CONCERT REVIEW: Kühle Eleganz und feuriger Pep

Staatskapelle Dresden und Pianist Yundi Li eröffnen in Regensburg Odeon-Konzertsaison
Von Andrea Prölß
Oberpfalznetz, 28.10.2005

Regensburg. Alles deutete zunächst auf einen verhaltenen Start in die Konzertsaison. Das lag zum einem am Programm. Richard Wagners "Parsifal" Vorspiel, "eines der schönsten Klangdenkmäler, die zum unvergänglichen Ruhm der Musik errichtet worden sind". Niemand wagt hier Claude Debussy zu widersprechen, aber als repräsentatives, glanzvolles Eröffnungsstück hatte der eine oder andere Konzertbesucher doch etwas anderes erwartet, als Wagners Weihrauch geschwängerter, poetisch entrückter Blick auf die Grals-Legende. Zum anderen zeigte sich aber auch die mit viel Spannung erwartete sächsische Staatskapelle Dresden zu Beginn des Abends noch nicht in Bestform.

Biederes, dem es an innerer Spannung mangelte. Erst nach der Pause demonstrierte man, auf welch hohem Niveau sich dieses traditionsreiche Orchester bewegt. Zuvor jedoch präsentierte sich Yundi Li, seit dem Gewinn des Warschauer Chopin-Wettbewerbs "Shooting-Star" am Nachwuchs-Pianistenhimmel, mit dem Klavierkonzert Es-Dur von Franz Liszt. Technisch virtuos, in vielen Passagen jedoch ohne die nötige Ausdruckstiefe. Statt heroischem Grundton, locker elegantes, bisweilen etwas kühles Spiel, das aber auch bezaubernde Momente in sich barg, wie zum Beispiel das innige Wechselspiel von Klarinette und Klavier im ersten Satz. Als Zugabe, spielerisch Leichtes aus Yundi Li's Heimat.

Romantische Ausdruckstiefe dagegen mit Robert Schumanns C-Dur-Sinfonie. Ein gegen Krise und Schmerz anprangerndes, dem Schicksal abgetrotztes, musikalisches "Jetzt erst recht!". Damit hinterließen die Dresdner unter dem charismatischen Dirigat von Paavo Järvi nach der Pause nachhaltigen Eindruck. Höhepunkte, das feurig elegante Scherzo, der tiefsinnige Adagio-Satz, von Järvi wohltuend zügig genommen und von falschem Sentiment befreit, sowie der stürmisch schwungvolle Finalsatz, der diese Durch-Leid-Zum-Licht-Sinfonie emphatisch krönt.

Vom festlich gestimmten Publikum, das vor der Pause eher artig applaudierte, begeistert aufgenommen. Begeisterung vollends bei der Zugabe, "dem" Ungarische Tanz von Johannes Brahms, der, mit Applaus heischendem, feurigem Pep und Paprika serviert, für den eher verhaltenen Konzertbeginn entschädigte. Ende gut, alles gut.

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