LA
CHRONIQUE DE CHRISTIAN MERLIN - Avec l'hommage à Patrice Chéreau,
la formation dePaavo
Järvi confirme qu'elle a sa place au festival d'art lyrique.
Le
concert donné par l'Orchestre de Paris au Festival d'Aix a une
portée symbolique. Pas seulement parce
qu'il s'agissait d'un hommage à Patrice Chéreau, qui a donné dans
ce lieu-même avec Elektra, un
an avant, son dernier chef-d'oeuvre avant de tirer définitivement sa
révérence. Pour l'occasion, Waltraud
Meier, qui avait été pour le regretté metteur en scène la Marie
de Wozzeck, l'Isolde, et pour
finir la Clytemnestre absolue, interprétait les Wesendonk Lieder de
Wagner avec une classe et une
présence qui, malgré les fêlures d'une voix entrée dans la
dernière phase de son parcours, font d'elle
un monstre sacré. C'était surtout la consolidation d'un lien entre
le premier festival français d'art
lyrique et l'Orchestre de Paris.
Un
peu d'histoire. Lorsque le rideau se lève pour la première fois au
Festival d'Aix, pour le Don
Giovanni
inaugural de 1949, l'orchestre présent est la Société des concerts
du conservatoire:
l'ancêtre
direct de l'Orchestre de Paris. Il y restera une bonne vingtaine
d'années. Depuis, les
formations,
surtout internationales, ont alterné à Aix sans réel suivi,
jusqu'à ce que s'impose l'idée de
résidence. Stéphane Lissner fit venir le Philharmonique de Berlin
pour le Ring, Bernard Foccroulle
se lia au London Symphony Orchestra, puis à l'Orchestre Baroque de
Fribourg.
Un
triomphe absolu
Au
moment du pharaonique (et faramineux) projet d'Elektra mis en scène
par Patrice Chéreau et dirigé
par Esa-Pekka Salonen, l'un des points culminants de toute l'histoire
du Festival, on se mit d'accord
sur l'Orchestre de Paris. Foin de langue de bois: avec la conviction
très auto-flagellatrice selon
laquelle les orchestres français ne sont pas concurrentiels,
certains ne cachaient pas leur scepticisme
à l'idée de voir nos musiciens s'attaquer à l'un des ouvrages les
plus exigeants de tout le répertoire.
Ce fut un triomphe absolu. Nous n'étions en rien surpris, puisque,
pour les suivre au jour le
jour, nous tentions depuis des années d'attirer l'attention sur la
forme actuelle de l'OP. La prestation
orchestrale fut telle que, en l'absence de tout projet concret
d'opéra pour les prochaines éditions,
il fut décidé d'ajouter au dernier moment un concert symphonique
cet été, sous la baguette du
directeur musical Paavo Järvi.
Soyons
honnête, ce ne fut pas forcément le meilleur concert de l'année
pour notre formation, que l'on
avait sentie plus énergique dans une irrésistible Septième de
Beethoven à Pleyel voici trois semaines.
Cela tient peut-être au programme, bizarrement fagoté. Une pièce
contemporaine très prenante
de Fabio Vacchi, Dai calanchi di Sabbiuno, belle élégie
contemplative, la Suite du Chevalier
à la rose, virtuose et claire mais trop carrée, rappelant que Järvi
est un chef symphonique et
non de théâtre: l'opéra nous manque.
Même
sa très belle Cinquième de Tchaïkovski, construite, compacte, sans
la moindre trace de
sentimentalisme
sirupeux, manquait un peu de souffle tragique, malgré une qualité instrumentale stimulée
par le solo de cor impeccable de Benoît de Barsony et l'ardeur
entraînante du premier violon
Philipppe Aïche. Mais qu'importe. Aujourd'hui, on sait que même un
concert un peu moins passionnant
de l'Orchestre de Paris ne descend pas en dessous d'un standard
d'excellence qui est devenu
la norme.
