Ein französisches Duett der Orgel mit dem Cello

Wienerzeitung.at
Von Daniel Wagner
31. Mai 2011

Konzert: Orchestre de Paris, Paavo Järvi

Dank des Orchestre de Paris unter Paavo Järvi bot sich den Wiener Orgelfreunden eine weitere Möglichkeit, die neue Rieger-Orgel im Goldenen Musikvereinssaal in ihrer ganzen Pracht zu erleben. Mit von der Partie ein europäischer Vorzeigeorganist: Thierry Escaich, ein Nachfolger Maurice Duruflés als Titularorganist der Pariser Saint-Étienne-du-Mont. In Saint-Saëns’ dritter Symphonie in c-Moll gingen er und das Ensemble in der vollmundigen, französischen Orgelsymphonik des 19. Jahrhunderts auf – Escaich entlockte der Rieger im Eröffnungsadagio zarteste Gesänge, wuchtig das finale Maestoso.

Noch mehr organistische Kraft entfesselte der Solist in einer Eigenkomposition: "La Barque solaire" erklang erstmals auf österreichischem Boden. Diese symphonische Klangdichtung auf den ägyptischen Sonnengott Ra kämpft sich in wild perpetuierenden Clustern durch das Himmelsgewölbe. Nicht von ungefähr kamen die Erinnerungen an Olivier Messiaen – der Organist schätzt besonders das Schaffen seines Kollegen.

Werktreue Melancholie

Die programmatische Pause des einen Solisten bedeutete den Auftritt des anderen. Während Chefdirigent Järvi in exakten Tempoangaben dem Orchester wenig Freiraum ließ, erfüllte Cellist Gautier Capuçon Dvoráks h-Moll Cellokonzert mit der nötigen, werkimmanenten Melancholie. Die anfangs schräg intonierten Bläsersoli wurden in seinem gewohnt saalfüllenden Melodram rasch vergessen. Originelle Zugabe: Mit Dalilas "Mon coeur s’ouvre à ta voix" umgarnten Orgel und Cello im kammermusikalischen Duett das hiesige Publikum endgültig.

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