Wednesday, February 27, 2013
Manches hätte man am liebsten noch einmal gehört
Hamburger Abendblatt.de
25.02.2013
Foto: © Julia Baier
Paavo Järvi gehört zu den bedeutendsten Dirigenten seiner Generation
25.02.2013
Foto: © Julia Baier

Hamburg. Selten etwas gehört, das gleichzeitig so fremd und vertraut klingt: Im Jahre 1960 hat Strawinsky sich Gesangsstücke des Renaissancekomponisten Gesualdo vorgenommen und sie für ein ganzes Orchester gesetzt, bearbeitet, fortgeschrieben. Die Deutsche Kammerphilharmonie Bremen und ihr Chefdirigent Paavo Järvi haben in der Laeiszhalle den Scheinwerfer auf die kühnen Gespinste Gesualdos gehalten: Da brachen Crescendi jäh ab, da übernahmen Bläser im Pianissimo von den fortissimo spielenden Streichern, als wechselte ein Organist von einem Manual aufs andere. So atemberaubend in der Mischung der Klangfarben und der Präzision der Szenenwechsel, wie man das von den Bremern kennt. Am liebsten hätte man das "Monumentum pro Gesualdo di Venosa ad CD annum" am liebsten gleich noch einmal gehört.
Und nicht nur dieses Stück. Paavo Järvi hatte ein höchst ungewöhnliches Werk seines Freundes und Landsmanns Erkki-Sven Tüür im Gepäck, das sich auf ganz eigene Weise in das Thema des Festivals "Lux aeterna" fügte: Unter der Überschrift "Questions ..." hat der Este nämlich ein Interview mit dem Quantenphysiker David Bohm vertont. Nix Seele, nix Esoterik, nix Weihrauch. Stattdessen eine Reflexion über Wissenschaft, Kultur und menschliches Zusammenleben in schönster, klarster Prosa, die die Hörer in ihrer musikalischen Gestalt fast eine halbe Stunde lang auf der Stuhlkante hielt.
Die vier Sänger des britischen Hilliard Ensemble ließen keinen Moment nach in der Dringlichkeit, mit der sie die Themen ausbreiteten, manches rezitativisch wie im Gespräch, anderes mit choralartiger Wucht. Und das, obwohl der Countertenor Robin Tyson erst tags zuvor für David James eingesprungen war. Das Orchester murmelte und zwitscherte dazu, es antwortete und widersprach. Aufregender kann ein Diskurs nicht sein. Damit machten die Sänger den zwiespältigen Eindruck vom Beginn des Konzerts vergessen: Die fünf Motetten von Guillaume de Machaut klangen stimmlich befangen und oft unsauber.
Eine Offenbarung war Mendelssohns "Reformationssinfonie". Die christlichen Sakralwerke Mendelssohns, der aus einer jüdischen Familie stammte, klingen oft pathetisch und überladen, so als müsste sich der Komponist erst noch selbst überzeugen. Paavo Järvi und die Kammerphilharmonie umschifften diese Klippen mit der Kompromisslosigkeit, die gewissermaßen das Markenzeichen der Künstler ist: Beethovenscher Furor wechselte ab mit den berühmten "Amen"-Figuren, die Wagner später im "Parsifal" aufgenommen hat und die so zart klangen, wie das Licht am Morgen durch ein Kirchenfenster fällt. Allein der Choral "Ein feste Burg ist unser Gott" hätte einen auf der Stelle zum Protestanten bekehren können. Und dann schlich sich in den langsamen Satz auch noch ein Hauch des hebräischen Liedes "Hevenu shalom alechem".
http://www.abendblatt.de/kultur-live/article113873930/Manches-haette-man-am-liebsten-noch-einmal-gehoert.html
Friday, February 22, 2013
"Dirigieren ist wie guter Sport"
Hamburger Abendblatt
Verena Fischer-Zernin
22.02.2013
Der Dirigent Paavo Järvi gastiert in Hamburg. Ein Gespräch über Kompromisse in der Oper, sein Programm und die Kunst des seelenvollen Dirigierens
Foto: © Julia Baier
Paavo Järvi gehört zu den bedeutendsten Dirigenten
seiner Generation. Diesen Freitag ist er mit dem Hilliard Ensemble und
der Deutschen Kammerphilharmonie Bremen in der Laeiszhalle zu Gast
http://www.abendblatt.de/kultur-live/article113821640/Dirigieren-ist-wie-guter-Sport.html
Verena Fischer-Zernin
22.02.2013
Der Dirigent Paavo Järvi gastiert in Hamburg. Ein Gespräch über Kompromisse in der Oper, sein Programm und die Kunst des seelenvollen Dirigierens
Foto: © Julia Baier

Hamburg. Man könnte es für müde halten,
das Raubtier. Die Vormittagsprobe ist vorbei, jetzt steht für Paavo
Järvi die rituelle Auszeit am Konzerttag an: Essen, Siesta. Ein
Interview ist vermutlich nicht das, was er jetzt dringend braucht. Aber
in den schmalen blauen Augen, hinter seinen fast schleppend formulierten
englischen Sätzen lauert Wachsamkeit; unter dem Bariton mit der
baltischen Färbung brodelt es wie ein hubraumstarker Motor.
Järvi ist durch und durch Dirigent,
seit er als Junge beschloss, es seinem Vater, dem berühmten estnischen
Dirigenten Neeme Järvi, gleichzutun. Um früh Orchestererfahrung zu
sammeln, lernte er Schlagzeug. Seine stilistische Vielseitigkeit hat
seine Karriere befeuert. Er ist Chefdirigent des Orchestre de Paris und
des hr-Sinfonieorchesters in Frankfurt; mit der Deutschen
Kammerphilharmonie Bremen, deren Chef er 2004 wurde, eilt er von einem
Welterfolg zum nächsten. Freitagabend ist er mit dem Ensemble und den
vier Sängern vom Hilliard Ensemble beim Festival Lux aeterna zu Gast.
Hamburger Abendblatt:
Herr Järvi, es ist etwas Geheimnisvolles um den Dirigentenberuf. Ist da Magie im Spiel?
Paavo Järvi: Nun
ja - zunächst mal erfordert Dirigieren eine Menge Wissen und Technik,
akademisches und musikalisches Studium. Aber alles zusammen funktioniert
nur, wenn derjenige außerdem eine natürliche Begabung dafür hat.
Kann man Charisma lernen?
Järvi: Was ist denn das überhaupt? (Pause, er kaut) Ich
wünschte, es wäre mehr Leuten klar, dass es auch um Handwerk geht.
Viele glauben, wenn jemand musikalisch ist, kann er auch dirigieren.
Was man hört, klingt häufig viel besser, als der Dirigent schlägt!
Järvi: Es ist
oft schwer zu sagen, ob das, was man hört, mit dem Dirigenten oder eher
gegen ihn entstanden ist. Wenn man einem Orchester nicht hilft, spielt
es halt allein. Da kann ein junger Dirigent schon mal auf die Idee
kommen, er wäre ganz toll, weil das Orchester so gut klingt.
Wie machen das denn
die Orchesterleiter, die keine ausgebildeten Dirigenten sind und
trotzdem faszinierend Musik machen? Gerade in der Barockszene ist das
sehr verbreitet.
Järvi: Ich
höre lieber jemandem zu, der mit einer limitierten Dirigiertechnik Musik
macht, als einem brillanten Techniker, der nichts zu sagen hat.
