Schweiz erstmals Austragungsort

Persoenlich

25.09.2022

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Mit einem Auftritt des Tonhalle-Orchesters und den Toten Hosen sind die europäische Kultur und die Gemeinschaft gefeiert worden.





Grossartige Stimmung im Saal, glückliche Gesichter bei den Preisträgern, stürmischer Beifall vor ausverkauftem Haus: Die grosse Gala zur Verleihung der Europäischen Kulturpreise 2022 in der Tonhalle Zürich kannte am Samstagabend nur Gewinner und wurde damit zum Triumph der Kultur.

Unter der Schirmherrschaft der Zürcher Stadtpräsidentin Corine Mauch wurden elf Europäische Kulturpreise verliehen. Zum ersten Mal in ihrer Geschichte war die Gala in diesem Jahr in der Schweiz zu Gast. Das nächste Mal wird sie in Monte-Carlo stattfinden, wie es in einer Mitteilung heisst.

Musikpreise in vielfältigen Genres

Als Gastgeber hiess das Tonhalle-Orchester Zürich seine europäischen Gäste willkommen. Zusammen mit seinem Music Director Paavo Järvi erhielt es den Europäischen Kulturpreis aus den Händen von SRF-Direktorin Nathalie Wappler.

Den Geist des Abends verdeutlichte Järvi in eindrucksvollen Worten angesichts der vielfältigen Krisen auf der Welt: «Ein Sinfonieorchester ist ein gutes Beispiel, wie wir unsere Gesellschaft modellieren könnten: Hier sind 32 Nationalitäten vertreten, hoch talentiert, professionell und voller Respekt. Nie ist es für mich als Esten wichtiger gewesen als in diesen Zeiten, ein Europäer zu sein.»

Paavo Järvis Tonhalle-Orchester trat erstmals mit den Toten Hosen auf, die für ihr gesellschaftliches Engagement ausgezeichnet wurden. Die Rockband führte zu ihrem 40-jährigen Bühnenjubiläum eine Orchesterfassung ihres Hits «Alles aus Liebe» auf. Leadsänger Campino dankte für einen «berührenden Abend»: «Hier versammelt sich so viel Klasse in einem Raum, dass wir sie gerade nach zwei Jahren Corona besonders wertschätzen.»

Auch Preisträger Nigel Kennedy, der ebenfalls mit dem Orchester einen bejubelten Auftritt hatte, beschwor das Verbindende der Musik, deren Zustandekommen «viel mit Inklusion zu tun» habe. Fernsehjournalist Max Moor hob in seiner Laudatio Kennedys Fähigkeit hervor, Grenzen zu überwinden und Mauern einzureissen. «Seine musikalische Abenteuerreise will nie enden – sie ist einfach nur da, wie eine echte Liebe.»





Für ihre aussergewöhnlichen Musikerkarrieren wurden ausserdem die Wagner- und Strauss-Spezialistin Camilla Nylund, der walisische Bassbariton Sir Bryn Terfel und die argentinisch-schweizerische Ausnahmecellistin Sol Gabettageehrt. Zudem gehörte das Schweizer Musiker-Duo Yello zu den Ausgezeichneten.

Europäische Kulturpreise für schillernde Lebenswerke

Regelmässig ehrt das Europäische Kulturforum auch Künstler ausserhalb der Musikszene, die in ihren Genres eine besondere Stellung einnehmen. So wurde nicht nur der bildende Konzeptkünstler Niclas Castello ausgezeichnet, sondern mit Claudia Cardinale und Mario Adorf zwei Schauspiellegenden für ihr Lebenswerk geehrt.

Laudatiert von ihren Kolleginnen Maria Furtwängler und Iris Berben, erfuhr ihre Vorbildwirkung für ganze Schauspielergenerationen eine besondere Würdigung vor einem dankbaren Publikum. Die Cardinale habe darüber hinaus «uns Frauen ermutigt, stark zu sein und Respekt einzufordern», so Furtwängler. Iris Berben gestand, zeitlebens ein Groupie Mario Adorfs gewesen zu sein. «Du liebst die Menschen, und das ist vielleicht eines der grössten Geheimnisse, warum die Menschen dich lieben.»

Neben Kulturschaffenden werden vom Europäischen Kulturforum seit einigen Jahren Preise für das zivilgesellschaftliche Engagement verliehen. Mit Hannes Jaenicke wurde ein Schauspieler ausgezeichnet, der sich nicht nur für den Umweltschutz, sondern auch für vielfältige soziale Projekte einsetzt. Laudatorin Barbara Meier lobte Jaenicke dafür, «unbequeme Wahrheiten zu uns ins Wohnzimmer zu holen, woraus wir sie gern verdrängen würden». Dem Europäischen Kulturpreis ist sie schon längere Zeit als Schirmherrin des Europäischen Förderpreises für Nachhaltigkeit verbunden.

Der Europäische Kulturpreis ist laut Mitteilung «eine der wichtigsten Auszeichnungen des Kontinents». «Mit der Wahl der Tonhalle Zürich als Austragungsort in diesem Jahr wollten wir einen besonderen Akzent in der Alpenrepublik setzen, die zwar nicht Mitglied der EU ist, wohl aber einen wichtigen Beitrag zur europäischen Kultur leistet», sagt Bernhard Reeder, Vorstandsvorsitzender des Europäischen Kulturforums. «Die Tonhalle prägt das Musikleben der Stadt und des Landes mit, ist aber auch für ihren hohen künstlerischen und klanglichen Anspruch bekannt. Beides wollten wir mit dem musikalischen Geist der Stadt in die Welt tragen.»



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