Ce
n'est pas si fréquent pour un orchestre français. Du coup, on se
prend à rêver. Le Philharmonique de
Vienne est l'orchestre du Festival de Salzbourg, le London
Philharmonic celui du Festival de Glyndebourne.
Un jour peut-être l'Orchestre de Paris en résidence à
Aix-en-Provence? En tout cas, rendez-vous
pour le Rake's Progress dirigé par Salonen en 2017.
klassik.com
Florian Schreiner
27/06/2014 Schumann, Robert - Symphonie Nr. 4 Unheimlich dynamisiert Label/Verlag: RCA Red Seal
Effektvoll ohne effektheischend zu sein: Diese Folge aus dem aktuellen Schumann-Zyklus der Deutschen Kammerphilharmonie Bremen ist der bisherige Höhepunkt der Reihe.
Die Deutsche Kammerphilharmonie Bremen hat mit ihrem Beethoven-Zyklus mächtig Furore gemacht, man könnte fast sagen: Schallplattengeschichte geschrieben. Unter Paavo Järvis Leitung versucht man nun, einen solchen Meilenstein auch auf dem Gebiet der Orchestermusik von Robert Schumann zu setzen. Den bislang erschienenen Folgen nach zu urteilen, dürfte das nicht ganz gelingen, obschon das kammermusikalisch-flexible Spiel dieses exzeptionellen Klangkörpers zu begeistern weiß. Aber Paavo Järv ist zusammen mit dem Orchester dann doch nicht den letzten Schritt gegangen, der mit diesem Ensemble möglich wäre, etwa in der Herausarbeitung des Manischen im Finalsatz der Zweiten Sinfonie. Zudem blieb der Zugriff doch ein wenig zu sehr dem neumodischen Mantra der klanglichen Transparenz verpflichtet, obwohl Schumanns Orchestrierung auf einen differenzierten Mischklang ausgelegt ist, bei dem die Streicher die Bläserfarben decken.
Nun aber, mit vorliegender Einspielung, wird das Bremer Schumann-Projekt weit nach vorn katapultiert. Denn diese Aufnahme ist schlichtweg grandios – und das gilt für alle drei Programmpunkte dieser in Bezug auf die musikalische Faktur durchaus heterogenen Werkzusammenstellung: Die als hybride SACD produzierte Aufnahme beginnt mit dem von Schumann während des Entstehungsprozess noch als ‚Symphonette‘ bezeichneten Dreiteiler 'Ouvertüre, Scherzo und Finale' op. 52, fährt mit dem großartigen Konzertstück für vier Hörner und Orchester op. 86 fort und schließt triumphal mit der Vierten Sinfonie d-Moll op. 120 (in der von Schumann autorisierten Letztfassung 1851/53).
Faszinierend ist an dieser Deutung vor allem, dass sie eine wirkliche Auslegung ist. Im Gegensatz zu der (vor allem im kammerorchestralen Bereich vorherrschenden und an historisch informierte Manierismen anschließenden) Tendenz, Schumann durch eine klassizistische Brille zu sehen und möglichst nur das zu realisieren, was der Notentext faktisch vorgibt, scheuen Järvi und das formidable Orchester nicht davor zurück, die Musik nach eigenen Vorstellungen mit Verve und Überzeugung zu formen. Dazu gehört an vorderster Stelle, selbst kleine musikalische Einheiten zu dynamisieren, d.h. sie durch interpretatorische Mittel wie agogische Differenzierung und feine Lautstärkenabstufungen zu verlebendigen. Das zeigt sich schon in den ersten Takten der 'Ouvertüre', in denen das sehrende Eingangsmotiv von der wild auffahrenden Unterstimmen-Antwort fast überdeutlich abgesetzt wird. Der Musik kommt somit eine fast sprachnahe Direktheit und Prägnanz der Ausdrucksäußerung zu. Die Schärfung der Konturen umfasst neben den genannten interpretatorischen Mitteln auch feine farbliche Hervorhebungen und artikulatorische Kontraste. Nicht zuletzt wird durch diese auf verschiedenen Ebenen hergestellten Plastizität kleiner Einheiten und Einzelstimmen das orchestrale Gewebe auf geradezu kammermusikalisch Weise vitalisiert.