Wenn man Sie mit der Kammerphilharmonie hört, ist der Einfluss der historischen Aufführungspraxis deutlich zu merken.
Järvi: Für
mich ist die historische Aufführungspraxis nicht Selbstzweck, sondern
eine zusätzliche Informationsschicht. Wir leben in einer anderen Zeit
als Beethoven, wir haben andere Musik gehört. Alles ist erlaubt. Die
einzige Grenze ist unsere eigene Fantasie.
Was ist denn Ihre Leitlinie bei der Interpretation?
Järvi: Am
Anfang versucht man, dem Komponisten so nahe wie möglich zu kommen. Der
Komponist ist der Schlüssel. Aber dann merkt man bald, dass der
Komponist viele Fragen offengelassen hat.
Gehen Sie auch in die Bibliotheken und studieren Handschriften?
Järvi: Nein.
Ich verlasse mich auf Leute, die wissen, wovon sie reden. Auch wenn ich
nicht alles so mache, wie sie es sagen. Wenn Sie einen langsamen Satz
aus einem Mozart-Violinkonzert spielen, können Sie über Verzierungen und
über die Wahl der Tempi lesen. Soll ein Auftakt kurz sein oder lang,
und was bedeutet es, dass ein Punkt darüber steht? Das sind leere
Worthülsen! Sie müssen Mozarts Opern lieben. Hören Sie nur, wie
herzzerreißend Mozarts Heldinnen "Ach!" singen. Wenn man das verstanden
hat, braucht man kein Buch.
Warum dirigieren Sie eigentlich keine Opern?
Järvi: Oper
ist die großartige Kunst des Kompromisses, und darin bin ich nicht so
gut. Bringen Sie mal Sänger, Regisseure, Chor, Orchester, Tänzer,
Beleuchter, Bühnenbildner zusammen. Um etwas wirklich Gutes zu schaffen,
braucht man eine Truppe von einem einheitlich hohen Niveau.
Das können Sie mit einem Konzertorchester leichter erreichen.
Järvi: Ja,
aber auch dort gibt es ein Zeitproblem. Wenn man nicht gerade der
Chefdirigent des Orchesters ist, wird man immer als Gast angesehen. Die
Musiker wissen, am Ende der Woche ist er nicht mehr hier. In dieser
einen Woche werden sie nicht an ihren Gewohnheiten rütteln. Deswegen
mache ich nicht gerne Gastdirigate. Meine drei Orchester sind mir nah.
Wir haben unsere gemeinsame Geschichte.
Wie lange brauchen Sie, um herauszufinden, ob es mit einem Orchester funkt?
Järvi: Das
weiß man fast sofort. Orchester haben verschiedene Geschmäcker. Manche
schätzen Effizienz. Andere suchen eher jemanden, der zuhört und einen
kammermusikalischen Ansatz pflegt. Ich schätze Musiker mit starker
Persönlichkeit, mit eigenen Ideen.
Deshalb sind Sie schon so lange mit der Kammerphilharmonie verbandelt.
Järvi: Bei
der Kammerphilharmonie ist jeder Einzelne in die musikalischen Prozesse
eingebunden. Dieses Verständnis von Demokratie macht das Orchester
einzigartig für mich.
Ihr
Lux-aeterna-Programm reicht, in unterschiedlichen Besetzungen, vom
Mittelalter bis in die Gegenwart. Wo ist da der rote Faden?
Järvi: Oh,
der ist eher lose. Man könnte von einer Art Spiritualität sprechen.
Nichts streng Religiöses. Bei der Reformationssinfonie von Mendelssohn
ist der Bezug natürlich offensichtlich.
Wo leben Sie eigentlich zurzeit? Im Flugzeug?
Järvi: Ich fürchte, ja. Meine Basis ist Florida, meine Kinder leben in Cincinnati, ich arbeite in Europa.
Machen Sie denn hin und wieder Sport?
Järvi: Ich dirigiere! Das ist ein sehr guter Sport.
Konzert The
Hilliard Ensemble, Die Deutsche Kammerphilharmonie Bremen, Paavo Järvi:
Fr 22.2. 20.00, Laeiszhalle, Karten unter T. 35 76 66 66
http://www.abendblatt.de/kultur-live/article113821640/Dirigieren-ist-wie-guter-Sport.html
"Es geht auch um Handwerk"
Die Welt
Verena Fischer-Zernin
22.02.2013
Der aus Estland stammende Paavo Järvi über die Kunst des Dirigierens. Heute zeigt er sie in der Laeiszhalle
Man könnte es für müde halten, das Raubtier. Die Vormittagsprobe ist vorbei, jetzt steht für Paavo Järvi die rituelle Auszeit am Konzerttag an: Essen, Siesta. Ein Interview ist vermutlich nicht das, was er jetzt dringend braucht. Aber in den schmalen blauen Augen, hinter seinen fast schleppend formulierten englischen Sätzen lauert Wachsamkeit; unter dem Bariton mit der baltischen Färbung brodelt es wie ein hubraumstarker Motor. Järvi ist durch und durch Dirigent, seit er als Junge beschloss, es seinem Vater, dem berühmten estnischen Dirigenten Neeme Järvi, gleichzutun. Um früh Orchestererfahrung zu sammeln, lernte er Schlagzeug. Seine stilistische Vielseitigkeit hat seine Karriere befeuert. Er ist Chefdirigent des Orchestre de Paris und des hr-Sinfonieorchesters in Frankfurt; mit der Deutschen Kammerphilharmonie Bremen, deren Chef er 2004 wurde, eilt er von einem Welterfolg zum nächsten. Heute ist er mit dem Ensemble und den vier Sängern vom Hilliard Ensemble beim Festival "Lux aeterna" zu Gast.
http://www.welt.de/print/die_welt/hamburg/article113821368/Es-geht-auch-um-Handwerk.html
Verena Fischer-Zernin
22.02.2013
Der aus Estland stammende Paavo Järvi über die Kunst des Dirigierens. Heute zeigt er sie in der Laeiszhalle
Man könnte es für müde halten, das Raubtier. Die Vormittagsprobe ist vorbei, jetzt steht für Paavo Järvi die rituelle Auszeit am Konzerttag an: Essen, Siesta. Ein Interview ist vermutlich nicht das, was er jetzt dringend braucht. Aber in den schmalen blauen Augen, hinter seinen fast schleppend formulierten englischen Sätzen lauert Wachsamkeit; unter dem Bariton mit der baltischen Färbung brodelt es wie ein hubraumstarker Motor. Järvi ist durch und durch Dirigent, seit er als Junge beschloss, es seinem Vater, dem berühmten estnischen Dirigenten Neeme Järvi, gleichzutun. Um früh Orchestererfahrung zu sammeln, lernte er Schlagzeug. Seine stilistische Vielseitigkeit hat seine Karriere befeuert. Er ist Chefdirigent des Orchestre de Paris und des hr-Sinfonieorchesters in Frankfurt; mit der Deutschen Kammerphilharmonie Bremen, deren Chef er 2004 wurde, eilt er von einem Welterfolg zum nächsten. Heute ist er mit dem Ensemble und den vier Sängern vom Hilliard Ensemble beim Festival "Lux aeterna" zu Gast.
Die Welt:
Herr Järvi, es ist etwas Geheimnisvolles um den Dirigentenberuf. Ist da Magie im Spiel?
