Sol Gabetta in der Tonhalle: Ballerina auf dem Cello


Rheinische Post D Düsseldorf

LARS WALLERANG

11.05.2023DÜSSELDORF 


In einem zart-taubenblauen Flatterkleid betrat die Star-Cellistin Sol Gabetta das Podium der Tonhalle. Es blieb nicht bei der Optik: So elegant Gabettas Auftritt, so brillant ihre Darbietung von Schumanns a-Moll-Konzert.

Die Solistin und die Deutsche Kammerphilharmonie Bremen unter Paavo Järvi begannen fast beiläufig, doch dahinter steckte die in terpretatorische Strategie, Akzente für die wichtigen Momente aufzusparen. Im temperamentvollen Finale klang dann alles mühelos und leicht. Gabetta entfaltete einen warmen, klaren Celloklang ohne kratziges Rumoren oder nasale Verengung. Unter Järvis präziser Leitung streute das Orchester sozusagen einen Blumenteppich aus, über den die Cellistin grazil wie eine Ballerina tanzte.

Der heimliche Star des Abends war allerdings ein Komponist: Joseph Haydn.In einerfamosen, gänzlich uneitlen Interpretation der Bremer Musiker umrahmten zwei späte Sinfonien den Schumann: die Nummern 93 und 104. Haydn ist ja weitaus mehr als nur der Grundsteinleger der Wiener Klassik. Ob ein witzig platzierter Ton des Solo-Fagotts oder ungewöhnlich langeVerzögerungspausen – dies alles gehört zum Geistreichsten, dem man in einem Konzert begegnen kann. Großer, verdienter Beifall.





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