Neuer Hausgott gefunden

ovb-online.de
Tobias Hell
29.06.2018

Münchner Philharmoniker, Gasteig.

Beethoven, Brahms und Bruckner gehören von jeher zu den Hausgöttern der Münchner Philharmoniker. Und wenn die jüngsten Konzerte als Indikator gelten dürfen, ließe sich diesen Namen gut und gerne mit Bartók einweiteres „B“ zur Seite stellen. Denn nach dem fulminanten „Mandarin“, den man in der vergangenen Woche hingelegt hatte, folgte nun mit dem dritten Klavierkonzert des Komponisten der nächste Volltreffer. Zu danken war dies auch dem Solisten Piotr Anderszewski, der eine balancierte Lesart vorstellte, die um die effektvollen Aspekte des Werks wusste, aber auch hinter die Noten zu schauen verstand. Hochemotional vor allem der zweite Satz, dessen „Adagio religioso“ Anderszewski beim Wort nahm, ohne plakativ das Weihrauchfass zu schwenken.

Genau hier fand sich die Schnittmenge mit Dirigent Paavo Järvi. Der nämlich hatte schon vor der Pause mit der „Nullten“ einen überzeugenden Zugang zu Bruckner gefunden, bei dem Klischees und Vorurteile in der Schublade blieben. Järvi befreite die Partitur von romantisierendem Ballast und pflegte ein dynamisch flexibles, klar aufgefächertes Klangbild, das vor der Auslotung von Extremen keineswegs zurückschreckte. Etwa im scharfkantigen Scherzo, wo das kontrastierende Trio augenzwinkernd mit einer Extraschicht Geigen-Zuckerguss überzogen wurde.

Ebenso kompromisslos auch Hindemiths „Symphonische Metamorphosen“: Kraftvoll, aber dank umsichtiger Blechbläser selbst bei großen Klangeruptionen nie brutal, sondern Hindemiths Instrumentierung effektvoll auskostend.

Comments

Popular Posts