Paavo Järvi:
Nun ja -
zunächst mal erfordert Dirigieren eine Menge Wissen und Technik,
akademisches und musikalisches Studium. Aber alles zusammen funktioniert
nur, wenn derjenige außerdem eine natürliche Begabung dafür hat.
Kann man Charisma lernen?
Was ist denn das überhaupt? (Pause, er kaut) Ich
wünschte, es wäre mehr Leuten klar, dass es auch um Handwerk geht.
Viele glauben, wenn jemand musikalisch ist, kann er auch dirigieren.
Was man hört, klingt häufig viel besser, als der Dirigent schlägt!
Es ist oft
schwer zu sagen, ob das, was man hört, mit dem Dirigenten oder eher
gegen ihn entstanden ist. Wenn man einem Orchester nicht hilft, spielt
es halt allein. Da kann ein junger Dirigent schon mal auf die Idee
kommen, er wäre ganz toll, weil das Orchester so gut klingt.
Wie machen das
denn die Orchesterleiter, die keine ausgebildeten Dirigenten sind und
trotzdem faszinierend Musik machen? Gerade in der Barockszene ist das
sehr verbreitet.
Ich höre lieber
jemandem zu, der mit einer limitierten Dirigiertechnik Musik macht, als
einem brillanten Techniker, der nichts zu sagen hat.
Wenn man Sie mit der Kammerphilharmonie hört, ist der Einfluss der historischen Aufführungspraxis deutlich zu merken.
Für mich ist
die historische Aufführungspraxis nicht Selbstzweck, sondern eine
zusätzliche Informationsschicht. Wir leben in einer anderen Zeit als
Beethoven, wir haben andere Musik gehört. Alles ist erlaubt. Die einzige
Grenze ist unsere eigene Fantasie.
Was ist denn Ihre Leitlinie bei der Interpretation?
Am Anfang
versucht man, dem Komponisten so nahe wie möglich zu kommen. Der
Komponist ist der Schlüssel. Aber dann merkt man bald, dass der
Komponist viele Fragen offengelassen hat.
Gehen Sie auch in die Bibliotheken und studieren Handschriften?
Nein. Ich
verlasse mich auf Leute, die wissen, wovon sie reden. Auch wenn ich
nicht alles so mache, wie sie es sagen. Wenn Sie einen langsamen Satz
aus einem Mozart-Violinkonzert spielen, können Sie über Verzierungen und
über die Wahl der Tempi lesen. Soll ein Auftakt kurz sein oder lang,
und was bedeutet es, dass ein Punkt darüber steht? Das sind leere
Worthülsen! Sie müssen Mozarts Opern lieben. Hören Sie nur, wie
herzzerreißend Mozarts Heldinnen "Ach!" singen. Wenn man das verstanden
hat, braucht man kein Buch.
Warum dirigieren Sie eigentlich keine Opern?
Oper ist die
großartige Kunst des Kompromisses, und darin bin ich nicht so gut.
Bringen Sie mal Sänger, Regisseure, der Chor, das Orchester, Tänzer,
Beleuchter, Bühnenbildner zusammen. Um etwas wirklich Gutes zu schaffen,
braucht man eine Truppe von einem einheitlich hohen Niveau.
Das können sie mit einem Konzertorchester leichter erreichen.
Ja, aber auch
dort gibt es ein Zeitproblem. Wenn man nicht gerade der Chefdirigent des
Orchesters ist, wird man immer als Gast angesehen. Die Musiker wissen,
am Ende der Woche ist er nicht mehr hier. In dieser einen Woche werden
sie nicht an ihren Gewohnheiten rütteln. Deswegen mache ich nicht gerne
Gastdirigate. Meine drei Orchester sind mir nah. Wir haben unsere
gemeinsame Geschichte.
Wie lange brauchen Sie, um herauszufinden, ob es mit einem Orchester funkt?
Das weiß man
fast sofort. Orchester haben verschiedene Geschmäcker. Manche schätzen
Effizienz. Andere suchen eher jemanden, der zuhört und einen
kammermusikalischen Ansatz pflegt. Ich schätze Musiker mit starker
Persönlichkeit, mit eigenen Ideen.
Deshalb sind Sie schon lange mit der Kammerphilharmonie verbandelt.
Bei der
Kammerphilharmonie ist jeder einzelne in die musikalischen Prozesse
eingebunden. Dieses Verständnis von Demokratie macht das Orchester
einzigartig für mich.
Ihr "Lux
aeterna"-Programm reicht, in unterschiedlichen Besetzungen, vom
Mittelalter bis in die Gegenwart. Wo ist da der rote Faden?
Oh, der ist
eher lose. Man könnte von einer Art Spiritualität sprechen. Nichts
streng Religiöses. Bei der Reformationssinfonie von Mendelssohn ist der
Bezug natürlich offensichtlich.
Wo leben Sie eigentlich zurzeit? Im Flugzeug?
Ich fürchte, ja. Meine Basis ist Florida, meine Kinder leben in Cincinnati, ich arbeite in Europa.
Machen Sie denn hin und wieder Sport?
Ich dirigiere! Das ist sehr guter Sport.
The Hilliard Ensemble, Deutsche Kammerphilharmonie Bremen, Paavo Järvi: heute, 20.00, Laeiszhalle
http://www.welt.de/print/die_welt/hamburg/article113821368/Es-geht-auch-um-Handwerk.html
Thursday, February 21, 2013
Musikalische Reise durch die Jahrhunderte
Klassik.com
Michael Pitz-Grewenig
21 Feb 2013
Paavo Järvi auf Spurensuche
Wenn Paavo Järvi sich mit Felix Mendelssohn Bartholdy beschäftigt, dann wird es spannend. Die Sinfonie Nr. 5, eigentlich sein zweiter Beitrag zu dieser Gattung, wird seit jeher stiefmütterlich behandelt. Die Deutsche Kammerphilharmonie Bremen lieferte eine packende Interpretation. Paavo Järvi interessierte sich merklich für die polyphone Anlage dieser beachtlichen Sinfonie, und hier vor allem für die Umwandlungen der Aggregatzustände der musikalischen Formung zwischen den einzelnen Sätzen. Dies galt vor allem ab dem zweiten Satz und auch für die Übergänge zu den folgenden Sätzen. Folgerichtig und intelligent, wie er den ersten Satz, gewissermaßen als erratischen Monolith der gesamten Sinfonie vorausschickte. Die Deutsche Kammerphilharmonie Bremen bot unter dem spannenden Dirigat von Järvi eine kollektive Gesamtleistung, bei der Gleichgewicht und Reaktion zwischen den einzelnen Instrumentengruppen schlichtweg beeindruckte. Als Zugabe gab es das 'Intermezzo' aus Mendelssohn Bartholdys 'Sommernachtstraum'.
http://magazin.klassik.com/konzerte/reviews.cfm?task=review&PID=4980
Michael Pitz-Grewenig
21 Feb 2013
Paavo Järvi auf Spurensuche
Paavo Järvi rahmte das Konzert "Musikalische Wahlverwandtschaften" mit zwei einstmals modernen Kompositionen alter Schule ein. Guillaume de Machaut, geboren um 1300, ist einer der ersten großen Komponistenpersönlichkeiten der Musikgeschichte. Seine Motetten bilden einen gewaltigen Fortschritt in der Entwicklung der Kompositionstechnik und Felix Mendelssohn Bartholdys sogenannte "Reformationssinfonie" galt als so modern, dass der erst 21jährige Komponist selbst an seinem kompositorischen Mut zu zweifeln begann. Dazwischen ging es mit zwei durchaus modernen Stücken ziemlich gegensätzlich zu.