Im Konzertstück für vier Hörner und Orchester sind die exzellenten Solisten (Stefan Dohr, Elke Schulze Höckelmann, Volker Grewel†, Thomas Sonnen) aufgrund des stets weichen Klangs farblich stets mit dem Klangkörper verbunden, wissen aber, wo sie ihre Glanzlichter setzen dürfen (und tun dies freilich mit hörbarer Lust). Das Zusammenspiel der Solisten mit dem Orchester ist trotz der äußerst schmiegsamen Agogik außerordentlich präzise; hier zeigt sich, wie sehr das Orchester kammermusikalische Tugenden pflegt und welche Reaktionsschnelligkeit und Wendigkeit hier herrschen. Man hat den Eindruck, die Musiker säßen alle auf der vorderen Stuhlkante, selbst die innigen Kantilenen sind von einer der Musik unbedingt angemessenen Binnenspannung.
Der Höhepunkt dieser höchst empfehlenswerten Einspielung kommt am Schluss mit der Vierten Sinfonie d-Moll. Hier ist einfach alles am rechten Ort, jede interpretatorische Idee zündet. Mitreißend ist insbesondere die starke Dynamisierung jenes Abschnitts im ersten Satz, den man aufgrund der neuen Thematik eigentlich nicht Durchführung bezeichnen kann. Järvi und die Deutsche Kammerphilharmonie erhöhen bei der punktierten Motivik, die im Finalsatz als Hauptthema wiederaufgenommen wird, leicht das Tempo. Das verleiht dieser Stelle eine ungeheure Energie, die in älteren Aufnahmen der Jahrhundertmitte durch Überpunktierungen erreicht wurde. Die Deutsche Kammerphilharmonie Bremen begeistert durchweg mit differenzierten Vibrato-Färbungen in den Streichern und wunderschöner Bläserkolorierung, auch etwa im Trio des Scherzos und im Seitenthema des Finalsatzes. Von der Tontechnik wurde der im Gegensatz zu den ersten Folgen hier auf äußerst angenehme Weise fülligere, weichere und stärker verschmelzende Klang optimal eingefangen. Das trägt wesentlich zu der fulminanten Wirkung dieser Einspielung bei.
This is an ambitious undertaking, particularly where Opus 15 is concerned. Indeed, there is so much that is so challenging about that concerto that I have to confess that I have yet to listen to a satisfying account of it in concert. Brahms was in his early twenties when he worked on it, albeit with encouragement from Robert Schumann, whom he had just met.Last April Erato released a two-CD set of the two piano concertosby Johannes Brahms, Opus 15 in D minor and Opus 83 in B-flat major. The soloist was the American pianist Nicholas Angelich performing with the Frankfurt Radio Symphony Orchestra (Hessicher Rundfunk Sinfonie Orchester) under the baton of Paavo Järvi. Both concertos were recorded in the Hessicher Rundfunk Sendesaal in Frankfurt, both under studio conditions, rather than before a live audience.
An examination of the score leaves one with the impression that Brahms tried to cram everything he possibly could into it. This may have been because he was so motivated to impress Schumann, but it also could have involved his personal turbulent reaction of Schumann’s attempted suicide in 1854. (Brahms did not complete the concerto until two years after Schumann’s death in 1856.) Whatever the influences may have been, the result was that not only is the soloist confronted with massively thick textures that must be resolved with just the right balance of attention to intense virtuosity and expressive thematic content but also the conductor must deal with similar balancing in sorting out the lush demands that Brahms makes on the orchestral ensemble.
