Erste Geige hat das letzte Wort

Die Welt
19.11.12
Orchestre de Paris mit Christian Tetzlaff
Igor Strawinskys "Le Sacre du Printemps" ist wohl der gelungenste Versuch, Chaos mithilfe musikalischer Kategorien zu organisieren, ohne den beabsichtigten Eindruck des Chaotischen dadurch auch nur im Geringsten zu stören. Es ist ein Orchesterwerk voll explosiver Kraft und komplexer Polyrhythmik, das von seiner schockierenden Wirkung seit seiner Uraufführung 1913 nichts eingebüßt hat und das Orchestre de Paris bei seinem Pro-Arte-Gastspiel am Freitag in der Musikhalle zu wahren Höchstleistungen herausforderte.
Chefdirigent Paavo Järvi, der das französische Ausnahmeensemble nun schon im zweiten Jahr führt, ließ den Abend mit dem impressionistischen Klassiker "Le Tombeau du Couperin" von Maurice Ravel beginnen. Das Oboensolo zu Beginn des "Prélude" ging fließend in sich kräuselnde Wellenbewegungen des Orchesters über, die sich in einem brillanten Lauf der Harfe am Ende auflösten.
Nicht so forciert wie bei vielen deutschen Orchestern, sondern fein und leicht klang die biedermeierliche Idylle des Menuets. Begeistert vom edlen Klang des Orchestre de Paris ließ es sich Geiger Christian Tetzlaff in der Orchesterexposition von Mozarts Violinkonzert G-Dur KV 216 nicht nehmen, von Anfang an die erste Geigenstimme mitzuspielen und erst Sekunden vor seinem ersten klangschönen Solo eine kleine Verschnaufpause einzulegen. Weil er mit diesem Orchester so gern musiziere, sagte Tetzlaff nach dem Schlussapplaus zum Publikum, wolle er auch die Zugabe mit ihm zusammen spielen und stimmte Mozarts Rondo C-Dur an.

http://www.welt.de/print/die_welt/hamburg/article111262661/Erste-Geige-hat-das-letzte-Wort.html

Comments

Popular Posts