Igor Strawinskys 'Monumentum pro Gesualdo die Venosa ad CD annum' aus dem Jahr 1960 verarbeitet Einflüsse Alter Musik mit denen der Zwölftontechnik zu einer spannenden Melange. Paavo Järvi gelang eine subtile und einfühlsame Umsetzung der rhythmisch komplexen Klangstruktur. Das Hilliard Ensemble ließ sich beim Vortrag der von ihnen in Auftrag gegebenen 'Questions ...' für Männerstimme und Streicher von Erkki-Sven Tüür bewundern. Zu recht, boten die vier würdigen Männer des Hilliard Ensembles hier doch eine überzeugenderes Singen als bei den fünf Motetten von Guillaume de Machaut. Deren Vortrag litt nicht nur unter der für diese Musik unpassenden Akustik des großen Saals der Glocke, sondern auch an einer nicht überzeugenden Artikulation und stellenweise unscharfen Intonation.Wenn Paavo Järvi sich mit Felix Mendelssohn Bartholdy beschäftigt, dann wird es spannend. Die Sinfonie Nr. 5, eigentlich sein zweiter Beitrag zu dieser Gattung, wird seit jeher stiefmütterlich behandelt. Die Deutsche Kammerphilharmonie Bremen lieferte eine packende Interpretation. Paavo Järvi interessierte sich merklich für die polyphone Anlage dieser beachtlichen Sinfonie, und hier vor allem für die Umwandlungen der Aggregatzustände der musikalischen Formung zwischen den einzelnen Sätzen. Dies galt vor allem ab dem zweiten Satz und auch für die Übergänge zu den folgenden Sätzen. Folgerichtig und intelligent, wie er den ersten Satz, gewissermaßen als erratischen Monolith der gesamten Sinfonie vorausschickte. Die Deutsche Kammerphilharmonie Bremen bot unter dem spannenden Dirigat von Järvi eine kollektive Gesamtleistung, bei der Gleichgewicht und Reaktion zwischen den einzelnen Instrumentengruppen schlichtweg beeindruckte. Als Zugabe gab es das 'Intermezzo' aus Mendelssohn Bartholdys 'Sommernachtstraum'.
http://magazin.klassik.com/konzerte/reviews.cfm?task=review&PID=4980
Wednesday, February 20, 2013
Aus dem Geist der Vergangenheit die Zukunft malen
Die Welt
20.02.2013
Von Kai Luehrs-Kaiser
Sprengstoff im Mondenschein: Paavo Järvi und die Kammerphilharmonie Bremen verwildern Schumanns Orchesterwerke kongenial
Schumann, der Rätselhafte. Der Hans-guck-in-die-Luft war kein Hans-Dampf-in-allen-Gassen. Umwölkt, unumstritten, mag sein. Doch schon sein umnachtetes Spätwerk wird gern angezweifelt. Referenzaufnahmen der Hauptwerke zu finden, ist schwer und lenkt schon bei pianistischen Wunderwerken wie "Kreisleriana" oder "Kinderszenen" auf die immer selben, ewigen Verdächtigen hin: auf Richter und Horowitz, Wilhelm Kempff und Martha Argerich. Wer kann, der kann. Die anderen haben Schwierigkeiten.
http://www.welt.de/print/die_welt/kultur/article113765781/Aus-dem-Geist-der-Vergangenheit-die-Zukunft-malen.html
20.02.2013
Von Kai Luehrs-Kaiser
Sprengstoff im Mondenschein: Paavo Järvi und die Kammerphilharmonie Bremen verwildern Schumanns Orchesterwerke kongenial
Schumann, der Rätselhafte. Der Hans-guck-in-die-Luft war kein Hans-Dampf-in-allen-Gassen. Umwölkt, unumstritten, mag sein. Doch schon sein umnachtetes Spätwerk wird gern angezweifelt. Referenzaufnahmen der Hauptwerke zu finden, ist schwer und lenkt schon bei pianistischen Wunderwerken wie "Kreisleriana" oder "Kinderszenen" auf die immer selben, ewigen Verdächtigen hin: auf Richter und Horowitz, Wilhelm Kempff und Martha Argerich. Wer kann, der kann. Die anderen haben Schwierigkeiten.
Für die vier Symphonien eine
klassische Gesamtaufnahme zu finden, grenzt an Unmögliches. Alle
dirigierten sie. Doch Karajan und Solti geriet Schumann zu logisch
windschnittig. Bei Bernstein klingt es zu schweißnass. Am ehesten Szell,
Kubelik und Konwitschny trafen die klassisch gesetzte, weniger gut die
wetterleuchtend weltabgewandte Seite dieser Musik. Harnoncourt, Gardiner
und andere Spezialisten des Darmsaitenkatarrhs wiederum rauten den
revolutionären Kern dieser Zukunftsmusik auf. Die Baustelle Schumann
blieb bestehen.
Erst dem Letten
Paavo Järvi mit der Kammerphilharmonie Bremen gelang jetzt eine kluge,
ebenso stürmische wie gefasste Synthese aus Aufbruch und Verzögerung,
Vision und Traumata. Deutlich, vielleicht sogar zu deutlich ist die
Beethoven-Nachfolge zu hören: als der Fels, auf dem diese Werke stehen
und deren eherne Zukunftsgewissheit sie kantabel auflösen, verklären und
in Frage stellen. Ein Griff von den Sternen nach der Erde. Aus
schwindelnden Höhen auf festen Grund.
"Das
Missverständnis", so Paavo Järvi im Extrazimmer eines Hotels am Berliner
Gendarmenmarkt, "liegt darin, dass man Schumann für einen schwachen
Orchestrator hält." Mit diesem Vorurteil sei er aufgewachsen, so Järvi,
"ich kann es schon nicht mehr hören." Tatsächlich müsse man konzedieren,
dass Beethoven akribisch um jede Note, um jede Linie und jeden Ausdruck
gerungen habe. Schumann dagegen geht es "ums große Ganze".
Man dürfe sich
nicht "an den Details verpuzzeln", sondern müsse "balancieren",
philosophiert Järvi. Auf die Freiheiten komme es an, die man sich nehmen
muss. Freie Deutungen für einen freien Geist? "Bei Beethoven hatten wir
es leichter", so Järvi ehrlich. "Denn Beethoven wird immer zu laut
gespielt. Das konnten wir anders machen." Im Schwung des schwindelnden
Entwurfs gelingt ihm und seinem Orchester dennoch ein Schumann-Coup,
gerade weil er den großen Vertrackten als Zukunftsmaler aus dem Geist
der Vergangenheit liest.
Schon Beethoven
hatten Järvi und die Kammerphilharmonie Bremen zuvor zu großem
Aha-Effekt verholfen. Im Feuersturm aktueller Beethoven-Zyklen – neben
Järvi laborierten auch Giovanni Antonini, Jos van Immerseel, Osmo
Vänskä, Riccardo Chailly, Christian Thielemann und Daniel Barenboim an
entsprechenden Gesamtaufnahmen – war es Paavo Järvi gelungen, einen
transparenteren, dabei glühend exzessiveren und unwetterhaften Beethoven
vorzuführen als wohl jemals zuvor. Vulkanisch wie Furtwängler. Aber
fein angezogen wie Strawinsky.
