CD REVIEW: Beethoven Symphonies 3 and 8
From NDR Kultur:
Beethovens 3. und 8.Sinfonie
Ausschnitt vom Cover: Paavo Järvi und die Deutsche Kammerphilharmonie spielen Beethovens 3. und 8.Sinfonie
"Sein Dirigat ist elektrisierend und die Musiker folgen seinen Bewegungen so genau, dass selbst die Stille vibriert" - das schrieb die New York Times über Paavo Järvi und die Deutsche Kammerphilharmonie Bremen. Vor allem mit ihren Beethoven-Interpretationen sorgen das Orchester und sein Chef derzeit international für Aufsehen - ob in New York, Yokohama, Salzburg oder Berlin. Derzeitiges Großprojekt: die Einspielung aller Sinfonien von Ludwig van Beethoven. Die erste CD mit der 3. Sinfonie - der "Eroica" - und der 8. Sinfonie kommt jetzt ganz frisch auf den Markt.
Noch ein Beethoven-Zyklus. Muss das wirklich sein? Dirigent Paavo Järvi hat darauf eine klare Antwort: Ja, es muss. Denn:
Paavo Järvi: "Ich glaube, mit diesem Orchester haben wir etwas zu sagen, das so noch nicht vollständig gesagt worden ist. Weil wir nicht auf Originalinstrumenten spielen, aber auch nicht die Wiener Philharmoniker sind. Dieses Orchester hat sozusagen eine gesunde Mitte - und genau da gehört Beethoven meiner Ansicht nach hin."
Und Paavo Järvi hat recht: Sein Beethoven klingt tatsächlich neu. Einer der Gründe: die Besetzung des Orchesters. Mit nur acht ersten Geigen fast kammermusikalisch klein. Dabei kombiniert er neue und alte Instrumente und greift die originalen Tempi und Spielweisen aus Beethovens Zeit auf. Das Resultat: moderne Brillanz und Kraft, gemischt mit historischer Anmutung.
Die Geigerin Beate Weis und der Klarinettist Kilian Herold erklären die Besonderheiten:
Beate Weis: "Wir Geigen sitzen uns gegenüber, also 1. und 2., um da ein Gleichgewicht im Klang zu erreichen, die Bässe haben sich entschieden, Darmsaiten aufzuziehen, das ist so ein Sirren bei einer Darmsaite, was man bei einer Kunststoffsaite so nicht bekommt. Und das ist für die Effekte und die Dynamiken, die Paavo bevorzugt, sehr hilfreich."
Kilian Herold: "Der Paukist benutzt Kalbshaut und kein Plastik, was den Klang so ein bißchen prägnanter macht, und benutzt Holzschlägel, das klingt härter, die Trompeten benutzen alte Instrumente ohne Ventile, Naturtrompeten, da ist der Klang auch metallischer, so ein bißchen perkussiver. Was Paavo oft von uns verlangt hat: Schalltrichter auf, Instrument hoch und übers Orchester blasen. Das macht natürlich auch viel Spaß."
Der Spaß der Musiker an diesem Projekt ist der CD deutlich anzuhören. Sie haben mit Järvi einen unverkrampften Zugang zu Beethoven gefunden, und es offenbar geschafft, ihre Spielfreude sogar bei den anstrengenden Sitzungen im Aufnahmestudio beizubehalten.
Paavo Järvi: "Es gibt keinen Ersatz für eine Live-Aufführung. Und es ist sehr schwer, dieselbe Energie wie im Konzert auch im Studio zu erzeugen. Man braucht dafür ein Orchester, das wirklich versucht, dieses Live-Gefühl nach zu bilden - wir sagen zum Beispiel immer 'Jetzt ist eine Aufführung, lasst uns wirklich ein Konzert spielen!'. Nichts ist steriler als ein Studio."
Steril wirkt diese Beethoven-CD ganz und gar nicht. Im Gegenteil. Sie ist bis ins kleinste Detail durchgeformt, besticht durch mutige Kontraste in Dynamik und Ausdruck und strotzt dabei vor Power und Vitalität. Noch ein Beethoven-Zyklus? Richtig so.