On this recording and in this context, Angelich and Järvi emerge as a perfectly matched coupling of talents. Järvi is confronted with balancing problems from the very opening measure. Nevertheless, he always succeeds in bringing out the significant foreground elements while keeping the background instrumentation in its proper place. (To be fair, he may have had some assistance from Thomas Eschler, the engineer responsible for balancing the microphones in this recording project.) Within this setting Angelich always knows where to situate himself, whether his virtuosos passages are simply there to add texture to the background or he is taking the lead in thematic statement and interplay with other instruments.
Brahms’ close friend, the Viennese surgeon Theodor Billroth, told Brahms, after examining the score for Opus 83, that the relationship of Opus 83 to Opus 15 paralleled the relationship of man to youth. Nevertheless, there are many pianists and conductors who would not dismiss Opus 15 as immature. Angelich and Järvi may be numbered among them, recognizing that ideas pour forth from this concerto with the ferocious intensity of the stone that Moses struck to provide water but also that, in fashioning every last detail of his score, Brahms knew full well how to channel that intensity.
None of these virtues, however, should detract from the enjoyment of Opus 83, the “second half” of this recording. The fact is that Brahms’ expressiveness in this second concerto can be just as vigorous as it was in the first, particularly in his decision to include an Allegro appassionato (with an emphasis on that adjective) immediately on the heels of the fiery conclusion of the first movement. On the other hand the lyric qualities of the Andante movement are more intimate than those of the Adagio for Opus 15. In the later concerto Brahms even has the piano share solo work with a cello, giving the Opus 83 Andante more of a sense of an intimate conversation. That intimacy continues into the concluding Allegro grazioso (again emphasizing the adjective), when, for the first time in the concerto, things take a playful (but always gracious) turn.
Taken as a whole, this collection makes it clear that, even at the beginning of the 21st century, Brahms remains in good hands, both behind the keyboard and wielding the baton.
http://www.examiner.com/article/nicholas-angelich-and-paavo-j-rvi-bring-disciplined-and-dazzling-brahms-to-erato
Photo : Festival de LanaudièreP aavo Järvi: un retour Le Festival de Lanaudière 2014 s’ouvrira de manière inusitée, mardi prochain, 8 juillet, avec un concert d’Alain Lefèvre à l’église de L’Assomption.Les places seront chères ! L’ambassadeur du Festival de Lanaudière, qui avait attiré environ 5000 personnes il y a deux ans à l’Amphithéâtre Fernand-Lindsay pour la création des Préludes de François Dompierre, ouvre mardi le Festival 2014 avec des oeuvres de Bach, de Haydn, de Rachmaninov, de Chopin et de Ravel… dans une église.
Selon nos informations, l’agenda de plus en plus chargé du pianiste, qui revient du Festival de Ravinia et aura en août un grand rendez-vous avec l’Orchestre de Philadelphie à Saratoga, et le calendrier du Festival, désormais repoussé pour permettre à Kent Nagano de venir diriger en août, ne coïncidaient pas mieux que cela. C’est bien dommage, car le programme redoutable et extrêmement solide d’Alain Lefèvre — avec notamment la 2e Sonate de Rachmaninov, les 24 préludes de Chopin etLa valse de Ravel — méritait d’attirer la foule à l’amphithéâtre. Les absents se consoleront dans quelques mois en achetant le disque que Lefèvre enregistrait cette semaine pour Analekta.
Ce que le Festival de Lanaudière appelle lui-même son « ouverture à l’Amphithéâtre »aura lieu un jeudi, le 10 juillet à 19 h 30, et associera l’Orchestre métropolitain et le Cirque Éloise sur « des musiques de Samuel Barber, Camille Saint-Saëns et plusieurs autres ». En première partie, le pianiste Stewart Goodyear jouera le 2e Concerto de Bartók, oeuvre fascinante, mais dont la rudesse percussive risque de surprendre quelques festivaliers. Goodyear reviendra au Festival le 22 juillet à Saint-Sulpice (notez que les concerts dans les églises ont lieu à 20 h et ceux à l’Amphithéâtre à 19 h 30) avec la Sonate opus 1 de Berg, la 5e Suite française de Bach et les Variations Diabellide Beethoven.