So wild und
unbezähmt dieser Beethoven klang, so "unkastriert", weil um seine
depressiven Anwandlung unbetrogen wirkt jetzt auch der (kleinere)
Schumann-Zyklus. Das profiliert einen Dirigenten, der bislang ebenso
sehr im Ruf der Umtriebigkeit wie der Überehrgeizigkeit stand. Järvi
nämlich ist unbedingt nicht der Universalist, als der er sich gibt.
Sondern ein Spezialist des "Bread-and-Butter-Repertoires".
Geboren in Riga
als ältester Sohn des Dirigier-Altroutniers Neeme Järvi (75), zehn Jahre
jünger als sein Bruder, der US-Strahlemann Kristjan Järvi (40), scheut
sich Paavo Järvi nicht, zeitweilig vier Orchester gleichzeitig zu
leiten. Neben dem hr-Sinfonieorchester Frankfurt (wo sein Vertrag
aktuell ausläuft) leitet er noch das Orchestre de Paris und ab 2015 das NHK Symphony Orchestra in Tokio.
Das ist
rekordverdächtig und lässt sich damit erklären, dass der Erfolg mit der
kleineren Kammerphilharmonie (die er 2004 von Daniel Harding übernahm)
so groß ausfiel, dass dies Paavo Järvis Renommee als Dirigent großer
Sinfonieorchester zu beeinträchtigen begann. Ein erstaunlicher Fall von
dirigentischer Überkompensation.
Schon als Chef
beim Cincinnati Symphony Orchestra (2001-2011) hatte er "darauf
bestanden, zwei CDs pro Jahr zu machen", so gibt er zu. "Es sind meine
Postkarten aus fremden Ländern", scherzt er. So bringt es seine
Diskografie – erstaunlich für einen heute 50-Jährigen – auf inzwischen
rund 70 CDs! Wobei sich Järvi um so mehr als Spezialist für kleinere
Besetzungen erwies, je mehr er deren Unterschied bestritt.
"Kammerorchester, das heißt nicht klein", insistiert er. "Sondern meint
eine spezifische Kammermusik-Haltung gegenüber der Musik." Gerade habe
er so die 15. Symphonie von Dmitri Schostakowitsch aufgeführt. Geht sehr
gut. Durchhörbarer, nicht dick.
Mit der neuen,
soeben erschienenen Schumann-Postkarte mit der 2. Sinfonie und vier
großen Ouvertüren profiliert sich die Deutsche Kammerphilharmonie unter
Leitung Järvis als das wohl international konkurrenzfähigste und
modernste Kammerorchester in Deutschland.
Man zeigt Schumann, den Romantiker, ebenso dramatisch knifflig wie
süffig und brachial. Als musikalischen Vergangenheitsbewältiger ohne den
Gestrigkeit und ohne die Schnappatmung der historischen
Aufführungspraxis. Es ist Sprengstoff im Mondenschein. Ein nervöser
Neuerer ohne akademische Weihen. Wilder war Schumann nie.
Schumann: Symphonie Nr. 2, Ouvertüren zu "Manfred", "Hermann und
Dorothea", "Braut von Messina" und "Genoveva"; Deutsche
Kammerphilharmonie Bremen, Ltg. Paavo Järvi (Sony)
http://www.welt.de/print/die_welt/kultur/article113765781/Aus-dem-Geist-der-Vergangenheit-die-Zukunft-malen.html
Monday, February 18, 2013
Thursday, February 14, 2013
Explosiv und temporeich
Orchestrasfan.de
Ulrike Schimd
12.02.2013
Beim Konzert des hr-Sinfonieorchesters vergangene Woche (7. Feb. 2013) standen Werke von Brahms und Bruckner auf dem Programm. Vor 150 Jahren wäre dies vermutlich undenkbar gewesen, denn besonders freundschaftlich zugetan waren sich die beiden nicht gerade.
Auf dem Programm standen unter der Leitung von Paavo Järvi das 1. Klavierkonzert d-Moll op. 15 von Johannes Brahms und Anton Bruckners 1. Sinfonie c-Moll. Von dieser Sinfonie gibt es mehrere Fassungen: die erste, die Linzer Fassung von 1865/66 und die spätere, überarbeitete Wiener Fassung von 1890/91.
Dass die Linzer Fassung die energischere, frischere und urwüchsigere ist – davon konnte ich mich am Donnerstag selbst überzeugen. Schon der Beginn war ganz nach meinem Geschmack: Dezent, marschartig – was bei mir unweigerlich Erinnerungen an Mahlers 5. Sinfonie aufkommen ließ –, und dann dieses „Vorwärtspeitschen“ bis der 1. Satz in einem fulminanten Ende kulminierte.
Immer Vorwärtstreibend, temporeich und schwungvoll ging es dann auch durch die übrigen drei Sätze, ehe sich die Musik im vierten Satz vollends entladen hat, geradezu explodiert ist.
Im Einführungsgespräch hieß es, Bruckner habe immer wieder Pausen innerhalb der Sätze angelegt. Zurückzuführen sei dies auf seine Tätigkeit als Organist in jungen Jahren. Aufgrund des langen Nachhalls der Orgel im Kirchenraum legen Organisten längere Pausen ein, damit sich die Melodien nicht vermischen. Und solche Pausen habe also Bruckner in der 1. Sinfonie auch „mitkomponiert“. Obwohl ich verstärkt drauf geachtet habe, ist mir nur eine Pause aufgefallen.
Irgendwo hatte ich mal gelesen, dass man entweder die Musik von Mahler oder von Bruckner mag. Völliger Quatsch: was ich bisher von Bruckner gehört habe, berührt mich genauso, wie die Mahler Sinfonien.
Das Brahmsche Klavierkonzert, dessen Solist Rudolf Buchbinder war, begeisterte mich nur halb so sehr.
Das Konzert wird am Dienstag, den 19. Februar 2013, ab 20.05 auf hr2-kultur gesendet und kann bei ARTE Live Web noch 176 Tage angesehen werden.
http://orchestrasfan.de/explosiv-und-temporeich/
Ulrike Schimd
12.02.2013
Beim Konzert des hr-Sinfonieorchesters vergangene Woche (7. Feb. 2013) standen Werke von Brahms und Bruckner auf dem Programm. Vor 150 Jahren wäre dies vermutlich undenkbar gewesen, denn besonders freundschaftlich zugetan waren sich die beiden nicht gerade.
Auf dem Programm standen unter der Leitung von Paavo Järvi das 1. Klavierkonzert d-Moll op. 15 von Johannes Brahms und Anton Bruckners 1. Sinfonie c-Moll. Von dieser Sinfonie gibt es mehrere Fassungen: die erste, die Linzer Fassung von 1865/66 und die spätere, überarbeitete Wiener Fassung von 1890/91.
Dass die Linzer Fassung die energischere, frischere und urwüchsigere ist – davon konnte ich mich am Donnerstag selbst überzeugen. Schon der Beginn war ganz nach meinem Geschmack: Dezent, marschartig – was bei mir unweigerlich Erinnerungen an Mahlers 5. Sinfonie aufkommen ließ –, und dann dieses „Vorwärtspeitschen“ bis der 1. Satz in einem fulminanten Ende kulminierte.