Die CD ist erschienen bei RCA Sony BMG. Veröffentlichung: 6.Oktober 2006
Beethovens 3. und 8.Sinfonie
Järvi, Paavo/ Deutsche Kammerphilharmonie Bremen
88697006552
Sony BMG
Beethovens 3. und 8.Sinfonie
Ausschnitt vom Cover: Paavo Järvi und die Deutsche Kammerphilharmonie spielen Beethovens 3. und 8.Sinfonie
"Sein Dirigat ist elektrisierend und die Musiker folgen seinen Bewegungen so genau, dass selbst die Stille vibriert" - das schrieb die New York Times über Paavo Järvi und die Deutsche Kammerphilharmonie Bremen. Vor allem mit ihren Beethoven-Interpretationen sorgen das Orchester und sein Chef derzeit international für Aufsehen - ob in New York, Yokohama, Salzburg oder Berlin. Derzeitiges Großprojekt: die Einspielung aller Sinfonien von Ludwig van Beethoven. Die erste CD mit der 3. Sinfonie - der "Eroica" - und der 8. Sinfonie kommt jetzt ganz frisch auf den Markt.
Noch ein Beethoven-Zyklus. Muss das wirklich sein? Dirigent Paavo Järvi hat darauf eine klare Antwort: Ja, es muss. Denn:
Paavo Järvi: "Ich glaube, mit diesem Orchester haben wir etwas zu sagen, das so noch nicht vollständig gesagt worden ist. Weil wir nicht auf Originalinstrumenten spielen, aber auch nicht die Wiener Philharmoniker sind. Dieses Orchester hat sozusagen eine gesunde Mitte - und genau da gehört Beethoven meiner Ansicht nach hin."
Und Paavo Järvi hat recht: Sein Beethoven klingt tatsächlich neu. Einer der Gründe: die Besetzung des Orchesters. Mit nur acht ersten Geigen fast kammermusikalisch klein. Dabei kombiniert er neue und alte Instrumente und greift die originalen Tempi und Spielweisen aus Beethovens Zeit auf. Das Resultat: moderne Brillanz und Kraft, gemischt mit historischer Anmutung.
Die Geigerin Beate Weis und der Klarinettist Kilian Herold erklären die Besonderheiten:
Beate Weis: "Wir Geigen sitzen uns gegenüber, also 1. und 2., um da ein Gleichgewicht im Klang zu erreichen, die Bässe haben sich entschieden, Darmsaiten aufzuziehen, das ist so ein Sirren bei einer Darmsaite, was man bei einer Kunststoffsaite so nicht bekommt. Und das ist für die Effekte und die Dynamiken, die Paavo bevorzugt, sehr hilfreich."
Kilian Herold: "Der Paukist benutzt Kalbshaut und kein Plastik, was den Klang so ein bißchen prägnanter macht, und benutzt Holzschlägel, das klingt härter, die Trompeten benutzen alte Instrumente ohne Ventile, Naturtrompeten, da ist der Klang auch metallischer, so ein bißchen perkussiver. Was Paavo oft von uns verlangt hat: Schalltrichter auf, Instrument hoch und übers Orchester blasen. Das macht natürlich auch viel Spaß."
Der Spaß der Musiker an diesem Projekt ist der CD deutlich anzuhören. Sie haben mit Järvi einen unverkrampften Zugang zu Beethoven gefunden, und es offenbar geschafft, ihre Spielfreude sogar bei den anstrengenden Sitzungen im Aufnahmestudio beizubehalten.
Paavo Järvi: "Es gibt keinen Ersatz für eine Live-Aufführung. Und es ist sehr schwer, dieselbe Energie wie im Konzert auch im Studio zu erzeugen. Man braucht dafür ein Orchester, das wirklich versucht, dieses Live-Gefühl nach zu bilden - wir sagen zum Beispiel immer 'Jetzt ist eine Aufführung, lasst uns wirklich ein Konzert spielen!'. Nichts ist steriler als ein Studio."
Steril wirkt diese Beethoven-CD ganz und gar nicht. Im Gegenteil. Sie ist bis ins kleinste Detail durchgeformt, besticht durch mutige Kontraste in Dynamik und Ausdruck und strotzt dabei vor Power und Vitalität. Noch ein Beethoven-Zyklus? Richtig so.
Die CD ist erschienen bei RCA Sony BMG. Veröffentlichung: 6.Oktober 2006
Beethovens 3. und 8.Sinfonie
Järvi, Paavo/ Deutsche Kammerphilharmonie Bremen
88697006552
Sony BMG
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