Mächtiges Aufbäumen

 Frankfurter Neue Presse
19 Mai 2012

Die Geigerin Viktoria Mullova gastierte bei den jüngsten Abonnementkonzerten des HR-Sinfonieorchesters in der Alten Oper Frankfurt.
Prokofjews zweites Violinkonzert erschien vor Mahlers großformatiger fünfter Sinfonie im Hintergrund fast wie eine Ouvertüre. Die russische Geigerin Viktoria Mullova freilich schaffte es, das knapp halbstündige Werk in all seinen verschiedenen klanglichen Facetten herauszustellen.
Mal wirkte sie barsch und burschikos ("Allegro ben Marcato"), dann zeigte sie die liebenswürdige Seite des Komponisten ("Andante assai") mit zartem, aber sehr präsentem Strich. Das von Chefdirigent Paavo Järvi emphatisch geleitete Orchester lieferte dazu die stabile orchestrale Grundlage.
Auch wenn heute nur noch die wenigsten im Orchester dabei sind, die vor Jahrzehnten an der richtungweisenden Einspielung aller Mahler-Sinfonien unter Eliahu Inbal beteiligt waren: Die besondere Ausstrahlung, die von Mahler-Interpretationen des HR-Sinfonieorchesters ausgeht, ist nach wie vor ungebrochen. Das mag vor allem an der Qualität der Bläser liegen, aber auch an der Fähigkeit, einen besonders lichten Klang herzustellen. Das markante Eingangsmotiv des Trauermarschs, bei dem die Trompete schlank und federnd agierte, sowie die großen dynamischen Kontraste in diesem Satz waren wichtige Elemente dieser gelungenen Wiedergabe. Die Streicher hatten die besten Momente im berühmten Adagietto, in dem sie leicht und fließend mit fast morbidem Charme den Zuhörer erreichten.
Am Ende noch einmal ein strahlendes Aufbäumen, dann war dieses außergewöhnliche musikalische Erlebnis zu Ende. Dirigent und Orchester nahmen den großen Jubel des Publikums entgegen. (Ge)

http://www.fnp.de/fnp/nachrichten/kultur/m-chtiges-aufb-umen_rmn01.c.9851253.de.html

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