Immer Vorwärtstreibend, temporeich und schwungvoll ging es dann auch durch die übrigen drei Sätze, ehe sich die Musik im vierten Satz vollends entladen hat, geradezu explodiert ist.
Im Einführungsgespräch hieß es, Bruckner habe immer wieder Pausen innerhalb der Sätze angelegt. Zurückzuführen sei dies auf seine Tätigkeit als Organist in jungen Jahren. Aufgrund des langen Nachhalls der Orgel im Kirchenraum legen Organisten längere Pausen ein, damit sich die Melodien nicht vermischen. Und solche Pausen habe also Bruckner in der 1. Sinfonie auch „mitkomponiert“. Obwohl ich verstärkt drauf geachtet habe, ist mir nur eine Pause aufgefallen.
Irgendwo hatte ich mal gelesen, dass man entweder die Musik von Mahler oder von Bruckner mag. Völliger Quatsch: was ich bisher von Bruckner gehört habe, berührt mich genauso, wie die Mahler Sinfonien.
Das Brahmsche Klavierkonzert, dessen Solist Rudolf Buchbinder war, begeisterte mich nur halb so sehr.
Das Konzert wird am Dienstag, den 19. Februar 2013, ab 20.05 auf hr2-kultur gesendet und kann bei ARTE Live Web noch 176 Tage angesehen werden.
http://orchestrasfan.de/explosiv-und-temporeich/
Wednesday, February 13, 2013
Lovely DVDs worthy of your attention
Small Gestures.blogspot.co.uk
Peter Marks
10 Feb 2013
Just a short blog to share my thoughts on two wonderful recent DVD releases that have a few attributes in common. Both feature conductors and players passionate about the music they are playing (and it shows!), both feature behind the scenes documentary sequences that offer real insight and both, er, feature antiphonal violins.

First up is Schumann at Pier2, which features performances by the Deutsche Kammerphilharmonie Bremen, one of my favourite chamber orchestras, and their music director, Paavo Jarvi. The film documentaries their project of taking the four symphonies of Robert Schumann and performing them at a warehouse that is mainly used for exhibitions and rock concerts. Pier2 turns out to be an ideal concert space and an informal one, too, with the front-most audience members sitting in sofas.
I was a little disappointed at first that the DVD did not feature complete performances of the symphonies (I will seek out the CD releases). It does, however, follow the symphonies in chronological order. The concert performances are interspersed with footage of Jarvi (clearly a passionate advocate of Schumann) talking about the composer, rehearsals and, most interestingly, sequences of individual players (or combinations of them) talking about their parts and playing them. These played parts are very cleverly segued into the concert performances and offer a fascinating insight into Schumann's writing. As if further evidence were needed that Schumann was not a poor orchestrator then it can be found here. Though, I have to say, Jarvi does make the odd alteration to Schumann's parts. But such is the commitment in these performances that I can forgive this.
Highly recommended, particularly if you want to see passionate and democratic music-making in action.

Next, we have a performance of Smetana's Ma Vlast, performed live at the Prague Spring Festival in 2011 by the Prague Conservatory Symphony Orchestra and conducted by Jiri Belohlavek. This masterwork is performed at the opening of the festival each year by different orchestras. Memorably, it was performed by the Czech Philharmonic Orchestra and conducted by Czech exile, Rafael Kubelik, in 1990. Kubelik was a co-founder of the festival in 1946 but he defected in 1948 when the Iron Curtain came down.
Belohlavek is a fine conductor and is revered much more in his native Czech Republic than here in the UK, where he was chief conductor of the BBC Symphony Orchestra until last year. He made the BBCSO into a very fine sounding ensemble but his lucid and serious technique was clearly not what the classical music industry were interested in here. They tend to prefer more frantic podium antics, these days.
Anyway, in the accompanying documentary the conservatory musicians were clearly delighted to have had the opportunity to play for Belohlavek and their admiration is obvious both from what they say and how they play. The film also highlights the incredible amount of behind the scenes work that goes into organising such an event, including the intensive courses that the young musicians go through.
The performance itself is a very fine one. It has the essence of an 'event' as tends to be inherent in concerts such as this featuring young musicians after such preparation. The playing is of a very high standard. The string sound is not as refined as in the classier established ensembles but then these musicians are unlikely to have the more expensive instruments that their professional colleagues have, not to mention the years of experience in corporate 'blending'. There are occasional wind intonation issues, which would be expected when using quadruple wind forces (anyone who has tried to tune four flutes will empathise). These are minor quibbles, however. The ensemble and passion are things of wonder here, particularly the opening bars featuring no less than five harps playing more or less in unison. I wonder how much rehearsal time that took?!
A heartwarming experience, then, and a cracking performance. This group displays their enthusiasm for music and nationalistic fervour without the need for coloured jackets and twirling double basses!
http://musicdirektor-smallgestures.blogspot.co.uk/2013/02/lovely-dvds-worthy-of-your-attention.html?m=1
Peter Marks
10 Feb 2013
Just a short blog to share my thoughts on two wonderful recent DVD releases that have a few attributes in common. Both feature conductors and players passionate about the music they are playing (and it shows!), both feature behind the scenes documentary sequences that offer real insight and both, er, feature antiphonal violins.

First up is Schumann at Pier2, which features performances by the Deutsche Kammerphilharmonie Bremen, one of my favourite chamber orchestras, and their music director, Paavo Jarvi. The film documentaries their project of taking the four symphonies of Robert Schumann and performing them at a warehouse that is mainly used for exhibitions and rock concerts. Pier2 turns out to be an ideal concert space and an informal one, too, with the front-most audience members sitting in sofas.
I was a little disappointed at first that the DVD did not feature complete performances of the symphonies (I will seek out the CD releases). It does, however, follow the symphonies in chronological order. The concert performances are interspersed with footage of Jarvi (clearly a passionate advocate of Schumann) talking about the composer, rehearsals and, most interestingly, sequences of individual players (or combinations of them) talking about their parts and playing them. These played parts are very cleverly segued into the concert performances and offer a fascinating insight into Schumann's writing. As if further evidence were needed that Schumann was not a poor orchestrator then it can be found here. Though, I have to say, Jarvi does make the odd alteration to Schumann's parts. But such is the commitment in these performances that I can forgive this.
Highly recommended, particularly if you want to see passionate and democratic music-making in action.

Next, we have a performance of Smetana's Ma Vlast, performed live at the Prague Spring Festival in 2011 by the Prague Conservatory Symphony Orchestra and conducted by Jiri Belohlavek. This masterwork is performed at the opening of the festival each year by different orchestras. Memorably, it was performed by the Czech Philharmonic Orchestra and conducted by Czech exile, Rafael Kubelik, in 1990. Kubelik was a co-founder of the festival in 1946 but he defected in 1948 when the Iron Curtain came down.
Belohlavek is a fine conductor and is revered much more in his native Czech Republic than here in the UK, where he was chief conductor of the BBC Symphony Orchestra until last year. He made the BBCSO into a very fine sounding ensemble but his lucid and serious technique was clearly not what the classical music industry were interested in here. They tend to prefer more frantic podium antics, these days.
Anyway, in the accompanying documentary the conservatory musicians were clearly delighted to have had the opportunity to play for Belohlavek and their admiration is obvious both from what they say and how they play. The film also highlights the incredible amount of behind the scenes work that goes into organising such an event, including the intensive courses that the young musicians go through.
