Des Hamburgers Brahms 150-jähriges Bremer Jubiläum

welt.de
12.04.2018

Wir schreiben den 10. April 1868. Johannes Brahms höchstselbst steht am Dirigentenpult. Erstmals erklingt seine Musik, die Trauernden Trost spenden soll: Der Komponist hebt „Ein Deutsches Requiem“ aus der Taufe – im St.-Petri-Dom zu Bremen. Seiner Hamburger Heimat hat er zuvor verschnupft den Rücken gekehrt, denn der erwartete Direktorenposten der Philharmonischen Konzerte ging an ihm vorbei. Der Prophet im eigenen Land ist nichts wert. Dafür beschert dem 34 Jahre jungen Meister die andere Hansestadt einen Triumph. Dem wohnt seine verehrte Clara Schumann als Überraschungsgast ebenso bei wie sein Vater und sein Kollege Max Bruch.

Exakt 150 Jahren später steht nun ebenda Paavo Järvi vor der Deutschen Kammerphilharmonie Bremen und leitet anlässlich des Jubiläums der Uraufführung das Festkonzert dieser Religionsgrenzen sprengenden Kantate. Brahms' flotte Metronomangaben ernst nehmend setzt Järvi auf sanglich flüssige Tempi. Kontrastdynamisch kostet er mit Bariton Matthias Goerne gleichsam geflüsterte Pianissimi aus, wenn vom Geheimnis der Verwandlung die Rede ist, um ihnen wuchtig die Frage entgegenzusetzen: „Hölle, wo ist dein Sieg?“ Es ist die lyrische Intimität des Monumentalen, die an diesem Abend berührt. Dank der musikalisch gelebten Städtepartnerschaft Bremens mit Riga ist der lettische Staatschor zu Gast – und singt mit herrlich reinem Klang von den lieblichen Wohnungen des Herrn Zebaoth. Das gleißende Licht des in sanft schattierten Farben jubilierenden Spitzenchores macht die Auferstehungshoffnung zur Gewissheit. Sopranistin Valentina Farcas stimmt ihr Solo schlicht, ungeschminkt und fettfrei an. Der gefeierte Brahms-Zyklus der Kammerphilharmonie biegt in die Zielgerade ein.

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