Zauber in jedem Ton



December 26, 2007


VON OLAF WEIDEN

Eine Festgabe in der voll besetzten Philharmonie präsentierten die Deutsche Kammerphilharmonie Bremen und ihr künstlerischer Leiter Paavo Järvi. Das momentan Beethoven-fixierte Orchester hatte Viktoria Mullova für das Violinkonzert des Bonner Meisters gewinnen können.
Und sie zauberte jeden Ton glühend und glanzvoll, aber ohne jedes romantische Expressivo aus den Saiten ihres kostbaren Instruments. Dieser Beethoven machte tatsächlich Lust auf den letzten Clou der russischen Geigerin, die mit Sir John Eliot Gardiner eine erste Interpretation von Brahms Violinkonzert auf der Darmsaite eingespielt hat.
Ein so satter Klang und so viel Wärme bei sparsam blühendem Vibrato, bei unaufgeregt fließenden virtuosen Figuren und einer unglaublichen, fein abgestimmten Intonation - das wird selbst in der Weihnachtszeit selten beschert.
Orchester, Dirigent und Solistin haben bereits eine erfolgreiche USA-Tournee bestritten, auf der der estnische Dirigent sein Orchester in seiner zweiten Heimat erstmals präsentierte. Und im Violinkonzert erfreuten die Kammermusiker aus Bremen mit ungewohnter Trennschärfe bei fließendem Übergang zwischen Solo und Begleitung.
Mullova strich die letzten Tutti-Takte der Einleitung mit, wuchs sodann aus dem Ton der Streichergruppe als Solistin heraus, das Orchester fiel in ein glühendes Pianissimo, hellwach. Jedes Orchester-Crescendo geriet zum Sonnenaufgang, verschaffte der Solostimme Nachdruck. Das war Kammermusik pur - fantastisch gelenkt von Järvi, überragend gestaltet von Viktoria Mullova.
Mystische Liebesgrüße entbietet das kleine Sibelius-Werk „Rakastava“ op. 14 für Streichorchester, entstanden aus einem Männerchor-Werk. Satt gefärbte traurige Melodien wechseln mit tänzerischen Rhythmen, das wenig eindrucksvolle Musikstück wurde edel aufgeführt.
Alle Sinfonien von Beethoven spielen Järvi und seine Bremer zur Zeit auf CDs ein. In Köln gab es die Pastorale - auf hohem Niveau, aber ohne revolutionäre Neuigkeiten.


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