The performance itself is a very fine one. It has the essence of an 'event' as tends to be inherent in concerts such as this featuring young musicians after such preparation. The playing is of a very high standard. The string sound is not as refined as in the classier established ensembles but then these musicians are unlikely to have the more expensive instruments that their professional colleagues have, not to mention the years of experience in corporate 'blending'. There are occasional wind intonation issues, which would be expected when using quadruple wind forces (anyone who has tried to tune four flutes will empathise). These are minor quibbles, however. The ensemble and passion are things of wonder here, particularly the opening bars featuring no less than five harps playing more or less in unison. I wonder how much rehearsal time that took?!
A heartwarming experience, then, and a cracking performance. This group displays their enthusiasm for music and nationalistic fervour without the need for coloured jackets and twirling double basses!
http://musicdirektor-smallgestures.blogspot.co.uk/2013/02/lovely-dvds-worthy-of-your-attention.html?m=1
Sunday, February 10, 2013
Monday, February 04, 2013
Un très jeune et vivant centenaire, celui de Lutoslawski à la Salle Pleyel
Les Blogs Qobuz.com
André Tubeuf
28.01.2013
Witold Lutoslawski aurait cent ans ce 25 janvier. Krystian Zimerman n’est pas seulement celui qui le premier a joué son unique concerto pour piano en création mondiale à Salzbourg à l’été 1988 puis à l’automne à l’Orchestre de Paris, les deux fois sous la direction du compositeur lui même. Il est d’abord celui pour qui Lutoslawski a écrit ce chef-d’œuvre, ultime aboutissement pour lui qui s’est livré si peu ; son unique concerto pour piano, assez assurément le plus essentiel de la seconde moitié du siècle : celui qui, resté jalousement classique par l’unité de l’ensemble, la découpe, la mise en valeur amicale (amoureuse) des ressources et des splendeurs de l’orchestre comme celles du piano soliste, ose éloquemment s’intégrer à tout ce qui dans la musique s’est réussi de nouveau et d’explorateur, jusqu’à l’aléatoire. Et ce qui en résulte est liberté et invention, une inventive et très allante liberté ; une demi-heure de fantaisie adulte, en amont de laquelle il y a eu dix désirs de concerto essayés et rejetés, plus une dernière longue temporisation.
Treize ans en effet ont passé avant l’éclosion de l’œuvre, depuis ce concours de Varsovie 1975 où Lutoslawski qui siégeait au jury rencontrait Krystian Zimerman, jeune lion triomphant, et se disait qu’avec celui-ci au piano il pouvait réaliser son idéal. La concentration, mais la facilité aussi, insensée, avec lesquelles Zimerman un quart de siècle plus tard (et l’auréole juvénile de ses cheveux blonds devenue crinière blanche) avale la partie pianistique de ce concerto, semblant n’en faire qu’une bouchée, laissent simplement sidéré. L’orchestre donne ce qui semble un simple bourdonnement d’insectes vibrants ? Ses doigts y répondent avec un tact, un délié, des nuances de dynamique et presque de qualité de vibration qui feraient croire à une palette métallisée d’un nouveau type. Pour appliquer tel accord, la force qu’il met en jeu paraît herculéenne, mais contrôlée pourtant. La vélocité ici est exactement prestidigitation, tant chaque son semble exprimé pour elle-même, dans sa plénitude de sens. Sans vrai cantabile, c’est comme un incessant lyrisme de formule neuve qui soulève et conduit de bout en bout ce concerto inspiré où on se dit parfois qu’erre un Chopin, ou peut être un Liszt, suffoqué par un arrière parfum de Debussy, mis hors de lui par le monde de métal du Mandarin de Bartók : mais qui, pas moins, reste un Chopin, ou un Liszt. De toute la musique du siècle, la vivante, se gorge ce Lutoslawski qui en marque la fin, et qui la montre orgueilleusement entreprenante, ayant vaincu ses blocages, ouvert ses impasses. Quelle leçon !
Mené avec toujours le même calme sans gestes, élégamment désinvolte (mais combien vigilant) de Paavo Järvi, l’orchestre réalisait avec son stupéfiant soliste une osmose plus d’une fois magique, chambriste presque par l’échange de sonorité de l’un à l’autre. Il avait fait valoir dans une superbe Ouverture de Genoveva ses coloris romantiques plus typés, l’ampleur d’étoffe dans l’expansion lyrique de la vision sonore. Toute simple, narrative, comme joueuse, sera en fin de programme une très superbe Pastorale, qui ne cherche pas à prouver, ni à changer la donne, mais dont tout le détail instrumental est exquis, lumineux, comme heureux de s’épanouir en souplesse. Même liberté chez Lutoslawski et chez Beethoven. C’est dire la mise au point, derrière !
Salle Pleyel, le 24 janvier 2013
http://blogs.qobuz.com/andretubeuf/2013/01/28/un-tres-jeune-et-vivant-centenaire-celui-de-lutoslawski-a-la-salle-pleyel/
André Tubeuf
28.01.2013
Witold Lutoslawski aurait cent ans ce 25 janvier. Krystian Zimerman n’est pas seulement celui qui le premier a joué son unique concerto pour piano en création mondiale à Salzbourg à l’été 1988 puis à l’automne à l’Orchestre de Paris, les deux fois sous la direction du compositeur lui même. Il est d’abord celui pour qui Lutoslawski a écrit ce chef-d’œuvre, ultime aboutissement pour lui qui s’est livré si peu ; son unique concerto pour piano, assez assurément le plus essentiel de la seconde moitié du siècle : celui qui, resté jalousement classique par l’unité de l’ensemble, la découpe, la mise en valeur amicale (amoureuse) des ressources et des splendeurs de l’orchestre comme celles du piano soliste, ose éloquemment s’intégrer à tout ce qui dans la musique s’est réussi de nouveau et d’explorateur, jusqu’à l’aléatoire. Et ce qui en résulte est liberté et invention, une inventive et très allante liberté ; une demi-heure de fantaisie adulte, en amont de laquelle il y a eu dix désirs de concerto essayés et rejetés, plus une dernière longue temporisation.
Treize ans en effet ont passé avant l’éclosion de l’œuvre, depuis ce concours de Varsovie 1975 où Lutoslawski qui siégeait au jury rencontrait Krystian Zimerman, jeune lion triomphant, et se disait qu’avec celui-ci au piano il pouvait réaliser son idéal. La concentration, mais la facilité aussi, insensée, avec lesquelles Zimerman un quart de siècle plus tard (et l’auréole juvénile de ses cheveux blonds devenue crinière blanche) avale la partie pianistique de ce concerto, semblant n’en faire qu’une bouchée, laissent simplement sidéré. L’orchestre donne ce qui semble un simple bourdonnement d’insectes vibrants ? Ses doigts y répondent avec un tact, un délié, des nuances de dynamique et presque de qualité de vibration qui feraient croire à une palette métallisée d’un nouveau type. Pour appliquer tel accord, la force qu’il met en jeu paraît herculéenne, mais contrôlée pourtant. La vélocité ici est exactement prestidigitation, tant chaque son semble exprimé pour elle-même, dans sa plénitude de sens. Sans vrai cantabile, c’est comme un incessant lyrisme de formule neuve qui soulève et conduit de bout en bout ce concerto inspiré où on se dit parfois qu’erre un Chopin, ou peut être un Liszt, suffoqué par un arrière parfum de Debussy, mis hors de lui par le monde de métal du Mandarin de Bartók : mais qui, pas moins, reste un Chopin, ou un Liszt. De toute la musique du siècle, la vivante, se gorge ce Lutoslawski qui en marque la fin, et qui la montre orgueilleusement entreprenante, ayant vaincu ses blocages, ouvert ses impasses. Quelle leçon !
