Paavo Järvis Racheengel
Frankfurter Rundschau vom 09. 05. 2009
VON BERNHARD USKE
Gustav Mahlers Auferstehungs-Sinfonie mit Flammen und Knüppeln in Frankfurts Alter Oper
Man wird mit Keulen zu Boden geschlagen und dann auf Engelsfittichen zu den höchsten Höhen getragen", sagte Gustav Mahler über seine 2. Sinfonie, die "Auferstehungs-Sinfonie". So wie das Werk jetzt in Frankfurts Alter Oper unter Paavo Järvi erklang, musste man den Satz odifizieren: auf Engelsfittichen zu Boden geschlagen und mit Keulen zu den höchsten Höhen gehoben.
Es war aum auszuhalten - eine solche Präsenz der Klangfiguren, von den Cello- und Bass-Stichflammen gleich zu Beginn über die einstürzenden Akkordtürme des tosenden Blechs bis zu den orkanartigen Turbulenzen der Holzbläser- und Schlagzeugbatterie. Es schien, als hätte an diesem Abend über den hr-Sinfonikern eine engelsgleiche Luzidität geherrscht. Die eines Racheengels allerdings, so sehr war die orchestrale Klangramme mit ihren Garben und Detonationen in ihrer Unerbittlichkeit gestochen scharf vermittelt.
Die Inseln der Seligkeit im aufstiegsbereiten Klanggewölk waren schutzengelsgleichen Atmosphären nachempfunden: zart und versunken waren sie der jagenden und pressenden Zeitkralle der Gesamtdramaturgie des Werk enthoben. Wunderbar der Einsatz der "Urlicht"-Intonationen durch Alice Coote mit ihrem reizvoll gefärbten Mezzosopran.
Der letzte Satz war dann die Erhebung mit den Knüppeln. Ein Marsch, der mit Blechbläserbatterien auf den Rängen das Auditorium unter Feuer nahm, bevor dann der baskische Chor Orfeón Donostiarra in von Järvi dezent gehaltener Artikulation begann. Zuletzt war es dann pures Gleißen; der Chor wie eine Wand blanker Vokal-Gewalt. Ein Pneuma, das mit der Auferstehung gleich noch das Pfingstbrausen mit seinen Feuerzungen mitlieferte.
VON BERNHARD USKE
Gustav Mahlers Auferstehungs-Sinfonie mit Flammen und Knüppeln in Frankfurts Alter Oper
Man wird mit Keulen zu Boden geschlagen und dann auf Engelsfittichen zu den höchsten Höhen getragen", sagte Gustav Mahler über seine 2. Sinfonie, die "Auferstehungs-Sinfonie". So wie das Werk jetzt in Frankfurts Alter Oper unter Paavo Järvi erklang, musste man den Satz odifizieren: auf Engelsfittichen zu Boden geschlagen und mit Keulen zu den höchsten Höhen gehoben.
Es war aum auszuhalten - eine solche Präsenz der Klangfiguren, von den Cello- und Bass-Stichflammen gleich zu Beginn über die einstürzenden Akkordtürme des tosenden Blechs bis zu den orkanartigen Turbulenzen der Holzbläser- und Schlagzeugbatterie. Es schien, als hätte an diesem Abend über den hr-Sinfonikern eine engelsgleiche Luzidität geherrscht. Die eines Racheengels allerdings, so sehr war die orchestrale Klangramme mit ihren Garben und Detonationen in ihrer Unerbittlichkeit gestochen scharf vermittelt.
Die Inseln der Seligkeit im aufstiegsbereiten Klanggewölk waren schutzengelsgleichen Atmosphären nachempfunden: zart und versunken waren sie der jagenden und pressenden Zeitkralle der Gesamtdramaturgie des Werk enthoben. Wunderbar der Einsatz der "Urlicht"-Intonationen durch Alice Coote mit ihrem reizvoll gefärbten Mezzosopran.
Der letzte Satz war dann die Erhebung mit den Knüppeln. Ein Marsch, der mit Blechbläserbatterien auf den Rängen das Auditorium unter Feuer nahm, bevor dann der baskische Chor Orfeón Donostiarra in von Järvi dezent gehaltener Artikulation begann. Zuletzt war es dann pures Gleißen; der Chor wie eine Wand blanker Vokal-Gewalt. Ein Pneuma, das mit der Auferstehung gleich noch das Pfingstbrausen mit seinen Feuerzungen mitlieferte.
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