Geist trifft Virtuosität

General-Anzeiger Online
Von Bernhard Hartmann
26.09.2011

Bonn. Was sich nicht einordnen lässt, hat es schwer. Ist Robert Schumanns op. 52 mit seinem etwas umständlichen Titel Ouvertüre, Scherzo und Finale nun eine verkappte Sinfonie oder doch nur eine Suite?

Paavo Järvi bei der Probe mit der Deutschen Kammerphilharmonie. Foto: Barbara Frommann

Paavo Järvi bei der Probe mit der Deutschen Kammerphilharmonie. Foto: Barbara Frommann

Die mögliche Antwort darauf erscheint allerdings unerheblich, wenn die drei Sätze so mitreißend gespielt werden wie von der Deutschen Kammerphilharmonie Bremen unter ihrem Chefdirigenten Paavo Järvi. Mit ihrem Feuer entzündeten sie den in diesem Werk wohnenden romantischen Geist auf beeindruckende Weise.

Die Bremer, die als Residenzorchester regelmäßige Gäste des Beethovenfestes sind, setzten mit ihrem Gastspiel in der voll besetzten Beethovenhalle ihr Schumann-Projekt fort, das im vergangenen Jahr den sensationellen Beethoven-Zyklus ablöste. Dazu gehört auch ein Blick auf Schumanns größten Verehrer Johannes Brahms, dessen Violinkonzert im Mittelteil des Programms stand.

Die junge Japanerin Sayaka Shoji spielte den Solopart mit virtuoser Hingabe und ließ sich einfühlsam auf den von Paavo Järvi geführten Dialog mit dem Orchester ein. Nach einem mitreißenden Finale gab es als Bonus noch ein Präludium in g-Moll von Max Reger.

Im Anschluss spielten die Bremer Schumanns vierte Sinfonie in ihrer zweiten Fassung. Auch hier beeindruckten die Leichtigkeit des Klanges, die lebendige Gestaltung jedes Details selbst bei raschesten Tempi. Gerade die Stretta des Finales war ein Musterbeispiel für die Verbindung von Virtuosität und Geist, die sich auch in der Beethoven-Zugabe, Ouvertüre zu "Die Geschöpfe des Prometheus", wiederfand: Begeisterter Jubel.

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