Stimmengewirr: Domkonzert mit dem Kammerchor "I Vocalisti"
Stimmengewirr
Domkonzert mit dem Kammerchor "I Vocalisti"
Von Guido Holze
Frankfurter Allgemeine Sonntagszeitung, 29.10.2006
FRANKFURT. Mit Paavo J�rvi ist das nicht abgesprochen gewesen. Doch h�tte es den neuen Chefdirigenten des hr-Sinfonieorchesters sicher gefreut, da� der Kammerchor "I Vocalisti" in der Reihe der Frankfurter Domkonzerte auch Werke dreier Komponisten aus den baltischen L�ndern vorstellte.
Denn der geb�rtige Este will ja k�nftig in Frankfurt Musik aus seiner Heimat - etwa von Komponisten wie Arvo P�rt, Erkki-Sven T��r, Lepo Sumera oder Eduard Tubin - in verst�rktem Umfang auff�hren. Und tats�chlich lie�en die stimmlich hervorragend ausgebildeten 26 S�ngerinnen und S�nger aus Norddeutschland sehr schnell deutlich werden, was viele Komponisten des Baltikums offenbar auszeichnet: eine originelle Setzweise und eine im �sthetischen Sinn naive, ungebrochene Schaffenskraft.
Das war gleich bei den Vertonungen dreier Psalmen Davids von Cyrillus Kreek (1889 bis 1962) zu bemerken. Als Generationsgenosse franz�sischer Neoklassizisten wie Poulenc oder Honegger zeigte sich der Este darin voll auf der H�he seiner Zeit, wobei seine Harmonien mit modalen F�rbungen relativ mild und sanft wirkten. Der angenehm weiche, flie�ende Vortrag des seit 1991 bestehenden Kammerchors unterstrich das unter der Leitung des Gr�nders Hans-Joachim Lustig mit vielf�ltigen Piano- Abstufungen.
�hnlich zart und franz�sisch inspiriert klangen vier Motetten des 1954 geborenen Litauers Vytautas Miskinis, eines erfahrenen Chorleiters und produktiven Chorkomponisten. Nicht von ungef�hr hat er diese S�tze mit lateinischem Text "in memoriam Maurice Durufl�" geschrieben. Ein "Pater noster" von Charles Gounod schlo� sich insofern nicht unpassend an, wobei sich die Ausgewogenheit der Stimmgruppen in den imitatorischen Teilen besonders vorteilhaft auswirkte.
Die Soprane des vor allem in L�beck und Hamburg probenden Chors singen schlank und �bert�nen nichts, die B�sse klingen ausgesprochen sonor. In gemischter, nicht nach Stimmlagen geordneter Aufstellung intonieren dabei alle selbst�ndig sicher. Das war besonders auff�llig im vielstimmigen "Vater unser" des 1945 geborenen Serben Aleksandar Vujic, einer eher regressiven, aber doch anspruchsvollen und gut sangbaren Komposition.
H�hepunkte des Domkonzerts, das unter der Schirmherrschaft des fr�heren F.A.Z.-Herausgebers Dieter Eckart stand, waren die 2005/2006 entstandenen f�nf Rilke-Madrigale von Bernd Franke (Jahrgang 1959). Eindrucksvoll das zweite davon ("Wer, wenn ich schrie"), bei dem sich die Choristen unter wild zischendem Fl�stern und skandierendem Stimmengewirr im Altarraum vorw�rts bewegten.
Wie flexibel und geschlossen "I Vocalisti" agogisch gestalten, wie plastisch sie die Texte auslegen und wie weit ihre Dynamik-Palette reicht, zeigte sich aber auch mit g�ngigerem Repertoire, mit Werken von Brahms und Mendelssohn. Die Zugabe war ein "Notre p�re" von Maurice Durufl�.
Domkonzert mit dem Kammerchor "I Vocalisti"
Von Guido Holze
Frankfurter Allgemeine Sonntagszeitung, 29.10.2006
FRANKFURT. Mit Paavo J�rvi ist das nicht abgesprochen gewesen. Doch h�tte es den neuen Chefdirigenten des hr-Sinfonieorchesters sicher gefreut, da� der Kammerchor "I Vocalisti" in der Reihe der Frankfurter Domkonzerte auch Werke dreier Komponisten aus den baltischen L�ndern vorstellte.
Denn der geb�rtige Este will ja k�nftig in Frankfurt Musik aus seiner Heimat - etwa von Komponisten wie Arvo P�rt, Erkki-Sven T��r, Lepo Sumera oder Eduard Tubin - in verst�rktem Umfang auff�hren. Und tats�chlich lie�en die stimmlich hervorragend ausgebildeten 26 S�ngerinnen und S�nger aus Norddeutschland sehr schnell deutlich werden, was viele Komponisten des Baltikums offenbar auszeichnet: eine originelle Setzweise und eine im �sthetischen Sinn naive, ungebrochene Schaffenskraft.
Das war gleich bei den Vertonungen dreier Psalmen Davids von Cyrillus Kreek (1889 bis 1962) zu bemerken. Als Generationsgenosse franz�sischer Neoklassizisten wie Poulenc oder Honegger zeigte sich der Este darin voll auf der H�he seiner Zeit, wobei seine Harmonien mit modalen F�rbungen relativ mild und sanft wirkten. Der angenehm weiche, flie�ende Vortrag des seit 1991 bestehenden Kammerchors unterstrich das unter der Leitung des Gr�nders Hans-Joachim Lustig mit vielf�ltigen Piano- Abstufungen.
�hnlich zart und franz�sisch inspiriert klangen vier Motetten des 1954 geborenen Litauers Vytautas Miskinis, eines erfahrenen Chorleiters und produktiven Chorkomponisten. Nicht von ungef�hr hat er diese S�tze mit lateinischem Text "in memoriam Maurice Durufl�" geschrieben. Ein "Pater noster" von Charles Gounod schlo� sich insofern nicht unpassend an, wobei sich die Ausgewogenheit der Stimmgruppen in den imitatorischen Teilen besonders vorteilhaft auswirkte.
Die Soprane des vor allem in L�beck und Hamburg probenden Chors singen schlank und �bert�nen nichts, die B�sse klingen ausgesprochen sonor. In gemischter, nicht nach Stimmlagen geordneter Aufstellung intonieren dabei alle selbst�ndig sicher. Das war besonders auff�llig im vielstimmigen "Vater unser" des 1945 geborenen Serben Aleksandar Vujic, einer eher regressiven, aber doch anspruchsvollen und gut sangbaren Komposition.
H�hepunkte des Domkonzerts, das unter der Schirmherrschaft des fr�heren F.A.Z.-Herausgebers Dieter Eckart stand, waren die 2005/2006 entstandenen f�nf Rilke-Madrigale von Bernd Franke (Jahrgang 1959). Eindrucksvoll das zweite davon ("Wer, wenn ich schrie"), bei dem sich die Choristen unter wild zischendem Fl�stern und skandierendem Stimmengewirr im Altarraum vorw�rts bewegten.
Wie flexibel und geschlossen "I Vocalisti" agogisch gestalten, wie plastisch sie die Texte auslegen und wie weit ihre Dynamik-Palette reicht, zeigte sich aber auch mit g�ngigerem Repertoire, mit Werken von Brahms und Mendelssohn. Die Zugabe war ein "Notre p�re" von Maurice Durufl�.
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