Well, At Least They Spelled His Name Right!
On the eve of his concert in Kiel, here's an interview with the "Finnish" conductor, Paavo Järvi(!). ROTFL!
Interview mit dem finnischen Dirigenten Paavo Järvi
Von Marcus Stäbler
Kieler Nachrichten vom 12.02.2005
Paavo Järvi gehört zu den spannendsten und gefragtesten Orchesterleitern seiner Generation: Der 1962 in Tallinn gebürtige Wahl-Amerikaner – Sohn des Dirigenten Neeme Järvi – hat schon bei nahezu allen bedeutenden Orchestern zwischen Berlin, New York, Tokyo und Sydney am Pult gestanden und ist seit 2001 Music Director des Cincinnati Symphony Orchestra. Mit dem NDR-Sinfonieorchester gastiert er heute Abend im Kieler Schloss. KN-Mitarbeiter Marcus Stäbler traf ihn bei den Proben zum Gespräch über französischen Klang und dirigentische Strategien.
Auf dem Programm ihres Konzerts stehen zwei Werke von Debussy und Ravels La Valse – Sie haben wohl ein besonderes Faible für das französische Repertoire?
Ja, das stimmt, ich mag die französische Musik besonders. Vielleicht gerade deshalb, weil sie für mich nicht selbstverständlich ist – in Estland bin ich ja vor allem mit deutschem, russischen und ein bisschen skandinavischem Repertoire aufgewachsen. Als ich die französische Musik so mit 18 Jahren entdeckte, hat es mir Ohren und Augen geöffnet. Ich war fasziniert, welche Effekte man mit verschiedenen Methoden erreichen kann. Es zwingt einen mit einem ganz anderen Teil des Gehirns zu denken – nicht mit dem Brahms-Teil, zum Beispiel (lacht).
Was tun Sie, um dieses sehr spezielle Klangbild zu erzeugen?
Es geschieht natürlich nicht von selbst, das NDR hat schließlich eine sehr deutsche Tradition und Klangkultur. Aber die Musiker machen es sehr gut. Der französische Sound hat zum Beispiel viel mit der Frage zu tun, wie man das Vibrato einsetzt. Wenn etwa die Streicher nur wenig Vibrato benutzen und dabei mit viel Bogen, aber gleichzeitig sehr wenig Druck spielen, entsteht ein sehr anderer, sehr viel luftigerer Klang. Das ist so der Anfang. Der andere Aspekt ist, das Orchester dazu zu bewegen, sich mit der Musik zu identifizieren, so dass alle kollektiv an den Komponisten glauben – für eine überzeugende Aufführung reicht es eben nicht, einfach nur die Noten zu beherrschen.
Und abgesehen vom Klang – was macht den Dirigenten Paavo Järvi aus?
Tja, schwer zu sagen. Das ist so ein "process in progress". Ich denke, je älter ich werde, desto mehr traue ich der nonverbalen Kommunikation. Ich finde entscheidend, dass es einen Draht zwischen Dirigent und Orchester gibt, der während des Musikmachens flexibel bleibt. Wenn man bei den Proben ständig abbricht und immer wieder erklärt, ist ja die Gefahr, dass es bei der Aufführung keine echte Wechselwirkung mehr gibt, weil man sich über bestimmte Sachen schon geeinigt hat. Damit gibt es aber keine Spontaneität mehr. Für mich ist es wichtig,, dass es einen echten Kontakt gibt, es reicht nicht, dass sie hingucken, sondern es muss eine echte Kommunikation da sein. Wenn das klappt, dann kann man etwas erschaffen, was in dem Moment lebendig ist.
Konzert heute Abend um 20 Uhr im Kieler Schloss
Interview mit dem finnischen Dirigenten Paavo Järvi
Von Marcus Stäbler
Kieler Nachrichten vom 12.02.2005
Paavo Järvi gehört zu den spannendsten und gefragtesten Orchesterleitern seiner Generation: Der 1962 in Tallinn gebürtige Wahl-Amerikaner – Sohn des Dirigenten Neeme Järvi – hat schon bei nahezu allen bedeutenden Orchestern zwischen Berlin, New York, Tokyo und Sydney am Pult gestanden und ist seit 2001 Music Director des Cincinnati Symphony Orchestra. Mit dem NDR-Sinfonieorchester gastiert er heute Abend im Kieler Schloss. KN-Mitarbeiter Marcus Stäbler traf ihn bei den Proben zum Gespräch über französischen Klang und dirigentische Strategien.
Auf dem Programm ihres Konzerts stehen zwei Werke von Debussy und Ravels La Valse – Sie haben wohl ein besonderes Faible für das französische Repertoire?
Ja, das stimmt, ich mag die französische Musik besonders. Vielleicht gerade deshalb, weil sie für mich nicht selbstverständlich ist – in Estland bin ich ja vor allem mit deutschem, russischen und ein bisschen skandinavischem Repertoire aufgewachsen. Als ich die französische Musik so mit 18 Jahren entdeckte, hat es mir Ohren und Augen geöffnet. Ich war fasziniert, welche Effekte man mit verschiedenen Methoden erreichen kann. Es zwingt einen mit einem ganz anderen Teil des Gehirns zu denken – nicht mit dem Brahms-Teil, zum Beispiel (lacht).
Was tun Sie, um dieses sehr spezielle Klangbild zu erzeugen?
Es geschieht natürlich nicht von selbst, das NDR hat schließlich eine sehr deutsche Tradition und Klangkultur. Aber die Musiker machen es sehr gut. Der französische Sound hat zum Beispiel viel mit der Frage zu tun, wie man das Vibrato einsetzt. Wenn etwa die Streicher nur wenig Vibrato benutzen und dabei mit viel Bogen, aber gleichzeitig sehr wenig Druck spielen, entsteht ein sehr anderer, sehr viel luftigerer Klang. Das ist so der Anfang. Der andere Aspekt ist, das Orchester dazu zu bewegen, sich mit der Musik zu identifizieren, so dass alle kollektiv an den Komponisten glauben – für eine überzeugende Aufführung reicht es eben nicht, einfach nur die Noten zu beherrschen.
Und abgesehen vom Klang – was macht den Dirigenten Paavo Järvi aus?
Tja, schwer zu sagen. Das ist so ein "process in progress". Ich denke, je älter ich werde, desto mehr traue ich der nonverbalen Kommunikation. Ich finde entscheidend, dass es einen Draht zwischen Dirigent und Orchester gibt, der während des Musikmachens flexibel bleibt. Wenn man bei den Proben ständig abbricht und immer wieder erklärt, ist ja die Gefahr, dass es bei der Aufführung keine echte Wechselwirkung mehr gibt, weil man sich über bestimmte Sachen schon geeinigt hat. Damit gibt es aber keine Spontaneität mehr. Für mich ist es wichtig,, dass es einen echten Kontakt gibt, es reicht nicht, dass sie hingucken, sondern es muss eine echte Kommunikation da sein. Wenn das klappt, dann kann man etwas erschaffen, was in dem Moment lebendig ist.
Konzert heute Abend um 20 Uhr im Kieler Schloss
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