Paavo Järvis tiefschürfende Shostakovich-Interpretationen

pizzicato.lu
Remy Rranck
5.01.2018

Dmitri Shostakovich: Symphonie Nr. 6 in B minor, Op. 54 + Sinfonietta (Arr. für Streichorchester und Pauken des Streichquartetts Nr. 8 op. 110, durch A. Stasevich); Estonian Festival Orchestra, Paavo Järvi ; 1 CD Alpha 389; Aufnahme 07/2016 + 08/2017, Veröffentlichung 19/01/2018 (56'28) – Rezension von Remy Franck



Mariss Jansons hat den Kopfsatz, das lange Largo der Sechsten Symphonie von Dmitri Shostakovich sehr aufgewühlt-expressiv gestaltet. Paavo Järvi tut genau das Gegenteil. Er dirigiert sehr verhalten, geht den Weg der Stille und der daraus erwachsenden starken Spannung. Die kurzen Sätze Scherzo und Presto werden nicht einfach nur schnell abgespult, sondern kontrastreich geschärft, um das, was in anderen Interpretationen humorvoll wird, mit einer guten Dosis Sarkasmus auszustatten. Eine herausragende Interpretation!

Das 8. Streichquartett wurde von Rudolf Barshai für Kammerorchester (Kammersymphonie op. 110a) arrangiert, von Mikhail Gurewitsch für Streicher und Kontrabass, und für diese Aufnahme von Abram Stasevich für Streicher und Pauken. Das Schlagwerk kann durchaus dazu beitragen, die Spannung zu schüren und die Rhythmik zu unterstützen. Aber bei Järvi passiert das Wesentliche im Streicherkorps. Knisternde Spannung im ersten Largo und eine wie gehetzt wirkende Jagd im Allegro molto, ein erbarmungsloser dritter Satz, …das Ende der Jagd, die Tortur. Die Bilder, die Järvi evoziert sind ergreifend.

Paavo Järvi isn’t interested in a dramatic and passionate reading of Shostakovich’s Sixth Symphony. He reaches the very center of the music with reduced dynamics, sometimes tending towards a near-silence and the resulting mystery. The fast movements are less brilliant but all the more sarcastic. A mesmerizing performance it is. The arrangement of the 8th String Quartet for strings and timpani is quite successful and helps the conductor to draw painful musical pictures.

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