La seule pianiste admise en récital à l’Amphithéâtre Fernand-Lindsay sera Beatrice Rana, le 25 juillet, une consécration pour la lauréate du Concours musical international de Montréal 2011. Son programme regroupe la 1re Partita de Bach, la Sonate funèbrede Chopin et la 6e Sonate de Prokofiev, un type de récital que le grand Ivo Pogorelich jouait au même âge au début des années 1980.
Ambitions internationales
C’est surtout dans ses dernières encablures que le Festival 2014 affichera des ambitions internationales, avec le retour du chef Paavo Järvi et de la Deutsche Kammerphilharmonie de Brême. Il est vraiment regrettable que le Festival ait fait officiellement miroiter, en décembre 2013, une intégrale des symphonies de Brahms les 31 juillet, 2 et 3 août qui, finalement, n’aura pas lieu. Il ne reste « que » deux concerts, les samedi 2 et dimanche 3 août, soit les Symphonies nos 1 et 2, programmées en compagnie du Concerto pour piano no 1 avec Lars Vogt et duConcerto pour violon avec Christian Tetzlaff. Les deux concerts de ce tandem qui nous a donné des cycles Beethoven et Schumann inoubliables seront un événement.
Paavo Järvi lancera la dernière ligne droite du Festival, marqué par ses chefs. On y verra Yannick Nézet-Séguin, le mercredi 6 août, diriger des extraits symphoniques de Wagner, l’ouverture Egmont et la 8e Symphonie de Beethoven, puis Kent Nagano et l’OSM les 8 et 9 août, dans un programme Debussy-Ravel et la 2e Symphonie de Gustav Mahler.
Le concert de clôture sera, dimanche 10 août, Carmina burana, bel et bien dans la version orchestrale (et non piano et percussion, comme la présence de l’Ensemble Sixtrum nous l’avait laissé penser et écrire), avec l’Orchestre du Festival, le Choeur Fernand-Lindsay et les Jeunes Voix des Moulins sous la direction de Julien Proulx.
Alain Lefèvre, Beatrice Rana, Dejan Lazic, Kristian Bezuidenhout et Stewart Goodyear seront les pianistes ; Jennifer Koh et Timothy Chooi les violonistes ; Stéphane Tétreault le violoncelliste (dans Don Quichotte de Strauss le 12 juillet) de ce cru 2014.
Le Harlem Dance Theater, l’Ensemble Magellan et le Quatuor Modigliani compléteront le portrait.
À noter que c’est Mathieu Lussier qui remplacera Bernard Labadie le 19 juillet à Lanaudière, alors que le Festival d’opéra de Québec, le 23 juillet, a plutôt opté pour le vénérable musicologue et chef Alan Curtis.http://www.ledevoir.com/culture/musique/412538/festival-de-lanaudiere-la-derniere-ligne-droite-des-chefs
Allgemeine Zeitung Von Axel Zibulski 30/06/2014
ELTVILLE - Stumme Demonstranten vor der Klosterstraße, eine sanft
gedämpfte Akustik in der Eberbacher Basilika. Und auch musikalisch ging
es etwas verhaltener zu als in den Vorjahren: Da hatte das
HR-Sinfonieorchester mit seinem vormaligen Chefdirigenten Paavo Järvi
gerne nach ganz Großem gegriffen und Sinfonien Gustav Mahlers zur
Eröffnung des Rheingau Musik Festivals (RMF) bevorzugt. Jetzt, beim
Start in die 27. Festival-Auflage, erklangen dagegen musikalisch
kleinteiligere Werke von Felix Mendelssohn Bartholdy.