Mené avec toujours le même calme sans gestes, élégamment désinvolte (mais combien vigilant) de Paavo Järvi, l’orchestre réalisait avec son stupéfiant soliste une osmose plus d’une fois magique, chambriste presque par l’échange de sonorité de l’un à l’autre. Il avait fait valoir dans une superbe Ouverture de Genoveva ses coloris romantiques plus typés, l’ampleur d’étoffe dans l’expansion lyrique de la vision sonore. Toute simple, narrative, comme joueuse, sera en fin de programme une très superbe Pastorale, qui ne cherche pas à prouver, ni à changer la donne, mais dont tout le détail instrumental est exquis, lumineux, comme heureux de s’épanouir en souplesse. Même liberté chez Lutoslawski et chez Beethoven. C’est dire la mise au point, derrière !
Salle Pleyel, le 24 janvier 2013
http://blogs.qobuz.com/andretubeuf/2013/01/28/un-tres-jeune-et-vivant-centenaire-celui-de-lutoslawski-a-la-salle-pleyel/
Saturday, February 02, 2013
Paavo Järvi und Schumann
Kulturradio.de
Peter Uehling
01.02.2013
http://www.kulturradio.de/rezensionen/cd/2013/paavo_jaervi_und_schumann.html
Peter Uehling
01.02.2013
Järvi und die Deutsche Kammerphilharmonie Bremen setzen einen neuen Standard in der Interpretation Schumannscher Orchesterwerke.
Bewertung: 

So schwierig es ist, mit Beethovens Sinfonien noch eine Sensation zu machen: Paavo Järvi und der Deutsche Kammerphilharmonie Bremen ist es gelungen. Das Echo auf die erste Folge ihrer projektierten Schumann-Gesamtaufnahme fiel noch nicht in gleicher Weise euphorisch aus. Nach dieser Doppel-CD mit Schumanns Erfolgssinfonien 1 und 3 widmet sich die zweite Folge der schwierigen Zweiten und teils unbekannten Ouvertüren aus der Spätzeit des Komponisten. Hier müssen Järvi und sein Orchester sich nicht nur gegen vorliegende Interpretationen behaupten, sondern auch gegen die Schwierigkeiten der Musik. Die Zweite Sinfonie peilt das große Drama mit übergreifendem Quintsignal der Blechbläser an; dessen Grandiosität wird jedoch ab dem ersten Takt unterminiert von chromatisch schleichenden Streicherstimmen. Im Finale führt Schumann den anfänglichen Schwung ad absurdum, das Stück kommt auf einer Generalpause zum Stillstand und beginnt dann neu: Drastischer kann man Gebrochenheit nicht inszenieren.
Präsizion
Die Kammerphilharmonie Bremen reduziert die Schwierigkeiten nicht, sondern stellt sie klar dar. Die Tugenden des Ensembles liegen auf der Hand: Die Präzision im Zusammenspiel, die blitzsaubere Intonation in den Bläsern oder den ersten Violinen im berüchtigten Scherzo könnte manches hochberühmte Orchester beschämen Mit diesem Klangkörper kann Järvi zudem ungemein originell verfahren, Klang und Phrasierung sind genau gesteuert und setzen vor allem in Details den Stücken nie gehörte Lichter auf.
Sprechend musiziert
Solche Beschreibungen klingen technisch und scheinen dem „poetischen“ Schumann unangemessen. Wer Poesie mit Verschwommenheit gleichsetzt, dem wird diese Aufnahme in der Tat nichts sagen. Järvis Poesie ist exakt: ein Verdämmern im Trio des Scherzos, ein ekstatischer Aufschwung im Adagio. Mag sein, dass unter Järvis frontalem Zugriff die Individualität eines Solobläsers eher eingefaltet bleibt, das Oboensolo zu Beginn des Adagios klingt eher barock als romantisch – aber es berührt dennoch, weil auch im Tutti immer sprechend musiziert wird, als handelte es sich um eine kleine Besetzung.
Mehr als Bonusmaterial
Die hinzugefügten vier Ouvertüren steigern den Repertoirewert der CD: Wo findet man in dieser Qualität schon die Ouvertüren zu „Hermann und Dorothea“ oder zur „Braut von Messina“. Zweifellos sind dies hochmerkwürdige Stücke: „Hermann und Dorothea“ zitiert ausgiebig aus der Marseillaise, das Ineinandergreifen von aufschießenden Figuren und verquälter Harmonik am Beginn der „Braut von Messina“ gehört zu Schumanns sperrigsten Eingebungen. Dass die Interpretationen bei aller Akkuratesse nicht ganz so durchdrungen wirken wie die der Sinfonie oder der bekannten „Manfred“-Ouvertüre, sei nicht verschwiegen. Dennoch setzen Järvi und die Kammerphilharmonie so dezent wie nachdrücklich einen neuen Standard in der Interpretation Schumannscher Orchesterwerke.
Präsizion
Die Kammerphilharmonie Bremen reduziert die Schwierigkeiten nicht, sondern stellt sie klar dar. Die Tugenden des Ensembles liegen auf der Hand: Die Präzision im Zusammenspiel, die blitzsaubere Intonation in den Bläsern oder den ersten Violinen im berüchtigten Scherzo könnte manches hochberühmte Orchester beschämen Mit diesem Klangkörper kann Järvi zudem ungemein originell verfahren, Klang und Phrasierung sind genau gesteuert und setzen vor allem in Details den Stücken nie gehörte Lichter auf.
Sprechend musiziert
Solche Beschreibungen klingen technisch und scheinen dem „poetischen“ Schumann unangemessen. Wer Poesie mit Verschwommenheit gleichsetzt, dem wird diese Aufnahme in der Tat nichts sagen. Järvis Poesie ist exakt: ein Verdämmern im Trio des Scherzos, ein ekstatischer Aufschwung im Adagio. Mag sein, dass unter Järvis frontalem Zugriff die Individualität eines Solobläsers eher eingefaltet bleibt, das Oboensolo zu Beginn des Adagios klingt eher barock als romantisch – aber es berührt dennoch, weil auch im Tutti immer sprechend musiziert wird, als handelte es sich um eine kleine Besetzung.
Mehr als Bonusmaterial
Die hinzugefügten vier Ouvertüren steigern den Repertoirewert der CD: Wo findet man in dieser Qualität schon die Ouvertüren zu „Hermann und Dorothea“ oder zur „Braut von Messina“. Zweifellos sind dies hochmerkwürdige Stücke: „Hermann und Dorothea“ zitiert ausgiebig aus der Marseillaise, das Ineinandergreifen von aufschießenden Figuren und verquälter Harmonik am Beginn der „Braut von Messina“ gehört zu Schumanns sperrigsten Eingebungen. Dass die Interpretationen bei aller Akkuratesse nicht ganz so durchdrungen wirken wie die der Sinfonie oder der bekannten „Manfred“-Ouvertüre, sei nicht verschwiegen. Dennoch setzen Järvi und die Kammerphilharmonie so dezent wie nachdrücklich einen neuen Standard in der Interpretation Schumannscher Orchesterwerke.
Subscribe to:
Posts (Atom)