järvi leitet das Festival seit zehn Jahren und ließ dieses Jahr trotz Pandemie nichts unversucht, um das Festival dennoch stattfinden zu lassen. Dafür waren tägliche Meetings, Gespräche, Recherchen und sehr viel Organisationsarbeit nötig. Denn die Reise-Bestimmungen variieren derzeit von Land zu Land sehr stark. So musste man bei der Musiker-Besetzung einige Male umdisponieren. Am Ende ist aber ein scheinbar normales Festival zustande gekommen.
Für Paavo Järvi ist der Dirigierkurs das eigentliche Zentrum des Festivals. Das Unterrichten liegt ihm besonders am Herzen. Wegen dieses Lern-Aspekts des Festivals sind auch sehr viele junge Musiker nach Pärnu gekommen.
Estland ist ein kleines Land mit einer noch jungen, aber bemerkenswert starken Klassik-Tradition. Komponisten wie Arvo Pärt oder Erkki-Sven Tüür sind weltweit begehrt, und auch die Musiker- und Dirigenten-Dynastie der Järvis ist international tätig. Vater Neeme Järvi war schon ein berühmter Dirigent, als die Familie 1970 Estland verließ und in die USA emigrierte. Dennoch betrieb er im Seebad Pärnu jedes Jahr sein eigenes Musikfestival. Vor zehn Jahren hat sein Sohn Paavo die Leitung übernommen. Dieser ist unter anderem Chefdirigent der Bremer Kammerphilharmonie und des Tonhalle-Orchesters Zürich.
Regine Müller
27.07.2020
Anders als viele andere Intendanten entschied sich Paavo Järvi, sein Festival im estländischen Seebad Pärnu auch in diesem Jahr stattfinden zu lassen. Trotz der ziemlich umständlichen Organisation ist am Ende ein beinah normales Festival zustande gekommen, was die aktuelle Corona-Pandemie vergessen lässt.
Das Publikum ist dicht platziert, niemand trägt eine Maske und auf der Bühne sind die Abstände klein. Ein unwirkliches Gefühl, findet die Musikjournalistin Regine Müller, als sie das Festival besucht. Dass das Festival fast wie vor der Corona-Pandemie stattfinden kann, liegt an den niedrigen Infektionszahlen in Estland.
Ein internationales Festival zur Pandemie-Zeit
Für Paavo Järvi ist der Dirigierkurs das eigentliche Zentrum des Festivals. Das Unterrichten liegt ihm besonders am Herzen. Wegen dieses Lern-Aspekts des Festivals sind auch sehr viele junge Musiker nach Pärnu gekommen.
In einem normalen Orchester geht man nach der Probe nach Hause. Hier geht man nach der Probe zur nächsten Probe oder zu Kammermusik. Man geht zusammen essen [...] man geht in ein Konzert, man macht ein Coaching. Und wenn alles beendet ist, gehen alle ins Café Passion bis drei Uhr morgens und diskutieren [...]. Nur junge Leute machen das. Das hier ist eine Chance, wieder jung zu werden. Für eine Woche.
- Paavo Järvi, Festival-Leiter und Dirigent
Estland ist ein kleines Land mit einer noch jungen, aber bemerkenswert starken Klassik-Tradition. Komponisten wie Arvo Pärt oder Erkki-Sven Tüür sind weltweit begehrt, und auch die Musiker- und Dirigenten-Dynastie der Järvis ist international tätig. Vater Neeme Järvi war schon ein berühmter Dirigent, als die Familie 1970 Estland verließ und in die USA emigrierte. Dennoch betrieb er im Seebad Pärnu jedes Jahr sein eigenes Musikfestival. Vor zehn Jahren hat sein Sohn Paavo die Leitung übernommen. Dieser ist unter anderem Chefdirigent der Bremer Kammerphilharmonie und des Tonhalle-Orchesters Zürich.
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