Auszüge aus der Schauspielmusik zu „Ein Sommernachtstraum“ sollten im
zweiten Teil der beiden Eröffnungskonzerte an den 450. Geburtstag
William Shakespeares erinnern – einer der diesjährigen RMF-Schwerpunkte.
Zunächst aber reizte Paavo Järvi, bereits im vergangenen Jahr beim
HR-Sinfonieorchester auf den Platz des Ehrendirigenten gewechselt, die
mild veränderte Akustik der Eberbacher Basilika aus. Unter den
Zuschauerstühlen angebrachte Kissen sollen nämlich neuerdings, wie
Intendant Michael Herrmann bei der Begrüßung des Publikums versprach,
den hallgeprägten Klang des Kirchenraumes abfedern.
Das Tempo, der Drive, die Flüchtigkeit, mit der Järvi Mendelssohns
Konzertouvertüre „Das Märchen von der schönen Melusine“ op. 32 spielen
ließ, bedeuteten vielleicht noch eine zu große Herausforderung für den
derart gemäßigt wattierten Raum. Wobei das aparte Nixen-Stück gar nicht
einmal unpassend aufschwamm. Ganz ohne akustische Zugeständnisse ging
Paavo Järvi auch Mendelssohns Sinfonie Nr. 1 c-Moll op. 11 an. Das Werk
des 15-Jährigen klang hier weit weniger nach dem artigen Klassizismus
eines musikalischen Goethe-Günstlings, sondern ziemlich selbstbewusst
stürmend und drängend. Und mit seinen Schnitten, Licht- und
Lautstärkewechseln, seinen knapp hingeworfenen Themen alles andere als
brav. Sonst hätte es Paavo Järvi, der das alles schärfend mit den
exzellenten HR-Musikern herausarbeitete, wahrscheinlich auch nicht
interessiert.
Protest von Fluglärmgegnern
Ziemlich luxuriös: Für zwei der acht Sätze, die im zweiten
Programmteil aus Mendelssohns Schauspielmusik zu „Ein Sommernachtstraum“
op. 61 erklangen, waren die Damen des Estnischen Philharmonischen
Kammerchors aus dem fernen Tallinn angereist. Was dazu wohl die 100
Flughafen-Ausbaugegner gesagt hätten, die vor der Klosterzufahrt die
anreisenden Besucher mit einem stummen Spalier am Straßenrand empfingen?
Nicht gegen das Festival, nicht gegen die Künstler wollten sie
demonstrieren, sondern, zum Beispiel, gegen den (abwesenden)
Festival-Schirmherrn und hessischen Ministerpräsidenten Volker Bouffier
oder gegen den Kuratoriums-Vorsitzenden Roland Koch, der das Festival
ungestört eröffnen konnte.
Künstlerisch machten die kurzen Elfengesänge freilich Lust darauf, mehr
von den estnischen Kammerchor-Sängerinnen zu hören. Rein, klar, luftig
und beweglich gestalteten sie ihr kurzes Chorlied, ihr schwereloses
knappes Finale, ergänzt von den beiden Sopranistinnen Miah Persson und
Golda Schultz. Hier, in der erfrischend farbigen, gerade von den
Holzbläsern grandios ausgesponnenen urromantischen Musik Mendelssohns,
vermittelten sich am deutlichsten auch die Besserungen der
Basilika-Akustik – und zwar bereits in den Eröffnungsakkorden der
populären „Sommernachtstraum“-Ouvertüre. Den „Hochzeitsmarsch“ ließ
Järvi wunderbar doppelbödig und druckvoll aufjubeln, immer plastisch
vermittelte er das bildhafte Kaleidoskop bis hin zu den musikalischen
Eselsrufen: Großen, langen Applaus gab es dafür in der ausverkauften
Basilika.
http://www.allgemeine-zeitung.de/lokales/kultur/musik/rheingau-musik-festival-gelungener-auftakt-in-kloster-eberbach_14278318.htm